Öl-Connection
hinreißend aus, sagten Armands Blicke. So läßt sich leben, Heßbach, nur leider ist das Leben vorbei.
»Ich bin Gérard Armand«, sagte er. »Ein guter Bekannter von Dr. Frisenius. Ich komme aus Lomé und soll Ihnen herzliche Grüße bestellen. Dr. Frisenius mußte plötzlich Togo verlassen. Eine andere, unaufschiebbare Arbeit wartete auf ihn. Das sollte ich Ihnen sagen.«
»Ich danke Ihnen, Monsieur Armand. Sie bleiben länger im Land?«
»Nicht länger als notwendig. Ich nehme an, in spätestens drei Tagen fliege ich wieder zurück nach Lomé. Ich bin nur hier heraufgekommen, um Ihnen die Grüße zu überbringen.«
»Das finde ich großartig!« sagte Heßbach ohne jeden Argwohn. Wer von Frisenius kam, war ohne Fehl. »Ich hoffe, Sie fühlen sich bei uns wohl.«
Er sagte ›bei uns‹, und er meinte es auch so. Er empfand keine Sehnsucht mehr nach Deutschland.
»Sicherlich. Die paar Tage schon …« Armand lächelte freundlich. »Sie wollen hierbleiben?«
»Ja.« Heßbach wandte sich um und legte seinen Arm um Saffas Taille. »Ich habe hier meine Frau gefunden.«
»Beneidenswert.« Armand strahlte Saffa an. »Mein Kompliment, Monsieur … Ihre Frau ist eine der Schönsten, die ich bisher gesehen habe.«
»Das stimmt. So ein Glück hat man im Leben nur einmal …«
Und leider kurz, dachte Armand ohne den leisesten Skrupel. Nutz die Zeit, Heßbach, liebe sie bis zum Exzeß, friß sie auf, denn das Glück ist eine verschwenderische Hure. Sie kommt mit schillerndem Glanz und verläßt dich als einen vom Überschwung Zerfressenen. Heßbach, nimm Abschied von Saffa, dem zärtlichen Kätzchen …
In der Nacht kroch Saffa wieder in Heßbachs Arme und schmiegte sich ganz eng an ihn, schlang die Arme um seinen Hals und die Beine um seinen Körper.
»Mir gefällt der Fremde nicht«, sagte sie und küßte ihn immer wieder. »Er hat einen bösen Blick.«
Heßbach lachte leise. Auch er hatte Armands Blicke bemerkt und sie richtig gedeutet. »Er bewundert dich«, sagte er, »seine Blicke sind Spiegel deiner Schönheit.«
»Er soll mich nicht so ansehen – ich gehöre dir …«
»Er bleibt ja nur drei Tage.«
»Dann will ich ihn drei Tage lang nicht sehen.«
»Das kannst du nicht, Saffa. Er ist ein Gast.«
»Ich habe ihn nicht gerufen.«
»Armand ist ein Freund von Dr. Frisenius.«
»Das glaube ich nicht.«
»Dein Vater hat ihn mit Fragen geprüft. Seine Antworten waren alle richtig.«
»Ich mag ihn nicht.« Sie legte das Gesicht auf seine Schulter und küßte seine Halsbeuge. »Auch sein Mund gefällt mir nicht.«
»Kein Mensch ist vollkommen.« Heßbach lachte wieder.
Sie biß ihm in die Schulter, und dann liebten sie sich, als sei es das erste Mal, daß sie ihre Leidenschaft entdeckten.
Zwei Tage war Armand im Dorf der Yabidos, als er die Gelegenheit fand, auf die er seit Monaten gewartet hatte.
Wie immer in den letzten Wochen war Heßbach zu einer Kokosplantage gegangen, um die reifen Nüsse abzuschlagen und einzusammeln. Er war allein in dem Palmenwald, es war eine Arbeit, zu der man keinen Gehilfen brauchte, die meisten Yabidos kümmerten sich um die Baumwollanlagen, die Obstgärten und die Gemüsefelder, auch die meisten Frauen arbeiteten auf den Plantagen und bewässerten sie, indem sie Wassergräben öffneten und nach einiger Zeit umleiteten, nach dem uralten System, daß durch ein Netz von Wassergräben jedes Stück Feld gut bewässert wurde.
Armand hatte vor Koto behauptet, hinüber zu dem runden Berg zu fahren und Ausschau zu halten nach wilden Tieren.
»Ich möchte heute ein besonderes Stück erlegen«, sagte er zweideutig und machte dabei einen fröhlichen Eindruck.
»Aber keinen Leoparden, Monsieur.« Koto hob warnend die Finger. »Wir töten einen Leoparden nur, wenn er Menschen anfällt. Ein Manntöter hat keinen Respekt mehr vor einem Menschen – er ist zur Gefahr geworden.«
»Ich werde nach einem wilden Büffel Ausschau halten!« antwortete Armand.
»Und dann werden wir ihn braten und ein großes Fest veranstalten.« Koto nickte Armand erfreut zu. Ein Büffel, das war ein Fest wert. »Viel Glück, Monsieur.«
»Danke. Ich kann's gebrauchen.«
Armand fuhr am späten Morgen los, als Heßbach schon längst bei den Kokospalmen arbeitete. Er trug zum Schutz gegen die herunterfallenden Nüsse eine Art Helm aus Holzgeflecht; die Art, wie die Eingeborenen die Nüsse ernteten, indem sie mit bloßen Füßen den Stamm hinaufkletterten, hatte er erst gar nicht versucht. Er hatte einen
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