Öl-Connection
Hayda?«
»Ich weiß nicht, wie er heißt. Wo finde ich ihn?«
»Nirgendwo. Jetzt keine Sprechstunde.«
»Und wenn ich ein Notfall bin? Akuter Tripper?«
»Akuter Tripper hat auch Zeit bis 3 Uhr nachmittags.«
Armand wollte nicht wieder einen neuen Streit anfangen, nickte und verließ das Hospital. Er suchte sich ein Café, erkundigte sich nach einem Hotel, trank einen eiskalten Pernod und ließ sich dann von einem anderen Taxi zum Hotel fahren. Diesmal bezahlte er für zehn Minuten Fahrt nur fünf Dollar. Das Hotel unter französischer Führung war sauber, hatte selbstverständlich eine Bar und nannte sich schlicht Hôtel Dapaong. In seinem erstaunlich großen Zimmer duschte sich Armand, wechselte das Hemd und vergnügte sich die Wartezeit mit der lokalen Zeitung. Sie brachte in großer Aufmachung einen Bericht über den Ritualmord an dem deutschen Wissenschaftler Dr. Frisenius. Die Razzia zur Aushebung einer verdächtigen Rebellenorganisation hatte drei Tote gefordert, weil die Polizei aus Mißtrauen voreilig zu den Waffen gegriffen hatte.
Armand las den Bericht mit Vergnügen. Ein Ritualmord … damit war jeder andere Verdacht von vornherein ausgeschlossen. Er hatte einmal mehr ein Meisterstück geliefert und war stolz auf sich.
Dr. Hayda empfing Armand mit deutlicher Zurückhaltung. »Sie haben einen Tripper?« fragte er. »Mein Pfleger hat Sie schon bei mir angemeldet. Aber da sind Sie falsch bei mir. Ich bin Chirurg. Wenn Sie allerdings wünschen, daß ich Ihnen das Hähnchen abschneide, können wir einen Termin vereinbaren.«
»Bei Gott, nein, Doktor.« Armand lachte amüsiert. »Der wird noch gebraucht und hat viel Lob einstecken müssen. Zu Recht, möchte ich sagen. Außerdem habe ich gar keinen Tripper.«
»Was wünschen Sie sonst von mir?«
»Eigentlich nichts. Ich wollte mich Ihnen nur vorstellen. Ich werde einige Zeit in Dapaong wohnen, im Hôtel Dapaong, und habe mir gedacht, es wäre doch eine Abwechslung auch für die deutschen Ärzte hier, wenn ein neuer Weißer in dieser Wildnis auftaucht.«
»Sie werden hier bei uns arbeiten?«
»Ich bin Einkäufer für eine französische Baumwollspinnerei. Ich suche Verbindungen zu den großen Baumwoll-Produzenten.«
»Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg.« Dr. Hayda blickte demonstrativ auf seine Schreibtischuhr. Ein deutlicher Hinweis: Das Gespräch ist beendet. »Ich habe noch einige Patienten zu untersuchen.«
Armand verstand, verabschiedete sich höflich und verließ das Hospital. Du hochnäsiger deutscher Affe! dachte er dabei. Aber wir sprechen uns noch. Wenn du weißt, wo Heßbach sich versteckt hält, dann erfahre ich das bald. Er war hier im Krankenhaus, das hat der bedauernswerte Frisenius gestanden. Und von hier ist er weitergereicht worden an einen geheimen Ort. Mein lieber Chefarzt, für einen Armand gibt es keine Geheimnisse.
Aber diesmal schien er sich zu irren. Die deutschen Ärzte hatten kein Interesse an einem Gérard Armand; viermal rief er in der Klinik an, und viermal waren die Doktoren verhindert.
Geduld, Gérard, hämmerte er sich ein. Nur Geduld. Heßbach ist hier in der Nähe, das spüre ich. Und einmal wird er die Ärzte besuchen, und dann habe ich ihn! Mach dich nicht verdächtig durch zu viele Fragen, warte ab. Du hast auch bei Frisenius gewartet, und plötzlich läuft er dir über den Weg mit seiner rotgepunkteten gelben Krawatte. Ungeduld ist die Mutter des Mißerfolges … genieß das Leben in diesem heißen Kaff Dapaong. Auch Heßbach wird dir einmal über den Weg laufen. Deutsche besuchen sich gern untereinander, warum soll das in Dapaong anders sein? Gerade in der Fremde ist das Zusammengehörigkeitsgefühl besonders stark.
Armand besuchte alle Bars der Stadt, aber selbst die schönsten Mädchen konnten ihn nicht reizen. Er hatte Angst, sich anzustecken, und diese Angst war stärker als sein Trieb. Bei den Frauen der wenigen Weißen rechnete er sich wenig Chancen aus. So saß er gelangweilt herum, trank mehr, als er vertrug, schwankte nachts in sein Bett und wachte morgens mißmutig auf.
Ein paarmal versuchte er, im Krankenhaus das Personal auszuhorchen, zwei schwarze Krankenpfleger, drei weiße Schwestern, aber überall stieß er auf eine Wand des Schweigens. Selbst von den Eingeborenen, denen er fünfzig Dollar für einen Hinweis versprach, war nichts zu erfahren. Fünfzig Dollar war für einen armen Togolesen eine ungeheure Summe. Und als Armand seine Belohnung auf hundert Dollar erhöhte, gelang es einem
Weitere Kostenlose Bücher