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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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kam ein Mann vorbeispaziert und warf ihnen einen Blick zu. Eunice fragte: «Hast du eine Kanone dabei?», und als Bunny verneinte, sagte sie: «Heutzutage sollte man aber eine Kanone mitnehmen, wenn man auf Knutschtour geht.» Bunny hatte nicht gewusst, dass sie auf Knutschtour waren, aber natürlich wäre es unhöflich gewesen, das zu bekennen.
    Sie erzählte ihm von Banditen, die sich darauf verlegt hätten, am Straßenrand parkende Paare zu überfallen; einige seien ziemlich eklig zu den Mädchen – was Bunny tun würde, wenn so einer plötzlich auftauchte? Bunny sagte, er wisse es nicht, aber natürlich würde er eine Frau nach Kräften verteidigen. «Ich will aber nicht, dass du erschossen wirst», erwiderte Eunice, «wir haben schon einen Skandal in der Familie.» Also rief sie: «Komm, Bunny, lass uns verschwinden!», und er nahm die Decke, und sie wanderten über die Dünen, weit weg von der Straße und von allem anderen. In einer Senke, einem stillen Nest, wo der Sand weich und glatt war, hieß sie ihn die Decke wieder ausbreiten, und dort saßen sie nun, unsichtbar für alle außer für den runden, gelben Mond, der schon auf Millionen solcher Szenen herniedergeblickt und dieses Vorrecht nie missbraucht hat.
    Sie saßen eng beieinander, und Eunice lehnte ihren Kopf an Bunnys Schulter und flüsterte: «Magst du mich ein bisschen?» Er beteuerte, das tue er, doch sie sagte, nein, er finde sie bestimmt schrecklich dreist, und als er erwiderte, das tue er nicht, fragte sie: «Warum küsst du mich dann nicht?» Er begann sie zu küssen, aber sie war noch immer nicht zufrieden; er meine es nicht ernst, sagte sie, und plötzlich flüsterte sie: «Bunny, ich glaube, du hast noch nie ein Mädchen richtig geliebt!»
    Er gab es zu.
    «Ich habe immer gewusst, dass du ein seltsamer Junge bist», sagte sie. «Was ist los?»
    Bunny antwortete, er wisse es nicht; er zitterte heftig, denn so etwas war ihm noch nie widerfahren, und mehrere unterschiedliche Gefühle rumorten gleichzeitig in ihm, welchem sollte er nachgeben?
    «Ich will es dir zeigen, Bunny», flüsterte das Mädchen, und als er nicht sofort antwortete, legte sie ihre Lippen zu einem langen Kuss auf die seinen, bis ihn schwindelte. Er murmelte schwach, es könne etwas passieren, sie könne in Schwierigkeiten geraten, aber sie antwortete, er solle sich keine Sorgen machen, sie wisse Bescheid und habe die nötigen Vorkehrungen getroffen.
    2
    So also vollzog sich Bunnys Eintritt ins Erwachsenenleben. Vorbei waren die Tage glücklicher Unschuld, wo er mit Rosie Taintor zufrieden Händchen gehalten hatte. «Händchen halten» bedeutete jetzt, an einer schlüpfrigen Kante über einem dunklen Abgrund zu wandeln, in dem Lust und Qual so sehr vermischt waren, dass man sie kaum auseinanderhalten konnte. Bunny war entsetzt über den Gefühlssturm, der ihn packte, und noch mehr über das Verhalten des Mädchens in seinen Armen; eine Art von Wahnsinn schüttelte sie, zuckend vor Erregung klammerte sie sich an ihn, halb schluchzend, halb lachend, mit leisen Schreien wie ein gequältes Tier. Und Bunny musste diese Raserei teilen, sie wollte es so, sie war ungehalten in ihren Forderungen, die Herrin dieser dunklen Riten, und er musste ihr gehorchen. Beim ersten Mal war der Junge überwältigt von der Erkenntnis dessen, was er getan hatte, aber sie klammerte sich an ihn und flüsterte: «O Bunny, du brauchst dich nicht zu schämen, nein, nein! Ich will nicht, dass du dich schämst! Haben wir nicht das Recht, glücklich zu sein? Ach, bitte, bitte, sei glücklich!» Er musste versprechen, sein Bestes zu tun.
    «O Bunny, du bist so ein lieber Schatz! Wir werden es so schön miteinander haben!», schmachtete sie, von seinen Armen umschlossen, unter dem Frühlingsmond, der in Kalifornien nicht anders aussieht als überall sonst auf der Welt. Und als ihnen die Kälte der kalifornischen Nacht in die Knochen kroch, vermochten sie kaum voneinander zu lassen, sondern wanderten den ganzen Weg über die Dünen Arm in Arm und küssten sich dabei in einem fort. «O Bunny, es war dreist und gemein von mir, aber sag, dass du mir vergibst, sag, dass du froh bist, dass ich es getan habe!» Anscheinend war es seine Pflicht, sie zu trösten.
    Auf der Rückfahrt nach Beach City erörterten sie ihr Abenteuer. Bunny hatte noch nicht viel über Sex nachgedacht, er hatte keine Philosophie parat, doch Eunice hatte eine und legte sie ihm frank und frei dar. Die alten Herrschaften erzählten einem erst

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