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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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drei Minuten bei ihm sein.
     
    Zweitausend Kilometer, eintausend, fünfhundert. Darunter
hatten seine Sensoren Mühe, die Unterdrückermaschinen als
ein einziges Gebilde zu erkennen, und lieferten für Werte wie
Entfernung, Größe und geometrische Beschaffenheit
widersprüchliche Schätzungen. Am besten kam er zurecht,
wenn er die größeren Elemente innerhalb des Klumpens
anvisierte und seine Rumpftarnung so justierte, dass er sie direkt
vor dem kosmischen Hintergrund beobachten konnte. Er korrigierte die
Schubvektoren und steuerte die Abgasstrahlen seines Shuttles von den
ständig wechselnden Konzentrationen feindlicher Maschinen weg,
auch wenn er damit an Beschleunigung einbüßte. Die Abgase
waren unsichtbar und mit den Mitteln, die ihm zur Verfügung
standen, kaum zu entdecken. Er hoffte zwar, dass es den Aliens
ähnlich erging, aber es zahlte sich nicht aus, ein Risiko
einzugehen.
    Die Klumpen formierten sich neu und schoben sich näher heran.
Noch waren sie zu weit entfernt und zu verstreut, um Ziele für
das hypometrische Geschütz abzugeben. Außerdem wollte er
diese Waffe nur dann gegen die Aliens einsetzen, wenn es keinen
anderen Ausweg mehr gab. Schließlich bestand immer die Gefahr,
dass er sie ihnen einmal zu oft zeigte und ihnen damit genügend
Daten für einen Gegenschlag lieferte. Es wäre nicht das
erste Mal gewesen: Immer wieder hatten die Unterdrücker wirksame
Antworten auf menschliche Technologien gefunden, darunter auch auf
einige der Waffen, die sie bereits nach Auras Angaben gebaut hatten.
Nicht auszuschließen, dass die Alien-Maschinen ihre
Gegenmaßnahmen gar nicht selbst entwickelten, sondern sie
einfach aus dem Wirrwarr ihres Rassengedächtnisses
hervorkramten. Remontoire fand diese Möglichkeit erschreckender
als die Vorstellung, solche gezielten Reaktionen könnten das
Ergebnis intelligenten Denkens sein. Eine Intelligenz konnte von
einer anderen besiegt werden oder – aus Egoismus oder
Unsicherheit – ihren Untergang sogar selbst herbeiführen.
Aber wenn nun die Aktivitäten der Unterdrücker nicht von
Intelligenz gesteuert wären, sondern nur aus irgendwelchen
Archiven stammten? Angenommen, die systematische Ausrottung wäre
nur ein geistloser bürokratischer Prozess? Die Galaxis war uralt
und hatte viele kluge Ideen gespeichert. Vielleicht besaßen die
Unterdrücker aus grauer Vorzeit längst alle Informationen
über die neuesten Waffen und Technologien der Menschheit und
hatten nur deshalb noch kein wirksames Gegenmittel gefunden, weil das
Suchsystem zu langsam und das Archiv zu weitläufig war. Das
hieße, dass die Menschen auf lange Sicht nichts tun
konnten. Sie könnten die Unterdrücker allenfalls auf
lokaler Ebene in die Knie zwingen. Sobald man anfinge, galaktisch zu
denken, über die Hand voll unmittelbar benachbarter
Sonnensysteme hinaus, wäre bereits alles verloren.
    Andererseits hatte Aura über ihre Mutter mitgeteilt, es
wäre nicht alles verloren – noch nicht. Man
könnte Zeit gewinnen, selbst wenn es nicht gelänge, die
Unterdrücker vernichtend zu schlagen.
    Fetzen, Fragmente: Mehr hatten sie Auras wirren Botschaften nicht
entnehmen können. Doch aus dem Rauschen hatten sich erste
Andeutungen eines Signals herausgeschält. Hin und wieder war
eine Gruppe von Worten aufgetaucht.
    Hela. Quaiche. Schatten.
    Scherben, herausgebrochen aus einem größeren Ganzen,
das Aura nicht zu artikulieren vermochte, weil sie zu jung war.
Remontoire konnte die Form des größeren Bildes nur
erahnen, wenn er mit einbezog, was sie erfahren hatten, bevor Skade
das Kind entführt hatte. Vermutlich waren inzwischen sowohl
Skade als auch Aura tot, aber diese Scherben hatte er immer noch. So
unwahrscheinlich es auch war, sie mussten etwas bedeuten. Und um die
Spannung noch zu erhöhen, bestand zwischen zweien davon sogar
ein Zusammenhang. Hela und Quaiche: Diese beiden Worte hatten etwas
miteinander zu tun. Mit den Schatten konnte er dagegen nichts
anfangen.
    Was waren sie, und was konnten sie bewirken?
    Der Klumpen war jetzt ganz nahe. Er hatte inzwischen Hörner
ausgebildet, in deren Tiefen violette Blitze zuckten, um mit ihnen
Remontoires Schiff in die Zange zu nehmen. In den scharfen Kanten und
den gestuften Kurven waren erstmals symmetrische Würfel zu
erkennen. Remontoire listete auf, welche Systeme seines Shuttles beim
Angriff der Synthetiker beschädigt worden waren, und
überlegte, was ihm unter diesen Bedingungen noch blieb. Noch
wollte er das hypometrische Geschütz nicht

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