Öl!
Regisseur ihr beigebracht hatte. Beinahe hätte Bunny «Kamera!» gerufen. Miss Patricia O’Reilly war groß wie ihre Mutter und neigte schon in allzu jungen Jahren zur Beleibtheit. Um abzunehmen, schluckte sie Medikamente, die ihrem Herzen schadeten und sie blass und aristokratisch aussehen ließen. Sie hatte jede Geste und jeden Satz sorgfältig einstudiert und war etwa so aufregend wie eine überdimensionale Porzellanpuppe. Die Mutter strahlte das junge Paar an – diese mögliche Vereinigung zwischen zwei großen Dynastien gäbe eine Hochzeit in der Holy Name Church, vor der Kirche stünden fünfzigtausend Menschen, und alle Zeitungen brächten die Bilder auf der Titelseite. Bunnys Gedanken gingen noch weiter. Die Regenbogenpresse würde Vee Tracy interviewen, die sich kalt und hochmütig geben, später aber insgeheim weinen würde; wenn ihr Blick dabei in den Spiegel fiele, käme ihr unwillkürlich der Gedanke: «Halt – so ist es gut!»
Es waren noch andere Gäste anwesend, darunter Dr. Alonzo T. Cowper, D. D., Ph. D., LL . D., welchen an strahlender Herzlichkeit zu überbieten schlechterdings nicht menschenmöglich war. Er war entzückt, dass Bunny seine Prüfungen bestanden hatte, beglückt, dass er Bunnys Vater einen Gefallen hatte erweisen können, und wiederum entzückt, dass Dad sich über den Erfolg seines Sohnes freute. Als sie allein waren, wagte er ein paar neckische Bemerkungen über Bunnys «Röteln» und war höchst beunruhigt, als er erfuhr, dass der Patient noch nicht genesen war. Da er schon einmal beim Thema war, fragte er den jungen Mann, ob die Roten in Angel City tatsächlich solch beängstigende Fortschritte machten. Dr. Cowper wollte genauso über diese anstößigen Lehren reden, wie ein kleiner Junge ein unanständiges Buch lesen will.
Bunny wurde zu den Gesprächen zwischen Pete dem Älteren und seinem Vater nicht zugelassen, aber Dad erzählte ihm auf dem Heimweg davon. Sie hatten sich eine scheußlich schwierige Aufgabe aufgehalst; eine Regierung zu kaufen war nicht so leicht, wie sie gedacht hatten; vom Ersten bis zum Letzten wollte jeder seinen Anteil am «Reibach». Also wirklich, noch der Laufbursche, der die Briefe in dieser Sache überbrachte, erwartete einen Zehndollarschein! Bunny nutzte die Gelegenheit und schlug Dad vor, aus dem Geschäft auszusteigen, sie hätten doch genügend Geld! Aber Dad meinte, sie steckten schon zu tief drin, die Geschichte habe ihn persönlich fast sechshunderttausend Dollar gekostet, das sei gutes Geld gewesen und habe wehgetan. Nein, jetzt würden sie es durchziehen, und wenn sie erst mal diese Pachtverträge hätten, wäre alles in Butter.
Zwei Probleme waren aufgetaucht. Das Land mit den Ölreserven für die Navy war der Aufsicht des Marineministeriums unterstellt und musste unbedingt unter die Aufsicht von Minister Crisby verlegt werden. Nun tat sich die Frage auf, ob sich dies per Verfügung bewerkstelligen ließ oder ob es dazu eines Bundesgesetzes bedurfte. Die Beamten hatten ewig gezaudert, wollten aber mit dieser Blockade natürlich nur mehr Geld für diesen oder jenen rausholen. Pete senior hatte seinen Sohn als Zahlmeister nach Washington geschickt. Die zweite Schwierigkeit bestand darin, dass auf dem Sunnyside-Gelände, das Verne und Dad bekommen sollten, eine kleine Ölgesellschaft aufgetaucht war und aufgrund eines alten Pachtvertrags zu bohren angefangen hatte. Diese Leute mussten vertrieben werden, und zwar in aller Stille; die Zeitungen würden sich schon irgendwie beschwichtigen lassen. Verne wollte, dass Dad hinfuhr und sich das Gelände ansah; vielleicht konnten er und Bunny einen Ausflug daraus machen? Sunnyside würde sich als wahres Weltwunder von einem Ölfeld entpuppen und Paradise um viele Längen schlagen, und wenn sie das einmal eingesackt hätten, würde Dad sich einen langen Urlaub gönnen.
7
Bunny erhielt die telefonische Aufforderung, ein Ferngespräch in eine hundert Meilen weiter nördlich gelegene Stadt zu führen. Es war die Nummer eines Krankenhauses, und eine Schwester richtete ihm von Bertie aus, er möge sie bitte besuchen. Es sei nichts Gefährliches, es gebe keinen Grund, die Familie zu beunruhigen, er solle also nicht darüber sprechen. Bunny sprang sofort ins Auto und raste los. Seine Schwester war bei den Normans zu Gast gewesen, weit weg von diesem Krankenhaus.
Als er ankam, erklärten die Pfleger, Bertie sei wegen Blinddarmentzündung operiert worden, es gehe ihr gut. Er wurde in ihr Zimmer
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