Öl-Connection
stieß ihren Kopf fast brutal von sich weg. Sie ließ sich neben ihn auf den Boden fallen und bedeckte ihr Gesicht mit ihren langen schwarzen Haaren.
Ohne ein Wort sprang Heßbach auf, ging durch das Dorf zu seiner Hütte und warf sich auf sein Lager, über das man eine Decke aus Affenfellen gebreitet hatte. Die Matratze war eine Leihgabe des Hospitals, aber dort wußte man bereits jetzt, daß Koto Yabido das seltene Stück nach Heßbachs Abreise behalten würde. Es unterstrich sein Ansehen als Herrscher.
Am Abend – wieder bediente Saffa stumm ihren Vater und den Gast – fragte Heßbach den Herrscher:
»Wie alt ist deine Tochter Saffa?«
»Sie ist neunzehn geworden, mein Freund.«
»Neunzehn? Und sie hat noch keinen Mann, Herrscher?«
»Nein!« antwortete Koto kurz.
»Warum? Eure Mädchen heiraten doch spätestens mit fünfzehn Jahren. Hat Saffa noch keinen Mann gefunden?«
»Ich habe noch keinen für sie gefunden, mein Freund.« Koto Yabido warf einen forschenden Blick auf Heßbach. »Ich gebe meine Tochter nicht her, nicht jedem, es muß ein Herrscher kommen, der mir ebenbürtig ist. Oder der Sohn eines solchen Herrschers. Aber mir ist noch keiner begegnet, dem ich Saffa geben würde.«
»Und wenn sie sich trotzdem verliebt?«
»Dann muß derjenige beweisen, daß er ein großer Krieger ist. Er muß einen Stier mit der Lanze töten, eine Hyäne müde hetzen und eine giftige Schlange mit den Händen erwürgen.«
»Danke.« Heßbach verzog das Gesicht zu einem schwachen Lächeln. »Solche Männer sind sehr selten.«
»Auch meine Tochter Saffa ist selten. Die Götter haben sie auserwählt. Als die Löwen brüllten, wurde sie geboren, und von den Löwen hat sie ihre Mähne. Sie kann auch nur einem Mann gehören, der stark ist wie ein Löwe.«
Heßbach nickte. War das eine diplomatische Warnung für ihn? Hatte Koto erkannt, wie es um Saffas Herz stand? Während des Essens kniete sie wie immer hinter Heßbachs Rücken, bereit, ihm sofort jeden Wunsch zu erfüllen. Er spürte ihren Blick in seinem Nacken, und es war wie ein heimlicher Kuß, der tief in seine Haut drang.
Es wurde spät an diesem Abend. Die Frauen führten noch einen Tanz um ein großes, loderndes Feuer herum vor, und die Männer stürzten mit wildem Geschrei mit ihren Speeren aufeinander los und mimten einen tödlichen Kampf, bei dem der Gegner mit einem Speer durchbohrt werden mußte.
Heßbach verabschiedete sich von Koto mit einer ehrfürchtigen Verbeugung und ging dann zurück zu seiner Hütte am Rande des Dorfes. Er zog sich aus, wusch sich in einer Tonschüssel und legte sich unbekleidet auf die Affenfelldecke. Es war eine schwüle Nacht, an Schlaf war nicht zu denken, und so lag er in der Dunkelheit, roch den Rauch des großen Feuers und ließ seinen Gedanken freien Lauf. Morgen oder übermorgen besuche ich das Hospital, dachte er. Die deutschen Ärzte freuten sich immer, wenn er zu Besuch kam; dann tranken sie Bier oder Wein, erzählten aus ihrem Leben, und Heßbach berichtete über die skrupellosen Machenschaften der Öl-Connection und seinen Kampf gegen die Trägheit der Masse und der Politiker.
»Es ist kaum zu glauben, was du da erzählst«, hatte Dr. Leopold Hayda nach einem solchen Gespräch gesagt. Er war der Chirurg des Hospitals von Dapaong und wollte nie mehr in einem deutschen Krankenhaus arbeiten, wo er vielleicht als Oberarzt die Launen seines Chefarztes ertragen mußte.
Übermorgen reite ich nach Dapaong, nahm sich Heßbach vor. Und ich werde ein paar Tage dort bleiben, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Ein Rascheln am Eingang der Hütte ließ ihn hochschrecken. Er wollte etwas sagen, aber da spürte er schon einen warmen, nackten, glatten Körper neben sich und eine Hand, die über seinen Unterleib streichelte. Und dann lag sie auf ihm, und ein Mund mit offenen, feuchten Lippen küßte ihn, und eine leise, gurrende Stimme flüsterte an seinem Ohr: »Lothar, jag mich weg, schlage mich, ruf meinen Vater … Ich muß bei dir sein.«
»Saffa! Ich habe zu Hause eine Braut …« Heßbach spürte, wie sein Widerstand unter der Wärme ihres Körpers dahinschmolz. Er wollte sie wegschieben, aber seine Arme gehorchten nicht mehr seinem Willen. Statt sie zurückzustoßen, umarmte er sie, und als er ihre Brüste spürte und ihr Leib sich mit zitternden Schlangenbewegungen auf ihm bewegte, drückte er sie fest an sich, rollte sie auf den Rücken und vergaß, daß er Lothar Heßbach hieß. Er war nur noch Gefühl und
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