Öl-Connection
Botzke im Maschinenraum an.
»Wir können, Botzke.«
»Aye aye, Sir …«
»Benehmen Sie sich, Botzke!«
»Jawohl, Herr Kapitän.« Er stockte. »Das Nebelhorn …«
»Ziehe ich sofort.«
Hammerschmidt blickte wieder hinüber zu seinem stolzen Schiff. Er spürte das Glück und die grenzenlose Befriedigung, das Richtige getan zu haben. Er sah, wie das Wasser aufschäumte, Kagoshimas Frau Sundara war nun auch zur Stelle und bemühte sich, die Leinen, mit denen der Container an Land festgehalten wurde, zu lösen. Er sah, wie sie versuchte, die Schlingen über die Pflöcke zu hieven, wie sie die Beine in den Boden stemmte und mit aller Kraft an den Tauen zog, und dann hörte er die Winden knirschen, die mehr Seil gaben, um die Arbeit zu erleichtern.
Hammerschmidt griff zum Telefon und wählte die Funkverbindung zu seinem Schiff.
»Halbe!« rief er, als sich der Erste Offizier meldete. »Kappen Sie die Taue, verdammt nochmal. Die Frau schafft das nicht! Kappen! In zehn Minuten lege ich ab!«
Er suchte auf der Brücke den Hebel für das Nebelhorn. Dreimal zog er daran, und dreimal dröhnte das Horn dumpf durch die Bucht. Auf der Else Vorster erschien jetzt der chinesische Koch mit einer großen Axt und hieb auf die Seile ein. Tau um Tau wurde zerschlagen und klatschte ins Wasser. Sundara rannte zum Schiff und hechtete über den ausgefahrenen Steg an Bord. Sie hatte kaum das Deck erreicht, als Halbe den Steg einholte. Die Vollautomatik funktionierte fehlerfrei.
Aus dem Bordell quollen jetzt die Mädchen. Sie hatten ihre Kleider übergeworfen, einige rannten nackt zum Strand, das Kleid über dem Arm. Nichts mitnehmen, hatte Botzke zu ihnen gesagt. Ihr könnt alles in Singapur wieder kaufen. Ihr rennt um euer Leben, denkt daran! Nichts anderes ist mehr wichtig.
»Motoren an!« rief Hammerschmidt nach unten. Er schwitzte vor Aufregung, außerdem spürte er den Alkohol.
»Die Mädels …« fragte Botzke.
»Sind unterwegs.«
Ein leichtes Zittern erschütterte die Yacht. Die Maschinen liefen.
Die Mädchen stürzten an Bord. Als letzte kam ein älteres Mädchen, das bisher die Aufsicht über das Bordell gehabt hatte. Sie stieg zu Hammerschmidt hinauf auf die Brücke.
»Wir haben die Kerle in die Zimmer eingesperrt!« schrie sie. »Aber sie werden die Türen eintreten!«
»Sind alle Mädchen an Bord?«
»Ja, alle. Vierundzwanzig.« Sie lehnte sich erschöpft gegen die Wand. Ihre Augen flatterten vor Angst. »Schaffen wir es?«
»Natürlich schaffen wir es.« Hammerschmidt drückte den Maschinentelegrafen auf langsame Fahrt. Die Yacht setzte sich in Bewegung und glitt vom Strand weg. Der Steg klatschte ins Wasser und trieb im Schaum, den die Schiffsschraube aufwirbelte, zur Seite weg. Hammerschmidt stellte das Echolot an.
An Deck erschien jetzt Botzke. Augenblicklich würde es bei langsamer Fahrt bleiben, er brauchte also nicht bei der Maschine zu bleiben. Einer inneren Eingebung folgend, rannte er hinüber zu dem Zwillingsgeschütz, riß die Abdeckhaube herunter und überzeugte sich, daß das Geschütz geladen war. Nyens Anweisung, immer kampfbereit zu sein, zahlte sich jetzt aus.
Inzwischen hatten sich die überlisteten Piraten befreit. Einige kamen noch nackt, andere nur mit ihren Hosen bekleidet an den Strand gelaufen. Ohnmächtig sahen sie, wie sich die beiden Schiffe vom Ufer entfernten. Hammerschmidt hörte ihr Schreien und dazwischen die Befehle des Ersten Steuermanns. »Holt die Maschinengewehre! Zielt unter die Wasserlinie! Zielt auf die Brücken! Was ist mit Nyen geschehen? Holt ihn her!«
Botzke schwenkte das Geschütz zum Land und drückte dann auf die Feuerknöpfe. Aus den Zwillingsläufen jagten die Geschosse … Leuchtspurmunition. Botzke sah genau, wohin die Schüsse gingen. Er zielte nicht auf die schreienden Männer, sondern legte einen Feuerriegel zwischen die Piraten und ihre Hütten. Die Kerle warfen sich zu Boden und versuchten kriechend ihre Behausungen zu erreichen.
»Idioten!« sagte Botzke grimmig. »Was wollt ihr denn noch?! Wir schwimmen, uns hält nichts mehr auf.«
Die weiße Yacht näherte sich der engsten Stelle. Viel träger als sie drehte die Else Vorster bei und folgte. Meter um Meter, ganz vorsichtig, wie ein sich vorwärts tastender Blinder. Im Maschinenraum saß Dr. Kagoshima und hatte seine Frau Sundara umarmt.
»Wir schaffen es …« sagte er mit erregter Stimme. »Wir schaffen es wirklich. Hab keine Angst mehr, Schmetterling. Wenn wir auf freier See sind, hält uns
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