Öl-Connection
daran ändert, daß der Schaden durch Heßbach uns allen lange Zeit anhaften wird. Es muß uns dennoch gelingen, alle Beteiligten davon zu überzeugen, daß Heßbach ein Demagoge ist, der die Massen in Hysterie aufpeitschen kann. Die Saat seiner Worte darf nicht aufgehen. Seine körperliche Ausschaltung überlassen Sie bitte mir und Mr. Bouto. – Das war das Wichtigste, was hierzu zu sagen war. Ich bitte jetzt um die Diskussion meiner Vorschläge.«
Die Herren der Öl-Connection debattierten bis in den Abend hinein. Am Ende waren sich alle einig, daß der Druck auf die Staaten wesentlich verstärkt werden müsse. Und natürlich würde man weiter die uralten Tanker auf allen Meeren fahren lassen, um möglichst hohe Gewinne einzustreichen, solange dies noch möglich war. Ein Reeder aus England faßte das Gesagte in einem Satz zusammen, der von allen beklatscht wurde:
»Ölunfälle wird es immer geben, das läßt sich nicht vermeiden. Aber man sollte Ölunfälle nicht dramatisieren. Unser britischer Schiffahrtsminister, Malcolm Earl of Cattiness, hat nach dem letzten Ölunfall gesagt: ›Das Öl schwimmt oben, und die Fische schwimmen unten. Da kann nicht viel passieren!‹ Dazu ist nichts mehr zu sagen!«
Das Abendessen war wiederum ein Fest der Gourmets. Nach einem Besuch an der Bar zogen sich die Herren zufrieden auf ihre Suiten zurück. Die Zusammenkunft auf Barbados war ein voller Erfolg gewesen, der sich in den nächsten Jahren auszahlen würde. Von einer Krise der Tankerschiffahrt konnte keine Rede sein.
Lomé
Im Deutschen Club von Lomé war Gérard Armand ein gern gesehener Stammgast geworden. Die Clubkarte zahlte sich aus. Er erfuhr so manche Interna aus den Geschäftsleben Togos, lernte eine Anzahl einflußreicher Leute kennen, aber so diskret er auch jeden fragte: Einen Mann mit einer gelben, rotgepunkteten Krawatte kannte niemand.
»So etwas fällt doch auf!« sagte der Stellvertreter des deutschen Konsuls und lachte dabei, als habe Armand einen Witz erzählt. »Gelb mit roten Punkten … da guckt doch jeder hin. Ich glaube nicht, Herr Armand, daß dieser ›geschmackvolle‹ Herr Mitglied unseres Clubs ist.«
»Er muß eine einflußreiche Stellung in Lomé haben.« Armand sah dem Rauch seiner Zigarre nach. »Er hat einen prominenten Gast aus Deutschland vom Hôtel de la Paix abgeholt und hat ihn auf einer Fahrt landeinwärts begleitet. Sie fragen sich sicher, welches Interesse ich an dem Herrn habe.«
»Dieser Gedanke ist mir tatsächlich gekommen.«
»Ich glaube, in ihm einen alten Bekannten wiederzuerkennen. Wir haben uns – lassen Sie mich nachdenken – ja, wir haben uns bestimmt zwanzig Jahre nicht mehr gesehen. Da kann sich ein Mensch verändern.«
»Und zwar gewaltig. Aber Sie wissen doch seinen Namen?«
»Er hieß damals Julian Reeske.«
»Was soll das heißen: Damals?«
»In zwanzig Jahren kann sich auch ein Name ändern.«
»Das wäre unseriös. Im Deutschen Club verkehren nur seriöse Herren …«
Armand begriff sofort, daß er einen groben Fehler gemacht hatte, den es sofort zu korrigieren galt. Er lachte kurz auf, wischte mit der Hand durch die Luft und erklärte: »So war es nicht gemeint. Ich habe nur ein Sprichwort zitiert, das ich in den USA gehört habe.«
»Typisch Amerika! Dort soll man die Namen wechseln können wie die Hemden. Und wer will das kontrollieren – es gibt ja keine Meldepflicht!« Der Stellvertreter des Konsuls warf Armand einen forschenden Blick zu. »Woher kennen Sie den Krawattenträger?«
»Ich traf ihn in St. Tropez. Er machte dort Urlaub. Wir kamen ins Gespräch. Ein interessanter Mann. Er ist im Exportgeschäft tätig, paßt also genau nach Togo.«
»Hier gibt es viele Exportfirmen.«
»Auch für Seetransporte?«
»Vornehmlich, schon aus Kostengründen. Lomé ist ein wichtiger Umschlagplatz. Der Hafen ist gewissermaßen das Herz von Togo. In neuerer Zeit ist man bemüht, den Tourismus anzukurbeln, baut Feriendörfer, Clubs und Strandhotels, aber so richtig klappt das noch nicht.«
Drei Wochen lang besuchte Armand fast jeden Abend den Deutschen Club. Das Essen war schmackhaft und genießbar, wie Armand es bezeichnete, das Weinsortiment sogar sehr gut, die Bar etwas bieder, und vor allem vermißte Armand Frauen im Club, die etwas Leben in diese selbstgefällige Männergesellschaft bringen würden.
Ab und zu gönnte sich Armand eine Nacht mit dem flotten Zimmermädchen im Hotel Sarakawa, er brauchte dazu keine langen Worte mehr, denn wenn er in
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