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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Aus Gründen, die er am besten kannte, mied er Europa grundsätzlich und bevorzugte Gegenden, wo man das Meer sehen konnte. Das waren vornehmlich die Karibik oder die Südsee mit Ausnahme der Hawaii-Inseln, wo ihn die Anwesenheit des FBI störte. Man soll schlafende Hunde nicht wecken, sagt der Volksmund, und Jeanmaire hätte eine große Meute hinter sich gehabt. Auf Barbados aber fühlte er sich wohl. Er war schon zehnmal auf der Insel gewesen, kannte einige Herren der Regierung in Bridgetown, arbeitete mit einer Klassifizierungsgesellschaft in der Hauptstadt eng zusammen und ließ so manchen Dollar auf der Insel zurück. Wenn es galt, Vertrauen zu erwecken und Freunde zu gewinnen, konnte Jeanmaire sehr großzügig sein. Sein Kalkül war einfach: Wo man etwas hineinsteckt, kann ein Mehrfaches herauskommen. Bisher hatte ihm der Erfolg immer recht gegeben.
    Am 27. waren die Eingeladenen vollzählig im Glitterbay. Zweiundzwanzig seriöse, meist ältere Herren begrüßten sich herzlich, umarmten sich, fragten nach dem Wohlergehen von Frauen, Kindern, Enkelkindern, tranken einen Cocktail und fanden einstimmig, daß die Insel, trotz der Touristenschwemme aus Europa, ihren Zauber nicht verloren hatte.
    Man traf sich zunächst draußen an der Bar des Swimmingpools unter bunten Sonnenschirmen und erzählte sich Familiäres oder Intimes über gemeinsame Bekannte. Besonders herzlich wurde der Reeder Jesus Malinga Bouto aus Liberia begrüßt. Man umarmte ihn, klopfte ihm auf die Schulter, und einige Reeder aus Panama und den Bahamas küßten ihn sogar dreimal auf die Wangen.
    Nach dem Mittagessen, das Jeanmaire zusammengestellt hatte, zogen sich die Reeder gemeinsam zurück. Der Ernst des Tages begann.
    Nach einer kurzen formellen Begrüßung kam Jeanmaire, der den Vorsitz der Connection übernommen hatte, ohne lange Umschweife sofort auf das Thema. Er sagte:
    »Wir alle sind uns im klaren, daß die Lage sehr ernst ist. Drei von uns haben einen herben Verlust erlitten: Mr. Wolffers ist seine Else Vorster entführt worden von den gefürchtetsten Piraten im Südchinesischen Meer. Kollege Bouto hat seine Maringo vor Teneriffa verloren, 200.000 Tonnen Öl liefen aus und bildeten einen riesigen Ölteppich, der die gesamten Kanarischen Inseln bedrohte. Gott sei Dank schlug der Wind rechtzeitig um und trieb die Gefahr hinaus auf den freien Atlantik, wo sich bald alles auflösen wird. Ich habe größten Ärger mit meiner Unico II, weil mein Kapitän zu dämlich war, das Schiff aufzugeben. Das hätte mir – wie auch Ihnen, liebe Kollegen – eine befriedigende Versicherungssumme eingebracht.«
    »Bei mir zahlt keiner was!« warf Dr. Wolffers ein. »Die Else Vorster gilt nicht als verloren. Ihr Schicksal ist unbekannt. Man weiß nur, daß sie in der Hand des Piraten Nyen Su-Feng ist oder war, und das gilt nicht als Totalverlust. Man faselt von einer Wiederbeschaffung. Da sind Bouto und Sie, Jeanmaire, besser dran. Vor allem Bouto.«
    »Sprechen wir jetzt nicht über Geld – es gibt ein heißeres Thema. Durch die Häufung der Unglücke auf See, vor allem bei den Tankern, und seit der Katastrophe mit der Maringo plant man ein internationales Abkommen, das unsere Handlungsfreiheit enorm beschränken wird. Der Maßnahmenkatalog kommt einer Knebelung gleich. Wir alle wissen, was es bedeutet, wenn das zum Gesetz erhoben wird. Es ist das Ende der lukrativen Schiffahrt. Meine Herren, ich habe versucht, über unsere internationalen Verbindungen diese Idee vom Tisch zu wischen. Leider zur Zeit nicht möglich. Die Unglücke der letzten Monate haben eine feindliche Atmosphäre gegen Tankerreeder entstehen lassen. Wir sollen an allem schuld sein! Man wirft uns vor, alte Rostlauben nur fahren zu lassen, damit sie untergehen!«
    Jeanmaire legte eine Pause ein. Dann redete er weiter:
    »Die ahnungslose Welt glaubt dieser Hetzpropaganda. Die Umweltschutzorganisationen schlagen Salti! Vor allem die Deutschen, das muß ich leider sagten, Dr. Wolffers, vor allem die Deutschen reißen das Maul auf. Da ist der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, da ist Greenpeace, da sind die Gewerkschaften, da ist der Bundesverband der Lotsen, da ist die Seeberufsgenossenschaft, alles Schreier, die ihre Umgebung verrückt machen.«
    »Die Fast-Katastrophe Ihrer Unico II hat das alles ausgelöst«, rief Dr. Wolffers dazwischen. Er ließ den Vorwurf nicht auf sich sitzen, die Deutschen seien hysterisch geworden. »Das Wattenmeer ist unersetzlich! Da stimme ich zu!

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