Öl-Connection
und moderne Feldarbeitsgeräte, um sein Land zu kultivieren.
Auch Saffa sagte Heßbach nichts von dem Fremden, der immer näher kam. Der Befehl ihres Vaters, den Freund nicht zu beunruhigen, war wie ein Gesetz. Seit zwei Monaten lebte sie jetzt mit Heßbach in einer Hütte, wie eine Ehefrau, die ihn umsorgte, für das Essen arbeitete, seine Wäsche an einem kleinen Nebenarm des Bamoan wusch, und nachts an seine Seite kam, glatt, warm, zärtlich und von einer unvergleichlichen Liebe erfüllt.
Koto duldete es schweigend. Seinen Vorsatz, für seine Lieblingstochter einen überragenden Krieger als Ehemann zu finden, hatte er aufgegeben. Saffa hatte zu ihm gesagt:
»Vater, ich liebe Lothar. Ich werde nie einen anderen Mann lieben als ihn. Er ist ein Weißer … Aber ich liebe nicht die Farbe seiner Haut – ich liebe den Menschen! Auch wir haben weiße Haut.« Und dabei kehrte sie die Handflächen nach oben, die weit heller waren als ihr Körper. Koto gab ihr keine eindeutige Antwort. Zu seinen Söhnen und Saffas Mutter sagte er allerdings:
»Wenn er bei uns bleibt, wird er ein Yabido werden. Geht er wieder weg, wird Saffa nie mehr einen Mann bekommen, denn sie ist ja keine Unberührte mehr. Doch kennt sie ihr Schicksal. Sie wird unter uns leben wie eine Witwe. Seid nicht zornig, meine Söhne, eure Schwester will es nicht anders.«
Für Heßbach war der Konflikt schwieriger. Je länger er mit Saffa zusammenlebte, desto mehr entfernte er sich von seiner Braut. Immer wieder dachte er an Luise, aber die Vorstellung, nicht mehr nach Deutschland zurückzukehren, sondern in Togo, im Yabido-Land, zu bleiben, bestimmte ihn immer mehr. Mein Deutschland, dachte Heßbach dann. Meine Heimat. Eingeengt von Gesetzen und Vorschriften, regiert von Beamten, die nur Paragraphen kennen. Hier, im Yabido-Land, gilt nur ein Gesetz: arbeiten, um zu leben und die Menschenwürde zu achten. Ein ganz einfaches Gesetz.
Er zog mit den anderen Männern und Frauen des Stammes hinaus in die Bananen- und Baumwollplantagen, arbeitete mit ihnen, aß abends mit ihnen im großen Kreis und war der glücklichste Mensch, wenn er Saffa an seiner Seite spürte, ihren glatten Körper umfing und sie an seiner Schulter einschlief, seine Hand auf ihrer Brust. Dann schrumpfte die Welt für ihn zusammen auf den kleinen Fleck, auf dem seine Rundhütte stand, und dieses kleine Stück Erde war das paradiesischste unter dem weiten Himmel.
Ungefähr fünf Kilometer von Kotos Residenz entfernt, tauchten plötzlich rund um Armand eine Schar Krieger auf, standen auf einmal im hohen Savannengras und zielten mit Speeren und Pfeilen auf ihn. Armand wußte, daß er verspielt hatte, wenn er jetzt nach seiner MP griff und einen Warnschuß in die Luft abgab. Er hielt den Jeep an. Ein stämmiger Yabido, der älteste Sohn Kotos, näherte sich mit erhobenem Speer, ein Zeichen des Friedens. Armand stieg sogar aus seinem Wagen, allerdings die MP in den Händen.
»Monsieur«, sagte der Häuptlingssohn höflich und formvollendet, »Sie dürfen nicht weiter.«
»Warum? Ich komme als Freund.«
»Wer ein Freund ist, bestimmen wir.«
»Das weiß ich.« Armand sah keinen Grund, sich noch besonders zu verstellen. »Mein Freund Lothar Heßbach ist auch euer Freund. Ich will ihn besuchen.«
»Weiß er von Ihrem Kommen?« fragte Kotos Sohn ahnungslos.
»Nein. Ich möchte ihn überraschen.«
»Wir lieben keine Überraschungen, Monsieur.«
»Dann melden Sie mich bei Monsieur Heßbach an. Ich komme aus Lomé, mit einem Gruß von Dr. Frisenius.«
»Frisenius?« Satou wurde unsicher. »Sie kennen Frisenius, Monsieur?«
»Würde ich sonst einen Gruß von ihm mitbringen? Dr. Frisenius und ich haben uns gut unterhalten und so eine Art Freundschaft geschlossen. Er läßt ausrichten, daß er Togo verlassen hat.«
»Er ist nicht mehr in Lomé?«
»Nein. Er hat eine andere Erde gewählt. Das wird Monsieur Heßbach bestimmt interessieren.«
Satou wurde noch unsicherer. Der Befehl seines Vaters lautete: weg mit dem Fremden. Andererseits war er ein Freund von Dr. Frisenius, dem besten Freund Kotos, und wenn er ihn wegjagte, könnte Koto sehr böse werden. Was also tun? Satou entschloß sich, den Fremden doch mit ins Dorf zu nehmen. Er hatte sicherlich noch mehr von Dr. Frisenius zu erzählen. Koto sollte dann entscheiden, wie es weiterging.
»Ich werde es dem Herrscher berichten«, sagte Satou, noch immer sehr vorsichtig und mißtrauisch. »Warten Sie hier, Monsieur.«
Er rief einen Krieger
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