Öl-Connection
Haufen zu einer guten und starken Mannschaft zusammenzuschweißen.
Heßbach trat vom Fenster zurück, duschte sich und zog eine Kapitänsuniform an, die er in seinem großen Koffer immer obenauf mitschleppte. Hier in Liberia wählte er die weiße Uniform, ein weißes, kurzärmeliges Hemd, eine weiße Krawatte und die weiße Mütze mit dem goldenen Eichenlaub auf dem schwarzen Schirm. Als er sich im Spiegel musterte, war er zufrieden mit sich, aber er sagte zu seinem Spiegelbild:
»Du hast gar keinen Grund, dich wie eine Diva im Spiegel zu drehen. Du fährst keinen Luxusliner mit vierhundert reichen Passagieren, sondern einen alten, verrosteten und runtergekommenen Tanker. Herr Kapitän Lothar Heßbach, Sie sind ein Idiot, aber auch Idioten wollen leben!«
Er stieg hinunter, riß die Tür zum Deck auf und trat hinaus. McCracker hatte auf diesen Augenblick gewartet. Er riß den Mund weit auf wie ein britischer Corporal und brüllte:
»Achtung! Der Kapitän!«
Die bunte Mannschaft, zwanzig verwegen aussehende Männer, nahmen eine mehr oder minder stramme Haltung an, nur Donc Samsu blieb in seiner lässigen Haltung und bohrte sogar in der Nase. McCracker sah es aus den Augenwinkeln und beschloß, nach dem Ablegen, auf hoher See, Donc so über das Schiff zu scheuchen, daß ihm Hören und Sehen verging.
An der Bordwand, gegenüber der Mannschaft, standen zwei europäisch gekleidete Herren, neben sich elegante Lederkoffer und einen schwarz bezogenen Kasten, der aussah, als schütze er ein Instrument. Sie hoben wie auf Kommando die Augenbrauen, sahen sich kurz an und ihre Mienen drückten Erstaunen und Spott zugleich aus.
Auf einem Tanker ein Kapitän in weißer Tropenuniform! Das muß ein Kerl mit ganz besonderem Humor sein. Oder er träumt davon, so einmal auf der Brücke der Queen Elizabeth II oder der Europa zu stehen. Das kann ja noch toll werden! Am Ende kontrolliert er noch vor jedem Essen unsere Fingernägel. Aber auch sie strafften sich etwas, als Heßbach direkt auf sie zukam.
Er grüßte durch Handanlegen an die Mütze und sagte: »Mein Name ist Lothar Heßbach. Ich habe das Schiff übernommen.«
Der Mann neben einem Luxuskoffer machte eine knappe Verbeugung und nahm die hingehaltene Hand Heßbachs an. »Jules Dumarche. Ich bin der Erste Offizier, Herr Kapitän.«
»Dumarche. Ich weiß, ich kenne Sie aus den Schiffspapieren. Willkommen an Bord … und auf eine gute Zusammenarbeit.«
»Ich freue mich, auf der Maringo zu fahren.«
Heßbach ließ Dumarches Hand los und wandte sich an den anderen. Es war der Mann, der neben seinem Koffer noch einen Kasten stehen hatte.
»Pieter van Geldern«, stellte er sich vor. »Ich bin der Chief.«
»Herr van Geldern, willkommen an Bord. Ich hätte Sie sehr gern schon gestern gesehen, um die Maschinen zu inspizieren.«
Das war schon ein kleiner Tadel. Fängt gut an, dachte van Geldern. Nur weiter so. Ich weiß, was meine Pflicht ist, dazu brauche ich keinen erhobenen Zeigefinger.
»Ich hatte Order, mich heute morgen an Bord zu melden. Außerdem kenne ich die Maschinen, Herr Kapitän.« Van Geldern sagte es ruhig und gelassen. »Es ist nicht meine erste Heuer, ich bin schon auf vielen Schiffen gefahren.«
»Auch Tanker?«
»Vier, Herr Kapitän.«
»Von dieser Tonnage?«
»Nein. Die Maringo ist mein bisher größtes Schiff. Ich freue mich darauf.«
Heßbach nickte kurz. »Wir alle freuen uns darauf. Ich schlage vor, Chief, daß Sie nach dem Auspacken sofort die Maschinen besichtigen. Was haben Sie übrigens da mitgebracht?« Er zeigte auf den schwarzen Kasten. »Ist das so ein Instrument, bei dem man verschiedene Rhythmen einstellen kann und in die Melodie Geigenklänge, Posaunen, Trompeten, Flöten, Klarinetten und Schlagzeug mischen kann?«
»Auch Trommeln, Pauken und sogar Gitarren.«
»Dann haben wir ja manches Konzert zu erwarten, Chief?«
»Wenn Sie wollen, Herr Kapitän.« Über van Gelderns Gesicht zog ein glücklicher Schimmer. »Sie sind einer der wenigen Kapitäne, die mein Instrument nicht zerhacken wollen.«
»Es kommt darauf an, wie Sie es spielen, van Geldern.«
»Ich bin damit schon im Tivoli von Kopenhagen aufgetreten. Die Leute waren begeistert. Ich hätte dort bleiben können, aber meine Sehnsucht nach der See war zu groß. Ich bin nun mal Chief und mit meinen Schiffsmotoren verheiratet.«
Heßbach nickte wieder. »Meine Herren«, sagte er knapp, »wir sehen uns nachher in der Messe zum Lunch.«
Er drehte sich um und ging hinüber zur
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