Öl-Connection
gilt aber auch seiner Frau, die tapfer daran geglaubt hat, daß er lebt und wiederkommt. Ich verneige mich vor ihm in Dankbarkeit und Ehrfurcht.« Es war bekannt, daß Dr. Wolffers gern große Worte gebrauchte und sie mit Pathos vortrug, aber diesmal fühlte sich keiner bemüßigt, darüber zu lächeln.
Yabido-Land
Die mit Maisstroh und Palmenblättern gedeckte Rundhütte lag am Rande des Dorfes, direkt neben einem Bananenfeld und den Wassergräben, die aus der einst trostlosen Savanne ein blühendes Paradies gemacht hatten. Der eigentliche Zauberer hieß Dr. Franz Frisenius, von seinen Freunden nur FF genannt, und Heßbach hörte in den Wochen, die er nun schon hier wohnte, immer nur von allen Eingeborenen, daß die Götter FF als Abgesandten auf die Erde geschickt haben.
Hatte Heßbach gefürchtet, sich fern der Zivilisation zu Tode zu langweilen, dann war das ein Irrtum. Koto Yabido tat alles, um seinen Gast zu beschäftigen: Zweimal in der Woche gab es ein Festmahl, tanzten die Männer ihre uralten Kriegstänze und die Frauen ihren Fruchtbarkeitstanz, und immer hatte Heßbach den Ehrenplatz neben Koto auf einem geschnitzten Stuhl. Zur persönlichen Bedienung des Gastes hatte Koto seine Lieblingstochter Saffa bestimmt. In immer neuen, bunten Wickelröcken sorgte sie für Heßbach, brachte ihm Früchte und Fruchtsäfte, das Mittag- und das Abendessen, und während er aß und trank, saß sie zu seinen Füßen und kam jedem seiner Handgriffe zuvor. Sie las die Wünsche von seinen Augen ab.
Es klang reizvoll, wenn sie ihn mit seinem Vornamen ansprach, denn sie hatte einen französischen Akzent und ein leichtes Gurren in der Stimme. Oft beobachtete Heßbach sie heimlich, wenn sie sein Mahl auf einem kleinen Holztisch ordnete, den Tonbecher mit Saft füllte, eine Wassermelone aufschnitt oder die Bananen schälte, kleine, ungemein wohlschmeckende Früchte, wie sie Heßbach noch nie gegessen hatte. Sie hatten einen wunderbar intensiven Geschmack. Ab und zu kam Saffa mit einer Eisenpfanne, entfachte vor der Hütte ein Holzfeuer und briet die Bananen in einer würzigen Soße aus Kräutern, deren Geheimnis nur die Eingeborenen kannten. Es war das Köstlichste, was Heßbach je gegessen hatte.
»Es schmeckt wunderbar, Saffa«, sagte er dann, und sie ließ sich wieder zu seinen Füßen nieder, sah ihn mit ihren großen schwarzen Augen an und liebkoste ihn mit ihren Blicken. An besonders heißen Tagen kam sie mit bloßem Oberkörper zu ihm, so, wie alle Yabidofrauen dann herumliefen.
Saffa kannte keine Scham. Sie war wunderschön mit ihren apfelgroßen, straffen Brüsten, den schmalen Schultern, über die ihre langen, gekrausten Haare fielen, und ihren Armen, die sich wie Schlangen bewegen konnten. In der Sonne schimmerte ihre Haut wie dunkle Bronze, und wenn sie sich bewegte, sah man das Spiel ihrer Muskeln unter der glatten Haut. Nur Koto war ein wenig traurig, daß sie so schlank war und nicht wie die anderen Yabidofrauen zu etwas Körperfülle neigte, denn eine rundliche Frau, so der Glaube der Yabidos, war fruchtbarer als eine dürre. Und Kinder, viele Kinder, bedeuteten Segen. Sie waren die Arbeitskräfte und die Ernährer der Familie in späteren Jahren. Hier, im einsamen Norden Togos, konnte man nur überleben, wenn sich der Stamm immer wieder erneuerte.
Saffa war eine auffallende Schönheit unter den Yabido-Frauen. Hätte Koto ihre Mutter nicht als unberührtes vierzehnjähriges Mädchen zu sich genommen, müßte er sie verdächtigen, ihm die Frucht eines anderen Mannes untergeschoben zu haben.
»Sie ist einfach etwas Besonderes«, schmeichelte Koto sich selbst. »Die Götter haben es so gewollt. Wir können ihnen nicht widersprechen.«
Manchmal, wenn Heßbach im Schatten lag und las, legte sich Saffa quer zu seinen Füßen, schob die Arme unter ihren Nacken und sah Heßbach unverwandt an. Sie sprach kein Wort, nur ab und zu dehnte sie sich wie eine Katze in der Sonne, wölbte ihre nackten Brüste empor oder scharrte mit den Zehen im weichen Boden. Unwillkürlich unterbrach Heßbach dann seine Lektüre, und sein Blick glitt über ihren glänzenden Körper, von der hohen Stirn bis zu den schmalen Füßen. Oft war ihr bunter Wickelrock so zur Seite gerutscht, daß er ihre schlanken Beine sehen konnte.
»Was liest du da?« fragte sie einmal. Ihre Stimme hatte wieder das aufreizende Gurren, aber das war nicht gewollt; die Stammessprache der Yabidos war mit Gurr- und Knacklauten durchsetzt, wie man sie auch in der
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