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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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bezahlen und das Ganze an den Nagel hängen.
    «Und was wollen Sie dann machen?», fragte Bunny.
    Dan erzählte, er habe an eine kleine radikale Presseagentur in Chicago Nachrichten geschickt, darunter eine Menge Informationen aus Washington, die Aufmerksamkeit erregt hätten. Er habe dort nämlich ein paar Freunde hinter den Kulissen. Daraufhin habe man Dan angeboten, für fünfzehn Dollar die Woche als Korrespondent dieser Presseagentur in die Hauptstadt zu gehen. «Davon kann ich leben, und es ist eine richtig gute Arbeit.»
    Bunny war begeistert. «Dan, das ist ja wunderbar! Da gibt es haufenweise Schurken, die man ausräuchern muss!»
    «Ich weiß, deshalb wollte ich mich mit Ihnen treffen. Eins von den Themen, auf die ich ein Auge geworfen habe, sind diese Pachtverträge für die Marineölreserven. Für meine Begriffe ist daran etwas mächtig faul. Wenn ich mich nicht sehr irre, stecken Vernon Roscoe und Pete O’Reilly dahinter, und wo die hingelangt haben, wird es zwangsläufig schmutzig.»
    «Das glaube ich auch», erwiderte Bunny, bemüht, seine Stimme nicht zittern zu lassen.
    «In Washington heißt es, auf diesem Weg sei Crisby ins Kabinett gekommen. Der Handel war schon abgeschlossen, ehe Harding nominiert wurde. General Woods sagt, man habe ihm die Kandidatur angeboten, wenn er sich auf ein solches Geschäft einließe, aber er hat abgelehnt.»
    «Lieber Gott!», sagte Bunny.
    «Natürlich weiß ich noch nichts Konkretes, aber ich werde es schon herausfinden. Allerdings ist mir eingefallen, dass Roscoe der Partner Ihres Vaters ist, und mir wurde klar, dass es höchst peinlich wäre, wenn ich auf etwas stieße … nun, Sie wissen schon, was ich meine, Bunny … wo doch Ihr Vater so freundlich zu mir war und Sie dem College Geld zur Verfügung gestellt haben …»
    «Natürlich, ich weiß», sagte Bunny. «Machen Sie sich keine Gedanken, Dan. Nur zu, tun Sie Ihre Arbeit, als ob Sie uns nicht kennen würden.»
    «Das ist nett von Ihnen. Aber ich befürchte eben, dass es eines Tages zu Missverständnissen kommen könnte, wenn ich nicht abgeklärt habe, dass ich von Ihnen keinerlei Hinweis erhalten habe. Ich glaube zu wissen, dass Sie es in meiner Gegenwart niemals erwähnt haben, stimmt das?»
    «Vollkommen, Dan.»
    «Sie haben überhaupt niemals mit mir über die Geschäfte Ihres Vaters gesprochen – abgesehen vom Streik –, und auch nie über die von Roscoe oder O’Reilly.»
    «So ist es, Dan. Das kann niemand anfechten.»
    «Und ob das jemand anfechten wird, Bunny! Wenn ich in Washington auffliege, werden Roscoe und O’Reilly nicht davon abzubringen sein, dass ich es aus Ihnen herausgelockt habe. Und ich fürchte, Ihr Vater auch nicht. Aber ich möchte sichergehen, dass wenigstens Sie wissen: Ich habe nicht ehrlos gehandelt.»
    Bunny gab ihm die Hand darauf, und keiner der ausgefuchsten Pokerspieler, die die ganze Nacht im rauchgeschwängerten Aufenthaltsraum des «Ranch-House» in Paradise saßen, hätte besser den Unbeteiligten spielen können. Bunny zwang sich sogar aufzuessen, stellte für einen Teil der Collegeschulden einen Scheck aus, verabschiedete sich herzlich von seinem Freund und wünschte ihm alles Gute für seine neue Arbeit. Dann fuhr er davon, und jetzt durfte er endlich so dreinschauen, wie er sich fühlte, nämlich todunglücklich.
    Er hielt es für seine Pflicht, seinem Vater von diesem Gespräch zu erzählen. Für Dan Irvings Arbeit bedeutete dies keinen Unterschied, und vielleicht war es doch möglich, Dad aus dieser Schweinerei herauszuhalten. Doch als Ross senior abends heimkam, blieb Bunny keine Zeit mehr, auch nur ein Wort zu sagen.
    «So, mein Sohn, wir haben die Pachtverträge!»
    «Was du nicht sagst, Dad!»
    «Sie sind genehmigt worden, Verne ist heute nach Washington gefahren. Nächste Woche wird unterschrieben, und dann machen wir beide eine Reise und lassen es uns gut gehen!»
    9
    Joe und Ikey Menzies waren seit ein paar Monaten wieder frei; die Genossen aus der Arbeiterpartei hatten die Kaution zusammengekratzt. Jetzt wurden sie und einige andere Parteimitglieder vor Gericht gestellt. Die Staatsanwaltschaft gedachte zu beweisen, dass diese Vereinigung nichts anderes war als die getarnte Kommunistische Partei; dieser Teil der Organisation sei zwar «legal», doch liege die eigentliche Leitung in den Händen einer Untergrundgruppierung, die Gelder und Befehle aus Moskau erhalte. Sie rufe zum gewaltsamen Sturz des «kapitalistischen Staates» auf und zur Errichtung einer

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