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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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niemand mehr auf.«
    Hinter seinem Geschütz sah Botzke, wie vier Männer zu Nyens Haus rannten. Er schoß auf sie, diesmal gezielt, und er zog die Schultern hoch, als er sie übereinanderstürzen sah. Es war das erste Mal, daß er auf Menschen schoß, und es war das erste Mal, daß er tötete. Aber es blieb ihm keine Zeit, sein Gewissen zu fragen … Nyen durfte nicht befreit werden, bevor sie das offene Meer erreicht hatten.
    Hammerschmidt fuhr genau in der Mitte des Durchschlupfes. Links und rechts hatte die Else Vorster nur noch einen Meter. Er starrte geradeaus und hielt den Atem an, als er die engste Stelle passiert hatte. Halbe, dachte er inbrünstig. Halbe, fahr mir genau in der Spur nach, laß dich vom Echolot nicht verrückt machen. Ich habe es damals geschafft, und du schaffst es auch! Du hast jetzt dreißig Zentimeter Wasser unter dir und links und rechts nur noch fünfzig Zentimeter. Hab keine Angst, Junge! Und bitte, bitte laß es nicht knirschen … diesen entsetzlichen Laut, wenn ein Schiff aufgeschlitzt wird! Korrigiere mit den Bugstrahlrudern, das hast du doch gelernt. Taste dich vorwärts … noch siebzig Meter, und du bist im freien Wasser. Halbe, du hast das Zeug, ein hervorragender Kapitän zu werden. Halbe, halt genau die Richtung …
    Botzke kam hinauf auf die Brücke. Er sah bleich aus und um Jahre gealtert. Wortlos setzte er sich neben den Steuerstand auf den zweiten Stuhl und blickte starr auf den Boden. Hammerschmidt, der die Einfahrt passiert hatte und nun auf offener See war, wandte sich ihm zu.
    »Was haben Sie, Botzke? Alle Mädchen sind unter Deck. Und wir sind frei!«
    »Ich habe vier Menschen erschossen.« Seine Stimme klang tonlos. »Zum ersten Mal habe ich getötet. Daran muß ich mich erst gewöhnen.«
    »Botzke, es war Notwehr. Übrigens: Woher können Sie ein Geschütz bedienen?«
    »Ich bin doch bei der Marine ausgebildet worden. Ich war Richtschütze auf einer Fregatte. Aber wir haben nur auf Attrappen geschossen. Jetzt waren es Menschen. Es ist ein ganz eigentümliches Gefühl, sie straucheln zu sehen und zu wissen: Das ist der Tod, und du hast ihn losgelassen. Ich werde dieses Bild nie vergessen.«
    »Vielleicht. Mein Vater sagte einmal: ›Im Krieg mußt du immer fragen: Er oder ich?‹ Der Schnellere überlebt! Und wir waren jetzt im Krieg. Botzke, gehen Sie hinunter zur Maschine. Volle Fahrt …«
    »Jawohl, Herr Kapitän.« Botzke erhob sich, als sei er zum Umfallen müde. »Volle Fahrt …«
    Er verließ die Brücke und ließ sich an Deck die ganze Nacht über nicht mehr sehen.
    Auch die Else Vorster hatte das Korallenriff passiert und schwamm jetzt im freien Wasser. Halbe verkündete es, indem er das ohrenbetäubende Nebelhorn zog.
    »Bravo!« rief Hammerschmidt und fühlte sich endlich frei. »Ich wußte, Halbe – ich kann mich auf Sie verlassen! Und nun Dampf drauf, mein Junge. Kurs direkt auf Singapur. In zwei Tagen können wir an Land gehen …«
    Drei Tage später meldeten die Nachrichten die Sensation:
    Die von Piraten im Südchinesischen Meer gekaperte Else Vorster ist, zusammen mit dem Schnellboot des berüchtigten Piraten Nyen Su-Feng, gestern im Hafen von Singapur eingetroffen.
    In einem Bravourstück gelang es Kapitän Ernst Hammerschmidt und seinen Offizieren Jens Halbe und Richard Botzke, unterstützt von dem japanischen Arzt Dr. Tashi Kagoshima und einem chinesischen Koch, sich aus der Gefangenschaft von Nyen Su-Feng zu befreien und beide Schiffe sicher nach Singapur zu bringen. Einheiten der malaysischen und indonesischen Kriegsmarine sind zu der Insel Jemaja unterwegs, wo sich das Versteck der Piraten befindet. Der ›Schrecken der Meere‹ wird seiner gerechten Strafe zugeführt. Einzelheiten der sensationellen Befreiung sind noch nicht bekannt. Kapitän Hammerschmidt und seine Offiziere haben jegliche Stellungnahme abgelehnt. An Bord der Piratenyacht waren auch 24 Mädchen, die Nyen bei verschiedenen Raubzügen entführt hatte und die als Prostituierte arbeiten mußten. Sie werden auf diplomatischem Weg in ihre Länder zurückgeschickt. Nach ersten Berichten verdanken sie ihr Leben dem deutschen Kapitän Ernst Hammerschmidt.
    Dr. Wolffers flog sofort nach Singapur. Man hatte nie einen glücklicheren Menschen gesehen. »Es gibt doch noch Helden!« sagte er in einem Fernseh-Interview. »So abgedroschen das Wort auch ist … wie soll man es anders nennen? Die Leistung von Kapitän Hammerschmidt ist mit Worten gar nicht zu würdigen! Meine Bewunderung

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