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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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jedenfalls nach unseren
Hochrechnungen – wesentlich verschlechtert. Das finde ich
natürlich bedauerlich, aber ich kann verstehen, dass du nicht
bereit warst, mir alle Geschütze auszuhändigen. Das
hätte ein Übermaß an Vertrauen erfordert.«
    »Vertrauen habe ich nicht im Angebot«, sagte
Scorpio.
    »Es wäre natürlich möglich, dass die
Weltraumgeschütze auf lange Sicht gar nicht so viel ausrichten
können. Ich wollte das nicht früher sagen, um unsere
Partner nicht zu entmutigen, aber Tatsache bleibt, dass unsere
Prognosen eventuell zu optimistisch sind. Als Ilia Volyova mit der Sturmvogel vor Delta Pavonis ins Herz der Wolfsmaschinen flog,
zeigten ihre Weltraumgeschütze herzlich wenig Wirkung.«
    »Soweit wir wissen. Vielleicht konnte sie die Wölfe
zumindest etwas aufhalten.«
    »Oder sie hat die Geschütze nicht so effektiv
eingesetzt, wie es möglich wäre – sie war
schließlich todkrank –, vielleicht waren es auch nicht die
stärksten Waffen im Arsenal. Wir werden es nie
erfahren.«
    »Was ist mit den anderen Waffen?«, fragte Scorpio.
»Ich meine diejenigen, die zurzeit für uns hergestellt
werden?«
    »Die hypometrischen Geschütze? Sie haben sich als sehr
nützlich erwiesen. Du hast miterlebt, wie die Wolfsmaschinen,
die sich um dein Shuttle und die Sehnsucht nach Unendlichkeit konzentriert hatten, vertrieben wurden. Auch die Wolfsmassen, die
euch auf Ararat angreifen wollten, habe ich mit einer hypometrischen
Waffe vertrieben.«
    Scorpio nahm den kleinen Becher – er war kaum
größer als ein Fingerhut – in seine plumpen Finger
und trank einen Schluck Tee. Dabei fürchtete er jeden Moment,
das Glas zu zerbrechen. »Sind das die Waffen, die ihr nach Auras
Anweisungen gebaut habt?«
    »Ja.«
    »Und ihr wisst noch immer nicht genau, wie sie
funktionieren?«
    »Sagen wir lieber, die Theorie hinkt ein wenig hinter der
Praxis her.«
    »Schön. Selbst wenn du es wüsstest, ich würde
es sowieso nicht verstehen. Aber etwas fällt mir dazu doch noch
ein. Wenn das Zeug so wirksam ist, warum verwenden es die Wölfe
dann nicht auch gegen uns?«
    »Auch das wissen wir nicht«, gab Remontoire zu.
    »Findest du das nicht beunruhigend? Könnte es nicht
sein, dass die neue Technologie Spätfolgen haben könnte,
von denen ihr noch nichts ahnt?«
    Remontoire zog eine Augenbraue in die Höhe. »Scorpio
macht sich Gedanken um die Zukunft! Wo soll das noch
hinführen?«
    »Die Frage ist berechtigt.«
    »Zugegeben. Ja, unter anderem mache ich mir auch darüber
Gedanken. Aber wenn ich zu wählen habe zwischen Ausrottung jetzt
und irgendwelchen späteren Problemen… nun, da fällt
mir die Entscheidung nicht schwer.« Remontoire hob sein Teeglas.
Die bernsteinfarbene Flüssigkeit verzerrte sein Auge zu
riesenhafter Größe. »Außerdem gibt es noch eine
andere Möglichkeit. Ich kann nicht ausschließen, dass die
Wölfe diese Technologie gar nicht haben.«
    Durch ein messingberingtes Bullauge sah Scorpio vor der
Inspektionskapsel ein Weltraumgeschütz auftauchen. Die Waffe
– grüngolden glänzend, mit künstlerisch
gestalteten Randblenden, die an ein altes Radio oder einen
Filmprojektor erinnerten – saß auf einem Schlitten mit
vielen Steuerdüsen, der seinerseits von vier Schleppern aus den
Replikatoren der Synthetiker gezogen wurde.
    »Und woher soll die Technologie dann gekommen sein?«
    »Von den Toten. Aus dem Kollektivgedächtnis jener
zahllosen ausgestorbenen Zivilisationen, die in der Neutronenmatrix
des Hadescomputers gespeichert sind. Sie konnte diesen ausgestorbenen
Spezies natürlich nicht mehr helfen; vielleicht können auch
die anderen Technologien, die wir von Aura bekommen haben, unsere
Zukunft nicht beeinflussen. Aber sie könnten mitgeholfen haben,
die Entwicklung zu verzögern. Vielleicht brauchen wir ja nur
Zeit. Wenn es da draußen noch etwas gibt – etwas, das noch
wichtiger und mächtiger ist als die Wölfe –, dann
brauchen wir Zeit, um es zu finden.«
    »Du denkst an Hela, nicht wahr?«
    »Bist du nicht neugierig, Scorpio? Möchtest du nicht
hinfliegen und nachsehen, was dort zu finden ist?«
    »Wir haben nachgeschlagen, Rem. Hela ist eine Eiskugel,
bewohnt von einer Horde religiöser Irrer, die sich mit dem
verseuchten Blut eines Indoktrinationsvirusträgers ihren Kick
holen.«
    »Aber man spricht von Wundern.«
    »Ein Planet, der einfach verschwindet. Aber bisher konnte das
noch niemand, dem man zutrauen würde, eine Druckanzugdichtung zu
reparieren, tatsächlich

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