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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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Oder?«
Bei seiner Frage tauschten die anderen fragende Blicke aus.
»Vermutlich doch, Doc. Immerhin muss es doch erkennbare Absatzwege geben und die sollten sich bis ins Zentrum zurückverfolgen lassen. Oder eben umgekehrt, müsste man den Ausgangspunkt im Zentrum finden«, konnte Charly sich mit der Idee anfreunden.
»Tja, Simon. Sieht ganz so aus, als wenn wir weitere Nachtschichten im Auto vor uns hätten.«
Juliane grinste Simon fröhlich an, während er sich am liebsten die Zunge abgebissen hätte. Im Stillen hatte er gehofft, dass mit dem Einstieg von Herbert Scholz dessen Mitarbeiter für die gefährlichen Jobs eingesetzt werden würden.
»Wir können die nächtlichen Kontrollfahrten ein wenig verändern, sodass meine Leute öfter in der Kieler Straße beim Zentrum vorbeikommen. Zu auffällig darf es jedoch nicht werden, wenn wir die Leute nicht aufscheuchen wollen«, schlug Herbert vor, den ganz ähnliche Gedanken wie Simon beschäftigten.
Er hatte kein gutes Gefühl bei dem Wissen, dass zwei völlige Amateure die Observation übernehmen sollten. Herbert hatte jedoch so viele Aufträge und einige Ausfälle im Mitarbeiterstab, dass er selbst mehrere Schichten übernehmen musste. Da blieb kein Freiraum für Sonderaufträge und genauso erklärte er es den Versammelten.
Simon musste einsehen, dass er und Juliane diejenigen waren, die sich am ehesten um eine Beobachtung kümmern konnten. Er gab also klein bei und verabredete sich gleich für die kommende Nacht mit der Psychologin.
»Ich sichte weiter den elektronischen Nachrichtenverkehr des Zentrums. Vielleicht finde ich einen Hinweis darauf, wie die Ware unters Volk gebracht wird.«
Charly versicherte sich mit einem Seitenblick bei seinem Chef, der ihm anstandslos sein Einverständnis signalisierte. Die Runde diskutierte noch eine Weile über mögliche Absatzwege, doch irgendwann glitten Simons Gedanken ab. Vor seinem inneren Auge lief ein Film ab, in dem Ariane eine Hauptrolle hatte. Sie lauerte in ihrem Golf auf den heranbrausenden Mercedes von Landau, um ihn brutal von der Straße abzudrängen.
»Hallo! Erde an Simon. Weilst du noch unter uns?«
Er fuhr verblüfft auf, als Juliane ihn dermaßen burschikos aus den Gedanken holte.
»Wie bitte? Äh, ja. Mir geht nur dieser Anschlag mit dem Golf nicht aus dem Kopf. Ich glaube ja auch nicht, dass es Ariane gewesen ist. Doch dann müssten wir eine plausible Erklärung für die Spuren am Golf finden. Beschäftigt euch das gar nicht?«
Er sah ihn verlegen dreinblickende Gesichter, da die Freunde diesen heiklen Punkt offensichtlich erfolgreich aus ihren Überlegungen verdrängt hatten.
»Ein Punkt für dich, Simon. Diese Schäden an Arianes Golf sind wirklich schwer mit einer anderen Tätertheorie in Einklang zu bringen, weshalb Reuter ja auch den Haftbefehl erwirkt hat«, stimmte Esther seufzend zu.
Eine Weile legte sich nachdenkliches Schweigen über die Versammlung, ab und an von halbherzigen Erklärungsversuchen unterbrochen.
»So kommen wir nicht voran. Wir gehen jetzt einfach Schritt für Schritt vor, Doktor Vester. Zunächst schaffen wir Klarheit über die wirklichen Gründe für Ralphs Anwesenheit im Zentrum und der daraus resultierenden Ermordung. Esther und ihr Kollege werden in der Zwischenzeit ja alle Indizien sammeln, die für eine Schuld Arianes sprechen. Dabei wird die Sache mit dem Golf bestimmt auch seine Rolle spielen.«
Erneut war es Herbert Scholz mit seiner pragmatischen Veranlagung, der die Marschrichtung der Gruppe vorgab. Da niemand stichhaltige Argumente gegen sein Vorgehen vorbringen konnte, wurde es so angenommen. Simon war nicht zufrieden mit dieser Lösung, da er dem Kieler Hauptkommissar nicht ernsthaft zutraute, auch entlastende Beweise für Ariane zu suchen. In seiner Vorstellung strebte der Mann vom LKA einen schnellen Erfolg an und sah in Ariane Wiese die einzig logische Täterin. Simon spürte einen unangenehmen Stich bei dem Gedanken, dass der Hauptkommissar mehr Erfolg als die Freunde haben könnte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die zierliche Frau ins Gefängnis musste. Der Gedanke daran beflügelte den Arzt mit neuer Energie, sodass er förmlich auf die nächtliche Observierung brannte.
     
    *
     
    Simon räkelte sich, um eine gemütlichere Position zu finden. Das regelmäßige Brummen des Motors verstärkte seine Schläfrigkeit genauso wie das sanfte Auf und Ab. In seinen Träumen fuhr er mit Ariane durch blühende Rapsfelder, deren Geruch angenehm seine Nase streifte.

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