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Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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müde. Vielleicht könnte er mit dem gebrochenen
     Bein bis nach Stenvik kriechen, aber er hat keine Kraft mehr.
    Die Toten scharen sich bereits um ihn, graue Schatten, die
     langsam näher kommen: sein Vater, sein kleiner Bruder Axel,
     die zwei deutschen Soldaten, der Kommissar aus dem Zug
     und der schwedische Seemann aus Nybro.
    Alle Toten.
    Der junge Polizist über ihm nickt.
    »Ja, jetzt ist es vorbei.«
    Er entsichert seine Waffe, zielt auf Nils’ Kopf und drückt ab.

37
    G erlof hatte Julia die wahre Geschichte davon, wie Nils Kant
     ums Leben kam, im Flüsterton erzählt. Sie hatte sich übers
     Bett gelehnt, um ihn besser hören zu können.
    Danach saß sie wie erstarrt neben ihm und sah ihn an.
    »Das ist … passiert?«, fragte sie nach langem Schweigen.
     »Was du gerade erzählt hast, das ist so geschehen? Bist du sicher?«
    Gerlof nickte langsam.
    »Ziemlich sicher«, flüsterte er.
    Julia war fassungslos. »Wie kannst du das sein?«
    »Nun ja, Ljunger hat am Strand ein paar Dinge gesagt, als
     er darauf wartete, dass ich endlich erfriere«, erklärte Gerlof.
     »Er sprach davon, dass es nicht nur um die Grundstücke und
     das Geld von Vera Kant ging. Es sei auch um Rache gegangen,
     meinte er. Aber wer wollte sich an wem wofür rächen? Und
     als ich hier so lag und nachdachte, ist mir nur eine einzige
     Person eingefallen.«
    Julia schüttelte wütend den Kopf.
    »Nein«, sagte sie nur.
    »Warum sollte Nils Kant überhaupt zurückgeholt werden?«, flüsterte Gerlof. »Gunnar Ljunger hatte nichts davon.
     Für ihn war es lukrativer, dass Nils so lange wie möglich in
     Südamerika blieb. Dort war er für niemanden eine Gefahr,
     und Ljunger konnte sich jedes Jahr, das verstrich, noch mehrLand unter den Nagel reißen. Im Vergleich dazu war die
     Kriegsbeute der deutschen Soldaten bedeutungslos. Aber jemand anderes wollte, dass Nils in seine Heimat zurückkehrt,
     wollte ihn fast bis nach Hause kommen lassen, um ihn kurz
     vorher hinzurichten. Das wäre eine passende Strafe.«
    Julia schüttelte hilflos den Kopf.
    »Es war jemand, der Gunnar Ljunger und Martin Malm
     geholfen hat, den Sarg nach Öland zu transportieren«, fuhr
     Gerlof fort, »der dabei war, als er geöffnet wurde, und alle davon überzeugen konnte, dass sich wirklich Nils Kants Leiche
     darin befand. Ein junger, zuverlässiger Polizist.«
    Gerlof verstummte und wandte den Kopf zur Tür.
    Auch Julia drehte sich um.
    Lennart war zurück. Er war hereingekommen, ohne dass
     Julia ihn bemerkt hatte. Er kam auf sie zu, als wäre alles wie
     immer.
    »Tja, das war mein Chef. Sie haben die Untersuchungen in
     Marnäs abgeschlossen. Ich kann also wieder anfangen …«
    Er verstummte und sah in ihre ernsten Gesichter.
    »Ist was passiert?«, fragte er besorgt und stellte sich hinter
     den Besucherstuhl.
    »Wir haben über die Sandale gesprochen, Lennart. Jens’
     Sandale«, sagte Gerlof.
    »Die Sandale?«
    »Die ich dir ausgehändigt habe, erinnerst du dich? Hat sich
     das kriminaltechnische Labor eigentlich jemals gemeldet
     und gesagt, ob sie Spuren entdeckt haben?«
    Lennart sah Gerlof an und schüttelte den Kopf.
    »Nein«, erwiderte er. »Keine Spuren. Sie haben nichts gefunden.«
    »Du hast uns erzählt, dass du sie hingeschickt hast«, erinnerte Julia ihn.
    »Das hast du doch getan, oder nicht?«, fragte Gerlof. »Wir
     können ja kontrollieren, ob sie die Sendung erhalten haben.«
    »Ich weiß nicht, vielleicht, ja«, sagte Lennart.
    Der Blick, mit dem er Gerlof fixierte, war nicht wütend
     oder nervös, tatsächlich konnte man überhaupt keine Gefühle darin ablesen. Sein Gesicht war blass, er hob langsam
     die Hände und legte sie auf den Stuhlrücken.
    »Eines habe ich mich die ganze Zeit gefragt, Lennart«, begann Gerlof. »Wann bist du Gunnar Ljunger eigentlich das
     erste Mal begegnet?«
    Lennart sah auf seine Hände herab.
    »Ich erinnere mich nicht.«
    »Tust du das wirklich nicht?«
    »Das muss so Einundsechzig oder Zweiundsechzig gewesen sein.« Seine Stimme hatte an Kraft verloren. »In dem Sommer, als ich Polizist in Marnäs geworden bin. In seinem Restaurant in Långvik war eingebrochen worden, und ich bin zu
     ihm gefahren, um seine Anzeige aufzunehmen. Da haben wir
     uns unterhalten.«
    »Über Nils Kant?«
    Lennart nickte. Er vermied es, Julia in die Augen zu sehen.
     »Unter anderem. Ljunger wusste … er hatte herausbekommen, dass ich der Sohn des ermordeten Kommissars bin. Ein
     paar Wochen später hat er mich

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