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Öl-Connection

Öl-Connection

Titel: Öl-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Mannschaft. Donc Samsu hatte das Popeln beendet, dafür kratzte er sich jetzt zwischen den Beinen. McCracker nahm wütend Haltung an. Er grüßte stramm und schnarrte:
    »Käpt'n, die Mannschaft! Neunzehn Mann und einer mit Filzläusen. Er jagt sie gerade …«
    Donc hörte sofort mit Kratzen auf, fühlte aber eine Haßwelle in sich hochkommen, als er die anderen breit grinsen sah. Heßbach blieb vier Schritte vor seiner Mannschaft stehen und musterte sie.
    Das sind nun meine Leute, dachte er. Man muß sie aus der Gosse aufgesammelt haben, anders ist eine solche Auswahl und Zusammenstellung nicht möglich. Da stehen sie, unrasiert, nach Schnaps stinkend, alte Seesäcke neben sich, die drei Chinesen sogar mit verschnürten Pappkartons, in verschmutzten Anzügen und dreckigen Hemden, an den Füßen meistens Joggingschuhe, die einmal weiß, jetzt aber undefinierbar grau, ja farblos waren. Männer jeden Alters, vom gerade erwachsenen Jungen bis zu einem runzeligen Vietnamesen, der – beim Lachen sah man es – höchstens noch fünf Zähne hatte. Alle starrten den Kapitän in seiner schicken weißen Uniform an. So etwas hatten sie noch nicht gesehen. Wo waren sie hier hingeraten? Wirklich auf einen Tanker? Wie paßt so etwas zusammen: dreckiges Öl und ein weißgekleideter Kapitän?
    Heßbach drehte sich zu McCracker herum. »Das sind sie also, James?« fragte er betroffen.
    »Ja, das sind sie, Käpt'n«, antwortete McCracker, als melde er etwas Fröhliches.
    »Wer ist dafür verantwortlich?«
    »Ich sagte es schon: Ludwig Sasa Müller II, der Chef des Heuerbüros. Er allein trifft die Auswahl.«
    Heßbach wandte sich wieder der Mannschaft zu. »Wer ist der Funker?« fragte er.
    Ein Koreaner trat einen Schritt vor. Er lächelte freundlich und unterschied sich dadurch von den anderen, daß sein Anzug verhältnismäßig sauber war und sein Gesicht frisch rasiert.
    »Wie lange bist du Funker?«
    »Zwölf Jahre, Käpt'n«, antwortete der Koreaner.
    Ein Fachmann unter lauter Schiffsgespenstern? Warten wir es ab. Er wird auf der Fahrt genug zu tun haben.
    »Geh auf Station und ruf in Monrovia das Heuerbüro an. Kennst du die Telefonnummer?«
    »Besser als meinen linken Fuß. Was soll ich sagen?«
    »Mr. Müller II soll sofort an Bord der Maringo kommen. Es fehlen vier Mann, und ich habe auch sonst noch mit ihm zu reden.«
    Der Koreaner lief davon. Heßbach musterte wieder seine Mannschaft und gab sich alle Mühe, eine kurze Rede zu halten.
    »Männer«, sagte er. »Ihr seid jetzt die Mannschaft der Maringo, einem der größten Tanker der Welt. Betrachtet das als eine Ehre, die nicht jeder bekommt. Ich erwarte von euch Fleiß und vollen Einsatz bis zum letzten, es wird Schweiß und harte Arbeit geben, aber am Ziel, in Rotterdam, werdet ihr für euren Einsatz belohnt werden. Wir müssen hier auf engstem Raum zusammenleben, es gibt kein Weglaufen, nur ein Durchhalten, und wenn jeder seine Arbeit tut, werden wir alle miteinander gut auskommen. Und wenn irgendeiner von euch eine Frage hat, persönliche Sorgen oder Probleme – er kann jederzeit zu mir kommen, und ich werde ihm helfen, wenn ich es kann. Ist alles klar, Leute?«
    Die Männer nickten. Nur Donc hob die Hand. »Eine Frage, Käpt'n!« rief er.
    »Bitte –«
    »Sind wir hier auf einem Tanker oder auf einem Kriegsschiff?«
    »Natürlich auf einem Tanker. Ich verstehe die Frage nicht.«
    »Ich frage, weil wir wie bei der Marine stramm stehen sollen. Müssen wir das?«
    Heßbach warf einen schnellen Blick zur Seite, wo McCracker stand. Er hatte das Kinn vorgeschoben und kaute mit den Zähnen. Heßbach hob etwas die Schultern. Tut mir leid, James, ich muß dir in den Rücken fallen. Du übertreibst, man kann auch mit anderen Mitteln Ordnung in diese Bande bekommen. Laß dir was einfallen, du hast doch genug Erfahrung.
    »Natürlich braucht keiner vor mir stramm zu stehen«, sagte er zu Donc Samsu. »Aber ich dulde auch nicht, daß man sich benimmt wie ein Stinktier.«
    »Dazu fehlt uns die Stinkdrüse, Käpt'n!« antwortete Donc schlagfertig.
    Ich zermalme ihn, dachte in diesem Augenblick McCracker. Jawohl, ich zermalme ihn. Ich mache Fleischklößchen aus ihm.
    »Wie heißt du?« fragte Heßbach. Ihm gefiel der Mut und die Schlagfertigkeit des Mannes.
    »Donc Samsu, Käpt'n.«
    »Als was hast du angeheuert?«
    »Als Maschinist.«
    »Voll ausgebildet?«
    »Wenn man jahrelange Erfahrung Ausbildung nennt – ja.«
    »Das wird der Chief feststellen.«
    Vom Aufbau kam der Funker

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