Offene Rechnungen
vertragen.«
Esther hob ein Blatt Papier hoch und reichte es Frank.
»Das ist der Einsatzbericht vom Mitarbeiter der Scholz Security. Er kam per Fax. Das Einsatzprotokoll der Streifenbesatzung liegt bereits auf Ihrem Schreibtisch.«
Frank nahm das Fax entgegen und warf einen kurzen Blick darauf. Die sorgfältig aufgeführten Zeiten würden ihm wertvolle Dienste leisten, was seiner guten Laune weiteren Auftrieb gab. Esther kehrte mit den beiden Bechern Kaffee zurück und streckte Frank einen davon hin. Sie hatte die Abwesenheit genutzt, um ihr schlechtes Gewissen gegenüber dem Kollegen in den Griff zu bekommen. Immerhin unterstützte sie die Privatermittlungen ihrer Freunde, was sie im Normalfall nicht nur hätte unterbinden müssen, sondern es dem Leiter der Ermittlungen melden.
»Danke, Esther. Wie war der restliche Abend für Sie? Hat Ihre Mutter sich gefreut, dass Sie so schnell wieder zu Hause waren?«
Frank registrierte das kurze Zögern, bevor Esther antwortete. Er führte es auf die scheinbar schwierige Mutter-Tochter-Beziehung zurück. Ihm selbst wäre es nie in den Sinn gekommen, im Erwachsenenalter zurück zu seinen Eltern oder auch nur einem Elternteil zu ziehen. Seine Kollegin hatte daher sein vollstes Mitgefühl.
»Ja, ich glaube schon. Sie hatte sich einen alten Film ausgesucht und hat dabei ein wenig in alten Erinnerungen geschwelgt.«
Was offenbar für die Tochter nicht nur in angenehmer Form abgelaufen war, wie Frank aus der Reaktion ablas. Er respektierte aber die Zurückhaltung seiner Kollegin und ging hinüber in sein Büro. Die Tür zum Büro der Oberkommissarin ließ Frank offen stehen und setzte sich an den Schreibtisch. Er schaltete den Computer ein und las dann das Einsatzprotokoll der uniformierten Kollegen. Die dort angegeben Zeiten passten voll und ganz zu den Zeiten im Einsatzbericht des Sicherheitsmannes. Für Frank blieb die korrekte Wiedergabe der verschiedenen Aussagen übrig. Er zog sein Notizbuch hervor und blätterte zur ersten Seite zurück, wo er mit der Befragung von Monika Landau und ihrem Liebhaber begonnen hatte. Bis zum Eintreffen der beiden blieb dem Hauptkommissar eine gute Stunde, in der er das Protokoll schreiben konnte. Bald war Frank in diese Arbeit vertieft und nahm nur am Rande das leise Klappern von Esthers Tastatur wahr.
*
Frank Reuter schaltete das Aufzeichnungsgerät im Vernehmungsraum ein.
»Ich zeichne unser Gespräch auf, Herr Sonntag. Dies ist eine formelle Befragung, zu der ich Sie als Zeugen geladen habe. Nennen Sie bitte Ihre persönlichen Daten.«
Reinhard Sonntag nannte seinen Namen, Geburtsdatum und die aktuelle Anschrift. Kommentarlos ließ er die Belehrung über sich ergehen, bestätigte aber, den Inhalt verstanden zu haben. In seinem Inneren hatte sich das anfängliche Chaos an Gedanken und Empfindungen im Verlaufe der vergangenen Nacht gelichtet. Hatte er die Aufdeckung seiner Affäre mit Monika anfangs als schwere Demütigung angesehen, so hatte sich mit Anbruch der Morgendämmerung eine völlig neue Sichtweise eingestellt. Nach und nach war ein Plan in ihm gereift, den er umsetzen und damit einen Schlussstrich unter sein bisheriges Leben ziehen wollte. Er hatte einen Trumpf im Ärmel, von dem niemand etwas wusste. Fast niemand.
»Danke, Herr Sonntag. Berichten Sie mir jetzt bitte, wie Ihr Verhältnis zu Monika Landau aussieht. Seit wann kennen Sie sich und wie lange sind Sie schon ein Liebespaar?«
Frank ließ Reinhard Sonntag ausführlich den Weg in die Affäre mit der Frau des Unternehmensberaters schildern, sodass der Ehemann von der Pächterin mehr und mehr an Sicherheit gewann. Als er jedoch auf den elften April zu sprechen kam, unterbrach Frank die Schilderung an dem Punkt mit dem seltsamen Geräusch.
»Moment bitte, Herr Sonntag. Beschreiben Sie uns bitte sehr genau, was Sie und Frau Landau in diesem Augenblick gemacht haben. Wo genau befanden Sie sich? Was dachten Sie bei dem Geräusch?«
Reinhard beschrieb, wie er und Monika in diesem Augenblick Wein getrunken hatten. Das laute Geräusch war aus der Eingangshalle des Zentrums gekommen; es fiel zusammen mit dem Entkorken der Weinflasche.
»Also hatten Sie da noch keinen Wein getrunken?«, hakte Frank umgehend nach.
»Doch, doch. Es war die zweite Flasche Wein, die ich geöffnet habe. Dann hörte ich den dumpfen Aufprall und sah im gleichen Augenblick zu Monika. Ich habe irgendetwas gefragt, ob sie es auch gehört habe oder so ähnlich.«
Da seine Geliebte ebenfalls das Geräusch
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