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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schon gar keine Weißen.«
    Da sieht man, wie du lügen kannst, dachte Armand wütend. Heßbach ist bei ihnen – ist er kein Weißer? Und Dr. Frisenius, was ist mit ihm? Aber was soll die Fragerei? Wenn man mir nicht helfen will, helfe ich mir selbst. Ich finde dich, Lothar Heßbach! Und die Yabidos? Ich habe Whisky bei mir, das überzeugt jeden Häuptling von meiner Freundschaft. Warum soll es in Togo anders sein? Eine Flasche Alkohol verbindet immer.
    Er verabschiedete sich von dem sturen Bürgermeister und sagte: »Ich werde Ihren Rat überdenken, Monsieur. Vielleicht kehre ich nach Dapaong zurück.«
    »Das wäre sicher das Beste. Gute Fahrt.«
    »Danke, Monsieur.«
    Armand stieg wieder in seinen Jeep, aber anstatt zurückzufahren – woran er nie gedacht hatte –, fuhr er über eine schmale, gewalzte Piste in die Savanne. Nach wenigen Kilometern aber hörte auch dieser Weg auf, und Armand befand sich in offenem Buschgelände. In der Ferne sah er einige Hügel und einen runden Berg mit bewachsener Kuppe. Dort mündete der Bamoan-Fluß in den Sansargou … Es war das Gebiet von Kotos ›Regierungsdorf‹.
    Als Armand weiterfuhr, vernahm er plötzlich das dumpfe Dröhnen von Baumtrommeln.
    Man hat mich gesehen, dachte Armand und hielt kurz an. Er blickte sich um, konnte aber nirgendwo jemanden entdecken, nur das Trommeln umgab ihn und die Einsamkeit der Savanne.
    Armand holte seine Maschinenpistole aus dem Trompetenkoffer, setzte sie zusammen, steckte das volle Magazin hinein und lud durch. Die MP war nun feuerbereit … jede Überraschung würde mit einem Feuerstoß beantwortet werden. Langsam fuhr er weiter, immer wieder nach allen Seiten sichernd wie ein Raubtier, das eine Beute anvisiert. Menschen sah er nicht, dafür eine Herde von Hyänen, die zusammengedrängt auf einem flachen Hügel stand und zu ihm hinüberblickte, als erwarte sie ihn als Opfer. Gefahr bedeuteten sie nicht – eine Hyäne greift nie an, sie ist Aasfresser, und ihr einziger Konkurrent im Kampf um verwesendes Fleisch war der Geier.
    »Zieht weiter!« schrie Armand dem Hyänenrudel zu. »Wartet nicht auf mich! Ich werde Togo lebend verlassen!«
    Vorsichtig tastete er sich weiter hinein in die Savanne, immer begleitet vom Dröhnen der Baumtrommeln, deren dumpfer Klang sich ab und an änderte. Offensichtlich wurde die Nachricht von Mann zu Mann weitergegeben, ohne daß Armand einen der Yabidos sehen konnte. Kotos Wachsystem funktionierte vorzüglich. Armands Kommen war bereits im Dorf bekannt, als er noch zehn Kilometer entfernt war. Dort versammelten sich die Krieger, bewaffnet mit Speeren, Pfeil und Bogen. Nur Koto und sein ältester Sohn besaßen ein Gewehr. Koto achtete peinlich darauf, daß sonst keiner eine Feuerwaffe besaß – es war der beste Schutz gegen eine interne Revolution, wie er sie bei anderen Stämmen erlebt hatte, meist Machtkämpfe zwischen den Söhnen eines Häuptlings, und es hatte immer zahlreiche Tote gegeben, bis der Sieger feststand. Bei den Yabidos konnte das nicht passieren: Der älteste Sohn würde Koto beerben.
    Von dem Fremden, der sich dem Dorfe näherte, erfuhr Heßbach nichts. Er sah wohl, wie bewaffnete Männer sich sammelten, dachte aber, daß sie auf Großwildjagd gingen. Auch wenn sich ein Leopard oder gar Löwe dem Dorf näherte, dröhnten die Trommeln. Nur wußte er nicht die Rhythmen zu unterscheiden. Koto hatte angeordnet, seinem Freund nichts von dem unbekannten Weißen in der Savanne zu erzählen, um ihn nicht zu beunruhigen. Er wollte die Gefahr auf seine Weise erledigen und den Fremden aus seinem Gebiet vertreiben. Nicht töten, nein, das hatte er nicht im Sinn. Die Tötung eines Weißen zog immer harte Strafen durch die Regierungssoldaten nach sich, und bisher waren die Yabidos noch nie von Soldaten zusammengetrieben und bestraft worden. Es gab andere Mittel, einen Fremden wegzujagen. Man umstellte ihn einfach und zwang ihn zum Rückzug. Die Krieger brachten ihn dann bis zur Grenze ihres Gebietes, und Kotos ältester Sohn, der fließend Französisch sprach und der jede dieser Aktionen leitete, sagte dann zum Abschied: »Komm nie wieder. Sehen wir dich noch einmal, werden die Hyänen fett.«
    Das war deutlich genug, und so herrschte immer Ruhe bei Koto und seinem Stamm, und die Regierungsstellen in Dapaong lobten ihn wegen seiner Weisheit. Koto war der beliebteste Häuptling der nördlichsten Region von Togo und erhielt für seinen Stamm alles, was er verlangte, vor allem Zigaretten, Medikamente

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