Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Unterdrücker.
    Sie brauchten nicht lange zu warten. Bei starker
Vergrößerung konnten sie beobachten, wie der Strahl den
Rand von Ararats nächstem Mond streifte, sich durch die hunderte
von Kilometern dicke Kruste fraß und auf der anderen Seite
wieder austrat. Der Mond löste sich auf wie ein Puzzle, das man
zu Boden warf. Traumhaft langsam sickerte rot glühende Felsmasse
aus der Wunde. Es war wie die Zeitrafferaufnahme einer Blüte,
die sich im Morgengrauen öffnete und der Sonne ihr rotes Herz
darbot.
    »Das sieht nicht gut aus«, sagte Khouri.
    »Glauben Sie immer noch, dass das nur eine Planänderung
war?«, fragte Vasko.
    Der Mond zog nun einen Streifen aus kirschrotem Magma auf seiner
Umlaufbahn hinter sich her. Scorpio sah es mit Bestürzung. Was
mochte das für die Menschen bedeuten, die auf Ararat
zurückgeblieben waren? Selbst wenn nur ein paar Millionen Schutt
in den Ozean stürzten, hätte das entsetzliche Folgen. Die
Masse eines ganzen Mondes würde noch weit schlimmere
Verwüstungen anrichten.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Scorpio.
    Wenig später ertönte ein neues Signal von der
Konsole.
    »Verschlüsseltes Signal von Remontoire«, sagte
Vasko. »Soll ich ihn auf den Schirm legen?«
    Scorpio bejahte. Auf der Konsole erschien ein unscharfes,
körniges Bild. Die Übertragung war stark komprimiert, und
das Bild schwankte und stockte immer wieder, während Remontoire
weitersprach.
    »Es tut mir sehr Leid«, sagte er, »aber es hat
nicht ganz so geklappt, wie ich es mir erhofft hatte.«
    Wie schlimm?, artikulierte Scorpio stumm.
    Es war, als hätte ihn Remontoire gehört. »Ein
kleineres Rudel von Unterdrückermaschinen ist euch auf den
Fersen«, sagte er. »Es ist nicht so groß wie der
Schwarm, der uns von Delta Pavonis verfolgte, aber ihr könnt es
auch nicht einfach ignorieren. Habt ihr die hypometrischen
Waffensysteme getestet? Das sollte jetzt Vorrang haben. Und es
wäre vielleicht auch keine schlechte Idee, die restliche
Artillerie einsatzbereit zu machen.« Remontoire hielt inne, sein
Bild zerfiel und fügte sich wieder zusammen. »Etwas wollte
ich euch noch sagen«, fuhr er fort. »Der Fehler lag bei
mir. Es hatte nichts damit zu tun, wie viele Weltraumgeschütze
wir zur Verfügung hatten. Selbst wenn ich sie alle bekommen
hätte, der Ausgang wäre der gleiche gewesen. Es war sogar
besser, dass ihr einige zurückbehalten habt. Ihr Instinkt hat
Sie nicht im Stich gelassen, Mr. Pink. Ich bin froh, dass wir uns vor
meinem Abflug noch unterhalten konnten. Ihr habt noch eine
Chance.« Sein Lächeln wirkte wie immer verkrampft, aber
Scorpio freute sich darüber. »Du spürst vielleicht den
Wunsch, auf diese Übertragung zu antworten. Ich rate dir
dringend, es nicht zu tun. Die Wölfe werden versuchen, euch noch
genauer ins Visier zu bekommen, und mit einem so deutlichen Signal
tut ihr euch keinen Gefallen. Lebt wohl und viel
Glück.«
    Das war alles. Die Übertragung war beendet.
    »Mr. Pink?«, fragte Vasko. »Wer ist Mr.
Pink?«
    »Wir sind alte Bekannte«, sagte Scorpio.
    »Er hat gar nicht von sich selbst gesprochen«, bemerkte
Khouri. »Kein Wort darüber, was er jetzt vorhat.«
    »Wahrscheinlich hielt er das nicht für relevant«,
sagte Scorpio. »Wir können nichts mehr tun, um ihnen zu
helfen. Und sie haben für uns getan, was sie konnten.«
    »Leider hat es nicht gereicht«, sagte Malinin.
    »Das mag sein«, sagte Scorpio, »aber wenn Sie mich
fragen, war es immer noch sehr viel besser, als wenn sie nichts getan
hätten.«
    »Er erwähnte ein Gespräch«, sagte Khouri.
»Was hatte es damit auf sich?«
    »Das geht nur mich und Mr. Clock etwas an«, antwortete
Scorpio.

 
Hela

2727
     
     
    Nachdem der Generalmedikus Rachmika Blut abgenommen hatte, brachte
er sie zu ihrem Zimmer. Es war ein kleiner Raum im unteren Drittel
des Glockenturms mit einem Buntglasfenster, einem schmalen,
schmucklosen Bett und einem Nachttisch. In einem kleinen Nebenraum
waren ein Waschbecken und eine Toilette untergebracht. Auf dem
Nachttisch lagen einige quaichistische Schriften.
    »Sie haben hoffentlich kein Luxusquartier erwartet«,
sagte Grelier.
    »Ich habe gar nichts erwartet«, gab Rachmika
zurück. »Bis vor ein paar Stunden war ich noch darauf
eingestellt, in einem Räumtrupp für die Eiserne
Katharina zu arbeiten.«
    »Dann können Sie sich eigentlich nicht
beklagen?«
    »Das hatte ich auch nicht vor.«
    »Wenn Sie sich geschickt anstellen, finden wir auch etwas
Größeres«, versprach er.
    »Das

Weitere Kostenlose Bücher