Öl-Connection
Sprache der Xsosas in Südafrika findet.
»Ich lese einen Roman, Saffa«, antwortete Heßbach und legte das Buch in seinen Schoß.
»Was ist ein Roman, Lothar?«
»Wie soll ich dir das erklären. Es ist eine Geschichte, die ein Schriftsteller erfunden, eine Geschichte, die nicht wirklich geschehen ist, sondern die er sich ausgedacht hat. Wie ein langes Märchen.«
»Was ist ein Märchen, Lothar?«
»Das ist noch schwerer zu erklären. Es ist die älteste Art des Erzählens von den Schicksalen des Lebens. Vor allem Kinder lieben Märchen. Bei allen Völkern dieser Erde gibt es Märchen … auch bei euch.«
»Ich kenne kein Märchen, Lothar. Ich kenne nur die Geschichte vom Regengott …«
»Das ist ein Märchen, Saffa.«
»Und die Geschichte des weißen Leoparden.«
»Auch das ist ein Märchen.«
»Und die Geschichte von dem Mädchen, das an einer unerfüllten Liebe stirbt …«
»Auch das könnte ein Märchen sein … oder die Wahrheit.«
»Und das liest du jetzt? Wovon handelt das Märchen?«
Heßbach zögerte mit der Antwort, überdachte seine Worte und sagte dann: »Es ist die Geschichte einer schönen Frau, die jeden liebt, der ihr gefällt. Eine Frau, die nie satt wird von Liebe.«
Saffa schloß die Augen und räkelte sich wieder. »Ich kann sie mir vorstellen. In Wirklichkeit aber liebt sie nur einen Mann! Und dieser Mann sieht sie nicht … Das macht sie ganz traurig.«
»In diesem Roman ist das anders. Dort frißt sie die Männer.«
»Ich möchte auch einen Mann fressen …«
Heßbach blickte wieder über ihren geschmeidigen Körper. »Wie alt bist du, Saffa?«
»Das weiß ich nicht. Meine Mutter hat mir nur erzählt, daß bei meiner Geburt die Löwen brüllten und die Männer mit ihren Speeren hinausgingen in den Busch, um sie zu verjagen oder zu töten. Kann es sein, daß ich so lange Haare bekommen habe, weil die Löwen brüllten?«
»Nein. Das ist ausgeschlossen.«
»Die alten Frauen sagen es.«
»Kümmere dich nicht darum. Du hast wundervolle Haare. Wie gesponnene Seide.«
»Was ist Seide, Lothar?«
Sie ist wie ein Kind, dachte er. Würde Saffa je verstehen, daß es Raupen gibt, die glänzende Fäden spinnen, die man Seide nennt? Er ging deshalb auf ihre Frage nicht mehr ein und nahm wieder sein Buch zur Hand.
Saffa schwieg, aber sie rückte näher, hob ihren schmalen Kopf und legte ihn in Heßbachs Schoß, dort, wo das Buch gelegen hatte. Er ließ es geschehen, und ein wunderbares Gefühl verbreitete sich in seinem Körper, legte sich auf seinen Atem und wie eine drückende Hand auf sein Herz. Er spürte, wie es schneller schlug und ein betäubendes Verlangen durch seine Glieder trieb.
Heßbach, sei kein Narr, sagte er zu sich. Du hast deine Braut Luise, sie wartet auf dich, sie macht sich Sorgen um dich. Zweimal hatte er ihr bisher geschrieben und die Briefe den Ärzten mitgegeben, die ab und an die Yabidos besuchten. »Mir geht es gut!« hatte er geschrieben. »Es fehlt mir an nichts … nur du fehlst mir! Aber hier bin ich sicher, hier findet mich keiner. Luise, ich liebe Dich! Und wenn ich wieder daheim bin, werden wir sofort heiraten. Das verspreche ich Dir. Ich küsse Dich …«
Saffa bewegte ihren Kopf und sah zu ihm hinauf. »Lies mir aus dem Buch vor, Lothar«, sagte sie. Heßbach schüttelte den Kopf.
»Nein, Saffa.«
»Warum nicht.«
»Es ist schwer ins Französische zu übersetzen«, log er.
»Welche Sprache ist es?«
»Deutsch.«
»Ist Deutsch deine Sprache?«
»Ja.«
»Ich möchte auch Deutsch lernen.«
»Es ist eine schwere Sprache.«
»Nichts ist zu schwer für mich.« Ihre Augen funkelten in der Sonne. Das lange Haar lag wie ein Schleier über ihren Brüsten, nur die Spitzen traten dazwischen hervor.
Heßbach hatte plötzlich einen Kloß im Hals, den er nicht hinunterschlucken konnte. Sein Herz schlug unerträglich. Du bist verrückt, sagte er wieder zu sich. Heßbach, sei stark! Es hat doch keinen Sinn, es führt nur zu Komplikationen, der alte Koto wird dich umbringen. Heßbach, reiß dich zusammen. Gleichzeitig aber tastete sein Blick ihren halb entblößten Körper ab, blieb zwischendurch hängen und vernebelte seine Vernunft. Er beugte sich vor, legte die Hände über ihre Brüste, und als sie den Kopf anhob, küßte er sie, und ihre Lippen öffneten sich, und dann schlangen sich ihre Arme um seinen Hals und drückten ihn zu ihr hinunter.
Es war ein langer, von Seligkeit durchströmtet Kuß. Aber dann riß sich Heßbach aus ihren Armen los und
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