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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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doch sein«, sagte Vasko.
»Vielleicht hält sie sich auf Abruf bereit, wartet auf
Befehle. Haben Sie es in der Hohen Muschel versucht?«
    »Ja.«
    Antoinette fasste das Schwein am Ärmel. »Lass gut
sein«, sagte sie. »An Land geht alles drunter und
drüber. Kein Wunder, wenn die Kommunikationsverbindungen
zusammenbrechen.«
    »Was ist mit den anderen Schwimmern?«, fragte Vasko.
    »Was soll mit ihnen sein?«, fragte Scorpio.
    »Wenn Pellerin keine Lust hat, ihre Arbeit zu tun, was ist
dann mit den anderen? Ständig prahlen sie damit, wie wichtig sie
für Ararats Sicherheit sind. Jetzt haben sie die Chance, es zu
beweisen.«
    »Oder bei dem Versuch zu sterben«, sagte Scorpio.
    Antoinette schüttelte den Kopf. »Du solltest von keinem
verlangen, dass er schwimmt, Scorp. Es lohnt sich nicht. Was immer da
draußen geschieht, geht auf eine Kollektiventscheidung der
gesamten Biomasse zurück. Ein paar Schwimmer können daran
nicht mehr viel ändern.«
    »Ich hätte von Marl einfach mehr erwartet«, sagte
Scorpio.
    »Sie kennt ihre Pflicht«, sagte Antoinette. »Ich
glaube nicht, dass sie uns enttäuschen würde, wenn sie
irgendeine Möglichkeit sähe. Hoffen wir, dass sie in
Sicherheit ist.«
    Scorpio trat vom Fenster zurück und ging zum Bug des
Shuttles. Auch als die Maschine in eine der unberechenbaren Thermiken
im Umkreis des großen Schiffes geriet und nach vorn kippte,
blieb er fest auf den Beinen. Mit seinem breiten, niedrigen
Körper fühlte er sich inmitten der Turbulenzen wohler als
seine beiden menschlichen Begleiter.
    »Wo wollen Sie hin?«, fragte Vasko.
    Das Hyperschwein drehte den Kopf. »Ich sage dem Piloten, er
soll den Flugplan ändern. Eigentlich wollten wir
zurückfliegen, um neue Flüchtlinge aufzunehmen.«
    »Tun wir das nicht?«
    »Später. Zuerst möchte ich Aura holen. Am Himmel
ist sie im Moment vielleicht am sichersten.«

 
Achtundzwanzig
Ararat

2675
     
     
    Vasko und Scorpio trugen den Inkubator vorsichtig in den leeren
Frachtraum. Der Himmel verdüsterte sich, die Unterseite des
Shuttles heizte sich auf und glühte kirschrot, die
Leuchtelemente zischten und tickten. Khouri stemmte sich gegen den
Schwall heißer Luft, der sich unter den Flügeln staute,
und folgte den beiden misstrauisch. Sie hatte weiter nichts mehr
gesagt, seit sie aufgewacht war, und tat willig wie eine
Schlafwandlerin alles, was man von ihr verlangte. Valensin folgte
seinen Patienten und fügte sich mürrisch in das gleiche
Schicksal. Seine beiden Medizin-Servomaten rollten, durch
unzerreißbare Gehorsamsbande an ihren Herrn gefesselt, hinter
ihm her.
    »Warum gehen wir nicht zum Schiff?«, fragte Valensin
immer wieder.
    Scorpio hatte bisher nicht geantwortet. Er sprach wieder in sein
Armband, wahrscheinlich mit Blood oder einem seiner Stellvertreter.
Dann schüttelte er den Kopf und stieß einen Fluch aus. Was
immer er erfahren hatte, dachte Vasko, es war sicher keine
erfreuliche Nachricht.
    »Ich gehe nach vorne«, sagte Antoinette.
»Vielleicht braucht der Pilot Hilfe.«
    »Sag ihm, er soll langsam und ruhig fliegen«, befahl
Scorpio. »Kein Risiko. Und er soll sich darauf einrichten, uns
notfalls rasch ins All zu bringen.«
    »Vorausgesetzt, die Mühle schafft es noch bis in den
Orbit.«
    Sie starteten. Vasko half dem Arzt und seinen mechanischen
Helfern, den Inkubator zu sichern. Valensin zeigte ihm, was man tun
musste, um den Innenwänden Vorsprünge und Nischen mit
unterschiedlichen Adhäsionseigenschaften zu entlocken. Bald
klebte der Inkubator fest am Boden, und die beiden Servomaten
überwachten seine Funktionen. Aura, ein runzliges, von Monitoren
und Schläuchen umgebenes Ding unter getöntem
Plastik, bekam von dem ganzen Trubel offenbar nichts mit.
    »Wohin fliegen wir?«, fragte Khouri. »Zum
Schiff?«
    »Das Schiff hat gewisse Probleme«, sagte Scorpio.
»Komm, sieh es dir an. Es wird dich sicherlich
interessieren.«
    Sie umkreisten die Unendlichkeit auf der gleichen Höhe
wie zuvor. Khouri starrte mit großen verständnislosen
Augen nach draußen. Vasko konnte es ihr nicht verdenken. Er
selbst hatte das Schiff zum letzten Mal vor nur dreißig Minuten
gesehen. Da hatte die Biomasse gerade erst angefangen, es zu
verschlingen, und man hatte sich an den Anblick noch gewöhnen
können. Jetzt war es verschwunden. Dafür ragte ein
hoher, grüner Turm mit flaumig verschwommener Oberfläche
aus dem Wasser. Er selbst wusste, dass sich unter der Masse ein
Schiff befand, aber er konnte nur vermuten, wie

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