Offenbarung
besonders schwerer Eissturz gemeldet
worden, angeblich mehrere hundert Meter breit, der die Fahrbahn
vollkommen blockierte. Quaiche hatte erst heute persönlich mit
dem Anführer des Reparaturtrupps gesprochen, einem Mann namens
Wyatt Benjamin, der vor langer Zeit bei einem nicht näher
bekannten Unfall ein Bein verloren hatte.
»Sabotage, würde ich sagen«, hatte ihm Benjamin
erklärt. »Etwa ein Dutzend Sprengladungen, mit
Verzögerungszündern versehen, die bei der letzten
Überquerung in der Wand angebracht wurden. Ein
Störmanöver von nachhinkenden Kathedralen. Sie können
nicht mithalten und neiden den anderen ihren Vorsprung.«
»In der Öffentlichkeit könnten Sie eine so schwere
Anschuldigung nicht vorbringen«, hatte Quaiche bemerkt, als
wäre er von selbst auf einen solchen Gedanken nie gekommen.
»Aber Sie könnten Recht haben, sosehr es mich auch
schmerzt.«
»Kein Irrtum möglich, das ist ein abgekartetes
Spiel.«
»Die Frage ist, wer übernimmt die Räumung? Die
Arbeiten müssten erledigt sein, bevor wir das Hindernis
erreichen – in maximal zehn Tagen.«
Wyatt Benjamin hatte genickt. »Sie sollten möglichst
weit weg sein, wenn wir das Eis beseitigen.«
»Warum?«
»Weil wir mit Hacken und Schaufeln nicht auskommen
werden.«
Quaiche hatte genau verstanden, was damit gemeint war, und es
kommentarlos hingenommen. »Vor drei oder vier Jahren gab es
schon einmal einen Sturz dieser Größe, nicht wahr? In der
Nähe der Glum-Kreuzung? Ich glaube mich zu erinnern, dass man
damals konventionell gesprengt hat und weniger als zehn Tage für
die Räumung brauchte.«
»Es wäre auch diesmal in weniger als zehn Tagen zu
machen«, hatte Benjamin erklärt, »aber uns steht nur
etwa die Hälfte der üblichen Geräte und
Arbeitskräfte zur Verfügung.«
»Das ist merkwürdig.« Quaiche hatte die Stirn
gerunzelt. »Was ist mit dem Rest?«
»Nichts. Männer und Maschinen wurden einfach abgezogen.
Fragen Sie mich nicht, warum oder von wem. Ich arbeite nur für
den Ewigen Weg. Und wenn es eine Glockenturm-Sache wäre, wüssten Sie vermutlich Bescheid.«
»Wohl schon«, hatte Quaiche gesagt. »Wahrscheinlich
kam die Anweisung von einer der unteren Ebenen. Wissen Sie, was ich
vermute? Irgendeine Abteilung hat einen Schaden entdeckt, der
längst behoben sein sollte, aber bei der letzten Runde
übersehen wurde. Jetzt braucht man das schwere Gerät, um
die Reparatur möglichst schnell zu erledigen, bevor es jemand
merkt.«
»Wir haben es schon gemerkt«, hatte Benjamin gesagt.
Aber er hatte Quaiches Erklärung offenbar geschluckt.
»In diesem Fall müssen Sie die Blockade wohl mit anderen
Mitteln beseitigen.«
»Die Mittel sind vorhanden«, hatte der Mann gesagt.
»Gottesfeuer.« Quaiche hatte möglichst viel
Ehrfurcht in seine Stimme gelegt.
»Wenn es nötig ist, werden wir es einsetzen. Deshalb
tragen wir es schließlich mit uns.«
»Atomare Sprengungen sollten immer nur der allerletzte Ausweg
sein«, hatte Quaiche gewarnt. Er konnte nur hoffen, dass es
überzeugend klang. »Sind Sie ganz sicher, dass diese
Blockade mit konventionellen Mitteln nicht zu beseitigen
ist?«
»In zehn Tagen mit den Männern und Geräten, die mir
zur Verfügung stehen? Völlig ausgeschlossen.«
»Dann kommen wir um das Gottesfeuer nicht herum.«
Quaiche hatte seine knochigen Finger aneinander gelegt.
»Informieren Sie die anderen Kathedralen über alle
ökumenischen Grenzen hinweg. Wir werden die Führung
übernehmen. Die anderen sollen zurückbleiben und den
üblichen Sicherheitsabstand einhalten, wenn sie seit dem letzten
Mal ihre Abschirmung nicht verbessert haben.«
»Wir haben keine andere Wahl«, hatte Wyatt Benjamin mit
einem Nicken bestätigt.
Quaiche hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt. »Schon
gut. Was sein muss, muss sein. Gott wird seine Hand über uns
halten.«
Quaiche fuhr aus seinen Gedanken hoch und lächelte. Der Mann
vom Ewigen Weg war fort, um die seltene Sprengung mit dem
heiligen Verfahren der kontrollierten Fusion vorzubereiten. Er war
allein mit dem Weg, dem Ehernen Panzer und der fernen
Gullveig-Kette, die so betörend funkelte.
»Den Eissturz hast du veranlasst, nicht wahr?«
Er wandte sich dem Ehernen Panzer zu. »Wer hat euch das Wort
erteilt?«
»Niemand.«
Er zwang sich zur Ruhe und ließ sich seine Angst nicht
anmerken. »Ihr dürft nur sprechen, wenn ich euch die
Erlaubnis dazu gebe.«
»Das siehst du eindeutig falsch.« Die Stimme war
dünn und schrill: Sie kam aus einem
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