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Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen

Titel: Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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Rücken streckt sich, der Blick wird starr, die Krallen werden unauffällig ausgefahren. In Sekundenschnelle wird die andere abgescannt: Ist sie jünger, schöner, selbstbewusster, wirkt sie intelligenter, kompetenter, souveräner? Exemplare, die als ungefährlich eingestuft werden, fallen sofort durchs Raster und werden fortan ignoriert. Im Falle einer vermeintlichen Bedrohung aber werden die Waffen in Stellung gebracht. Und dann wird geschossen.
    Spitze Bemerkungen (»Ich wusste nicht, dass Helmut heute Abend auch seine abgelegten Freundinnen eingeladen hat!«), vergiftete Komplimente (»Tolles Kostüm, lässt Sie richtig schlank wirken!«), scheinheilige Fragen (»Ich habe gehört, Sie schreiben, kann man davon denn leben?«), scheinbar lustig gemeinte Bemerkungen über Dritte (»Die Maja schaut zehn Jahre jünger aus als letztes Jahr. Muss den Friseur gewechselt haben!«).
    Diese Frauen sind wirklich mühsam! Immer müssen sie im Mittelpunkt stehen, bewundert werden, Beifall einheimsen. Trifft man sie nur auf Partys, kann man einmal gezielt zurückschießen und sie danach stehen lassen. Muss man mit ihnen zusammenarbeiten, wird es schon schwieriger. Die meisten Zicken sind nämlich obendrein gerissene Intrigantinnen. Rennen zum Vorgesetzten und heucheln Mitleid mit einer Kollegin, die ein krankes Kind zu Hause hat: »Sie hat mir immer schon einen überforderten Eindruck gemacht, aber wie sie es mit dieser Belastung noch schaffen soll, weiß ich wirklich nicht!« Oder sie geben sich scheinbar leutselig: »Wirklich toll, wie die Kollegin Fischer diesen Auftrag hingekriegt hat, wenn man bedenkt, dass sie die meiste Zeit gar nicht im Büro ist!«
    Ich habe zum Glück in meinem Leben nur wenige Zicken kennen gelernt (oder hab vielleicht nicht gemerkt, dass es welche waren, weil ich von Natur aus gutgläubig bis zur Blödheit bin). Aber einmal ist sogar mir aufgefallen, dass ich’s mit einer zu tun hatte: Ich moderierte damals mit einem Kollegen zusammen die erste bundesweite Talkshow »Live aus der alten Oper«, und ein bekanntes Nachrichtenmagazin wollte eine Geschichte über uns bringen. Die Journalistin (lange Haare, lange Beine, kurzer Rock) führte ein Interview mit uns und gab sich ausgesprochen freundlich. Später las ich in ihrem Artikel, wie wunderbar und kompetent mein Kollege, wie dämlich und unfähig hingegen ich sei, und wie völlig unverständlich es wäre, dass ausgerechnet ich diese Sendung moderierte. Soll ich ihnen verraten, wer sich wenig später um meinen Job bewarb? Bingo. Übrigens hat sie ihn nicht bekommen.
    Meine Erfahrung ist, dass es Zicken relativ weit bringen können, aber irgendwann ins Straucheln geraten. Um wirklich was zu werden, bedarf es sozialer Kompetenz, und über die verfügen Zicken nicht. Spätestens, wenn sie in das Alter kommen, in dem lange Haare und kurze Röcke nur noch lächerlich wirken, müssen sie lernen, dass man sich besser nicht nur auf die Männer verlässt. Denn die schauen längst schon anderen langen Beinen in kurzen Röcken hinterher.

Leben auf Knopfdruck
    Ist es nicht herrlich, dass unser Alltag in den letzten Jahrzehnten immer leichter geworden ist? Niemand muss mehr eine Volksmusiksendung länger als zwei Sekunden ertragen, die Lautstärke der Stereoanlage stellt sich wie von Geisterhand zurück, das Auto entriegelt sich selbst – alles auf Knopfdruck.
    Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als man am Telefon die Wählscheibe drehte? Ist gerade mal zwanzig Jahre her und kommt uns vor, als wär’s in der Steinzeit gewesen. Heute tippen wir auf Tasten, das Telefon wählt automatisch, wir erhalten Informationen über den Zugverkehr oder das Wetter in Timbuktu, versenden Nachrichten und ändern aus der Ferne den Ansagetext auf unserer Mailbox.
    Aber das ist längst nicht alles: Bereits jetzt kann man die gesamte Technik eines Hauses fernsteuern, ganz einfach per Internet. Man sitzt im Büro und schaltet daheim die Heizung an, schließt die Rollläden, aktiviert die Alarmanlage, programmiert den Fernsehkrimi, erhitzt das Fertigmenü, sorgt für angenehme Beleuchtung. Die Pflanzen werden gewässert, die Markise fährt ein, wenn Regen droht, die Heizungsanlage bestellt bei Bedarf selbsttätig Öl nach.
    Der Kühlschrank versendet auf unseren Befehl hin eine Lebensmittel-Bestellung an den Supermarkt, auf seinem in die Tür integrierten Bildschirm hinterlassen wir eine Nachricht an die Kinder. Beim Heimkommen entfällt das lästige Suchen nach dem Hausschlüssel,

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