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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihrer Gegenwart seine Gürtelschnalle öffnete, schlüpfte sie sofort aus ihrem engen schwarzen Kleid, und da sie darunter nur ihre blanke, wundervoll kaffeebraune Haut trug, war der Weg zum Bett schnell überwunden. Oft dachte er dabei an sein Püppchen von Fuerteventura mit ihren spitzen Brüsten und harten Brustwarzen. Fuerteventura … das war eine andere Sonne als in Togo. Es war eine Sonne, die man lieben und genießen konnte. Die Sonne von Lomé haßte Armand. Das feuchtheiße Klima setzte ihm zu.
    An einem Vormittag, als er an der Uferpromenade des Lac de Bé saß, klopfte ihm jemand leicht auf die Schulter. Armand, geschult, sofort zu reagieren, schnellte herum und ging in Verteidigungshaltung. Der Mann, der ihn angetippt hatte, lachte leise.
    »Sie erkennen mich nicht, Monsieur?« fragte er.
    Armand richtete sich aus der gekrümmten Haltung wieder auf. »Bedauere, nein? Woher kennen Sie mich?«
    »Sie haben bei mir eine wunderschöne Maschinenpistole gekauft …«
    »Ali Mahmud.«
    »Richtig.« Mahmud setzte sich neben Armand auf die Bank und nahm ein goldenes Zigarettenetui aus der Tasche seiner Dschellaba. Er bot Armand eine Zigarette und sah, wie er zögerte. »Sind Sie immer so mißtrauisch, Monsieur?«
    »Das Leben ist ein fortwährendes Betrügen, Ali. Auch du hast mich beschissen.«
    »Ich habe gute Ware geliefert, Monsieur. Gutes kostet Geld … diese zwei Gs sollten Sie sich merken.« Er steckte zuerst Armands, dann seine Zigarette an und machte voller Genuß den ersten Zug. Dann sah er Armand mit glitzernden Augen an und neigte den Kopf etwas zur Seite. »Haben Sie Ihren Springbock erlegt?«
    »Nein! Er ist weggesprungen, und ich habe seine Spur verloren.«
    »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Sie, Ali? Ich glaube kaum.«
    »Man muß Spuren lesen können, und das ist eine Fähigkeit, die nicht jeder beherrscht. Ein normaler Jäger erkennt Fußspuren oder geht der Losung des Wildes nach, das ist keine Kunst. Das kann man lernen. Man muß eine Spur auch riechen können, man muß sie in der Seele spüren. Das können nur wenige, denen Allah diesen Spürsinn gegeben hat.«
    »Dann wollen wir mal auf Allah vertrauen«, sagte Armand. Es klang mehr amüsiert als ernsthaft. »Zunächst: Der Springbock hat zwei Beine …«
    »Das war mir von Anfang an klar, Monsieur.«
    »Ich weiß nicht, wie er aussieht. Ich kenne sein Fell nicht. Ich weiß nicht, wie groß er ist. Ich weiß nur, daß er eine gelbe Krawatte mit roten Punkten trägt.«
    »Ein seltener Springbock, Monsieur.« Ali Mahmud lächelte vor sich hin und hatte dabei die Augen halb geschlossen. Es war, als suche er in seinem Inneren die Antwort auf eine Frage. »Ich sehe ihn …« sagte er dann langsam und in einer Art von Trance. »Ein mittelgroßer Mann mit braunen Haaren. Er trägt diese gelbe Krawatte …«
    »Machen Sie keinen Quatsch, Ali!« sagte Armand atemlos. »Auf so ein Theater falle ich nicht rein!«
    »Ich kenne ihn. Ich habe ihn gesehen mit seiner gelben Krawatte. Er ging an mir vorbei auf dem Boulevard de l'Oti, ganz in der Nähe des Flughafens. Er trug einen hellen Anzug und weiße Schuhe. Das Hemd war von einem schwachen Blau. Die gelbe Krawatte sah gut aus zu dem Hemd und dem Anzug. Ich habe ihm sogar nachgeschaut. Ja, ich sehe ihn jetzt wieder … Er muß so um die Fünfundvierzig sein. Und er hat einen sehr sportlichen Gang. Ich sehe ihn vor mir … Es ist kein Franzose, auch kein Amerikaner, sein Kopf, sein Haarschnitt, seine Ausstrahlung … Ich spüre sie, ich sehe sie … Er muß Deutscher sein …«
    Armand zog die Schultern hoch. Er spürte, wie das Unheimliche in ihm emporkroch. Es gab keine Erklärungen für Alis Visionen, aber sie konnten die Wahrheit sein. Also doch ein Deutscher! Aber keiner kannte ihn im Deutschen Club? War es ein Außenseiter? Dann war er gefährlicher, als Armand es erwartet hatte. Dann war er ein ernstzunehmender Gegner. Ein Außenseiter besitzt den Haß des Verstoßenen. Er ist der einsame, graue Wolf, der nur vor sich selbst Achtung hat.
    Ali Mahmud stieß einen eigentümlichen, nicht erklärbaren Laut aus und erwachte aus seinem Trancezustand. Er sah Armand eine Weile stumm an, mit leeren, ausdruckslosen Augen, bis sie sich wieder belebten und den gewohnten Glanz zurückgewannen.
    »Konnte ich Ihnen helfen, Monsieur?« fragte Ali Mahmud noch einmal mit ganz normaler Stimme.
    »Ich glaube schon.« Armand wischte sich über das schweißnasse Gesicht. Dieses verdammte Klima, und dazu noch ein Mann, der

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