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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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seufzte verbittert. Dieser gesamte Fall stellte sich als eine reine Nervenprobe für ihn heraus. Erst waren die Ermittlungen unnötig verschleppt worden, dann stellten sich sämtliche Zeugen als wahre Geheimnisträger heraus und trotz aller Anstrengungen fehlte nach wie vor das Motiv der Hauptverdächtigen. Mit dem Erscheinen des kleinen Rechtsanwaltes betrat ein weiteres Hindernis die Bühne.
»Dann werden wir das so wohl ertragen müssen. Da kommt Frau Wiese.«
Frank und Esther begrüßten die Witwe des Hauptkommissars noch auf dem Gang, was zum ersten Auftritt ihres Rechtsbeistandes führte.
»Keine Aussagen ohne meine Anwesenheit, Frau Wiese! Die Polizei ist berüchtigt für ihre miesen Tricks, aber davor werde ich Sie schon beschützen.«
Ariane schaute den kleinen Mann mit großen Augen an, der in seiner Mandantin einen der wenigen Menschen vor sich hatte, der noch kleiner als er selbst war. Frank und Esther wechselten nur einen fassungslosen Blick, bevor sie hinter Ariane Wiese und dem Rechtsbeistand ins Vernehmungszimmer gingen.
     
    *
     
    Simon saß wenige Minuten nach seinem Aufbruch am Zentrum in Herbert Scholz' Büro. Der hatte auf einem Ecktisch einen Laptop aufgebaut, vor dem ein jüngerer Mitarbeiter saß.
»Und? Wie geht es nun weiter?«
Obwohl Scholz ihm am Vorabend die Grundzüge der ausgetauschten Tastatur erklärt hatte, fehlte Simon immer noch der Durchblick.
»Erklär du es unserem Doktor bitte, Charly.«
Der jüngere Mann grinste und forderte Simon auf, mit einem Stuhl an den Ecktisch zu kommen.
»Im Grunde haben Sie nur eine leicht veränderte Tastatur angeschlossen, Doc. Der Unterschied zwischen einer herkömmlichen und jener Tastatur befindet sich auf der Unterseite. Warten Sie. Ich zeige Ihnen am Bildschirm, was ich damit meine.«
Der Techniker öffnete ein kleineres Fenster auf dem Monitor und ließ dort die grafische Darstellung einer Computertastatur um ihre eigene Achse kreisen.
»So sieht eine handelsübliche Tastatur aus, also genauso wie die aus dem Zentrum. So. Das ist die besondere Tastatur. Erkennen Sie einen Unterschied, Doc?«
Konzentriert studierte Simon die zweite Darstellung und erkannte einige Abweichungen.
»Da sind Leitungen, die von Kontaktplatten im Bodenbereich zu den Tasten führen«, deutete er auf die erkannten Stellen.
»Von wegen, der Doktor versteht es nicht. Du hast es ihm nur nicht ordentlich erklärt, Herbie.«
Simon konnte sich ein Schmunzeln angesichts der schnoddrigen Art des Computertechnikers nicht verkneifen. Der Inhaber der Sicherheitsfirma drohte seinem Mitarbeiter mit fristloser Kündigung, wenn er seinen Tonfall nicht umgehend mäßigen würde.
»Damit droht Herbie mir mindestens dreimal in der Woche. Macht er natürlich nie. Wer sollte denn sonst die feine Technik in seinem Laden betreuen«, nahm Charly die Drohung gelassen.
Simon fand den jungen Techniker auf Anhieb sympathisch, da ihm diese Mischung aus souveränem Können gepaart mit lockerem Auftreten sehr zusagte. Aus dem beruflichen Umfeld kannte Simon eine Menge Kollegen, die sich viel zu wichtig nahmen.
»Was passiert jetzt also, wenn die schöne Ilona oder einer ihrer Kollegen am Rechner hinter dem Empfangstresen arbeiten? Na, das sehen wir uns doch einfach einmal in der Praxis an. Es geht los, Chef.«
Herbert eilte ebenfalls zum Ecktisch und schaute genauso gespannt wie Simon auf den Monitor des Laptops. Dort erschien wie von Zauberhand ein E-Mail-Programm.
»Ah, Ilona verfasste eine Hausmitteilung. Sehr interessant.«
Während die drei Männer den Eingaben auf dem Monitor folgten, erklärte Charly deren Zustandekommen.
»Im Grunde geschieht nichts anderes, als dass jede gedrückte Taste einen Befehl auf Ilonas Rechner auslöst, aber zeitgleich die Bodenplatten den gleichen Befehl an unseren Laptop übermitteln. Es ist quasi so, als würden wir Ilona über die Schulter sehen.«
Diese Ausführung ergab auch für Simon Sinn, wobei ihn aber eine Frage quälte.
»Das ist doch illegal. Oder?«
Herbert und Charly wechselten einen Blick, dann sah der Techniker mit einem treuherzigen Augenausdruck zu Simon.
»Echt? Oh, Mann. Na klar, ist das illegal. Solange aber keine die vertauschten Tastaturen bemerkt, kann uns auch keiner dabei erwischen.«
Simon seufzte schwer, da er sich mit so einer kriminellen Aktion sehr unwohl fühlte. Selbst wenn es einem guten Zweck, wie eben der Überführung des wahren Mörders von Ralph Wiese, dienen sollte.
»Was genau soll uns das den bringen, wenn wir nur die

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