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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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gehört hatte, wollte Reinhard nachsehen. Während er die Fragen des Beamten beantwortete, entstand in seinem Kopf ein Film mit den tatsächlich abgelaufenen Szenen. Es half ihm, die vielen Details zu bedenken. Reinhard sah es als wichtige Übung für sein weiteres Leben an, da er zukünftig erheblich aufmerksamer mit Details umgehen wollte.
»Monika war dagegen, in der Eingangshalle nachzusehen, was passiert war. Sie wollte vermeiden, dass unser Verhältnis entdeckt wird.«
Frank lehnte sich zurück, musterte den Mann der Pächterin. Reinhard Sonntag wirkte nervös, doch das mochte auch nur an der ungewöhnlichen Situation liegen. Er war als Ehebrecher entlarvt worden, wurde Zeuge eines Mordes und saß nun bei der Kriminalpolizei, wo er in einer Vernehmung Rede und Antwort stehen musste. Es schwang aber noch etwas anderes im Verhalten des Mannes mit, was Frank nicht zu deuten wusste. Eine seltene Erscheinung für ihn, die sein Misstrauen weckte.
»Also wollte Frau Landau nicht, dass Sie nachsehen gehen? Habe ich das so richtig verstanden?«
Reinhard Sonntag blieb bei seiner Aussage, nach der die Ehefrau des Unternehmensberaters ihn von dem Verlassen der Cafeteria abhalten wollte.
»Hat sie gesagt, wieso sie es nicht wollte?«
»Nicht so direkt, Herr Hauptkommissar. Mehr so allgemein, weil sie wohl Angst davor hatte, dass uns jemand zusammen sehen könnte.«
Frank zeigte sich erstaunt.
»Wieso denn? Es hätte doch gereicht, wenn nur Sie dem Geräusch auf den Grund gegangen wären. Frau Landau hätte doch einfach in der Küche bleiben können.«
An dieser Stelle blinzelte der Ehemann der Pächterin verwirrt, schien diesen Gedanken erstmals zu verfolgen. Reinhard rief sich innerlich zur Ordnung, da ein Teil seiner Aufmerksamkeit sich bereits mit den Plänen der näheren Zukunft beschäftigt hatte.
»Ja, jetzt wo Sie es sagen. So ganz genau kann ich mich nicht mehr erinnern, Herr Hauptkommissar. Ich glaube Monika sagte etwas von Angst, und dass sie deswegen nicht allein bleiben wollte.«
Frank ließ absichtlich eine Pause aufkommen. Reinhard Sonntag sah ihn an, verstand die Sprachlosigkeit des Ermittlers offensichtlich nicht. Schließlich ertrug er die Stille nicht mehr.
»Glauben Sie mir nicht? So war es! Ehrlich!«
Ein erster Anflug von Panik schlich sich in Sonntags Stimme. Frank wiegte skeptisch den Kopf. Es überraschte ihn, wie seltsam geschickt sich Wahrheit und Lüge ablösten. Reinhard Sonntag sagte entweder die Wahrheit, wobei seine Nervosität ihm einen Streich spielte oder aber er spielte ein Spiel mit Frank. Dann erinnerte Frank sich an die Szenen des gestrigen Abends in der Kantine und verwarf die Vorstellung, dass Sonntag ein Spiel mit ihm spielte.
»Bis zu dem Punkt mit dem Geräusch, erscheint mir Ihre Aussage glaubhaft. Doch dann häufen sich die Unstimmigkeiten, Herr Sonntag.«
»Was? Aber, wieso denn?«, stöhnte Sonntag auf.
»Sie wollen ein dumpfes Geräusch gehört haben und sind nicht auf den Einfall gekommen, dass es sich dabei um einen menschlichen Körper handeln könnte? Angesichts des Ortes erscheint mir das wenig glaubhaft. Dann empfindet Ihre Begleiterin so viel Angst, dass Sie nicht allein bleiben will. Frau Landau ist ganz offensichtlich keine besonders ängstliche Frau, also was hat ihr solche Angst gemacht?«
Sonntag sackte zurück in seinen Stuhl. Franks Einwände hatten ihn getroffen, sodass er zunächst keine Antwort fand. Dieses Mal hielt seine Konzentration und es fiel ihm leicht, in seiner Rolle zu bleiben.
»Sehen Sie? Diese Lücken sind Gift für Ihre Glaubwürdigkeit, Herr Sonntag. Wollen Sie mir nicht endlich erzählen, was am Abend des elften April wirklich passiert ist?«
Frank änderte seine Tonlage. Wechselte von scharfen Vorwürfen zu verständnisvollen Fragen. Reinhard Sonntag setzte zum Sprechen an, schluckte schwer.
»Es war so, wie ich gesagt habe. Monika und ich haben Wein getrunken, dann hörten wir den dumpfen Aufschlag und ich wollte nachsehen gehen. Sie hielt mich zurück, wohl weil sie Angst hatte.«
Mit flacher Stimme wiederholte Sonntag seine Aussage, variierte nur in einer Kleinigkeit.
»Aufschlag? Sie wussten also schon zu diesem Zeitpunkt, dass jemand auf den Boden aufgeschlagen war?«
Frank verkleidete die Fangfrage in der Nachfrage zum Geräusch. Sonntag antwortete erneut nicht sofort, überlegte einen Moment.
»Sie verdrehen meine Worte, Herr Hauptkommissar. Ich habe nur ein dumpfes Geräusch gehört. Von einem Aufschlag eines Körpers war nie die

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