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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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beobachten.«
    »Dann fliegt hin und seht es euch an. Das System heißt
Eins-Null-Sieben Piscium. Angeblich haben es die Unterdrücker
noch nicht erreicht.«
    »Danke für die Information.«
    »Die Entscheidung liegt bei dir, Scorpio. Auras Empfehlung
kennst du bereits, aber du brauchst ihr ja nicht zu folgen.«
    »Das werde ich auch nicht.«
    »Eines solltest du trotzdem bedenken: Eins-Null-Sieben
Piscium ist ein abgelegenes System. Wir haben allenfalls
lückenhafte Berichte von Wolfsübergriffen in den von
Menschen besiedelten Raum, aber eines ist sicher: Wenn die
Wölfe einrücken, werden die Kernkolonien – die Welten
im Umkreis von vielleicht einem Dutzend Lichtjahre von der Erde
– als Erste fallen. Die Wölfe gehen immer so vor: Sie
machen das Zentrum ausfindig, greifen es an und zerstören es.
Dann schießen sie die Satellitenkolonien ab, und erst danach
kommen all jene an die Reihe, die in die Tiefen der Galaxis zu
fliehen versuchen.«
    Scorpio zuckte die Achseln. »Man ist also nirgendwo
sicher.«
    »Nein. Aber du trägst eine große Verantwortung
– siebzehntausend Individuen sind dir anvertraut –, und
unter diesen Umständen wäre es weitaus ratsamer, nach
außen zu fliegen als zurück zu den Kernwelten. Ich ahne
allerdings, dass du das anders siehst.«
    »Ich habe zu Hause noch etwas zu erledigen«,
erklärte Scorpio.
    »Mit zu Hause meinst du nicht Ararat?«
    »Ich meine Yellowstone. Ich meine den Rostgürtel. Ich
meine Chasm City und den Mulch.«
    Remontoire trank sein Glas so säuberlich wie eine Katze bis
auf den letzten Tropfen leer. »Ich kann verstehen, dass du dich
an diese Welt noch immer emotional gebunden fühlst, aber du
solltest die Gefahren einer Rückkehr dorthin nicht
unterschätzen Falls die Wölfe bereits Informationen
über uns gesammelt haben, werden sie bald herausfinden, dass
Yellowstone eines der wichtigen Zentren ist. Es wird auf ihrer Liste
ganz oben stehen. Vielleicht sind sie sogar schon dort und bauen
einen Sänger wie damals vor Delta Pavonis.«
    »In diesem Fall warten eine Menge Leute darauf, dass man sie
herausholt.«
    »Du kannst niemals so viele retten, dass ein solches Risiko
gerechtfertigt wäre«, mahnte Remontoire.
    »Ich kann es versuchen.« Scorpio zeigte auf das riesige
Schiff vor dem Bullauge. »Die Unendlichkeit hat damals
auf Resurgam einhundertsechzigtausend Menschen aufgenommen. Ich mag
kein großer Mathematiker sein, aber im Moment haben wir nur
siebzehntausend an Bord, das heißt, wir haben noch
Kapazitäten frei.«
    »Du setzt das Leben all derer aufs Spiel, die du bereits
retten konntest.«
    »Ich weiß«, gab das Schwein zurück.
    »Du vergeudest den Vorsprung, den wir dir in den
nächsten Tagen verschaffen, wenn wir die Maschinen
ablenken.«
    »Ich weiß«, wiederholte Scorpio.
    »Und du gefährdest dein eigenes Leben.«
    »Auch das ist mir klar, und es ändert nichts an meinem
Entschluss, Rem. Je mehr du mich davon abzubringen suchst, desto
sicherer werde ich, dass ich es tun muss.«
    »Vorausgesetzt, du bekommst die Zustimmung der
Ältesten.«
    »Wenn sie nicht zustimmen, müssen sie mich absetzen. Sie
haben die Wahl.«
    »Du musst auch das Schiff überzeugen.«
    »Ich werde eine höfliche Bitte äußern«,
sagte Scorpio.
    Die Schlepper hatten das Weltraumgeschütz in sichere
Entfernung vom Schiff gebracht. Scorpio wartete darauf, dass die
Haupttriebwerke ansprängen und Plasma in Form von grellen
Lichtspeeren ausstießen, aber die Waffe und ihr Schlitten
entfernten sich wie von unsichtbarer Hand gezogen.
    »Ich teile deine Meinung nicht«, sagte Remontoire,
»aber ich respektiere sie. Du erinnerst mich in mancher Hinsicht
an Nevil.«
    Scorpio musste an Remontoires lächerlich kurze
›Trauerphase‹ denken. »Ich dachte, du wärst
über seinen Tod hinweg.«
    »Keiner von uns ist darüber hinweg«, sagte
Remontoire knapp. Er deutete auf die Teeflasche. Seine Miene hellte
sich auf. »Noch etwas Tee, Mr. Pink?«
    Scorpio wusste nicht, was er sagen sollte. Er sah in das
freundliche Gesicht und zuckte die Achseln. »Wenn es keine
Umstände macht, Mr. Clock.«

 
Hela

2727
     
     
    Der Generalmedikus führte Rachmika durch die Morwenna. Die Architektur der Kathedrale war verwirrend, aber er hatte
eindeutig nicht die Absicht, ihr die Sehenswürdigkeiten zu
zeigen. Sie blieb zwar möglichst oft stehen, um sich die Fenster
oder andere interessante Dinge anzusehen, aber Grelier forderte sie
immer wieder höflich zum Weitergehen auf und klopfte mit

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