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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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ihnen herüber. Ein Anruf des befreundeten Arztes hatte die Psychotherapeutin ins Geschäftshaus eilen lassen.
»Ihr beide kommt mit!«
Esther verstaute das Mobiltelefon in der Jackentasche und winkte den Freunden auffordernd zu. Frank protestierte nicht, sah den Nutzen sofort ein. Mit Dr. Wagenknecht hatten sie eine Psychologin zur Verfügung, die bei einer möglichen Geiselnahme sehr nützlich werden konnte. Einen Arzt konnte man immer gut gebrauchen, also ließ der Hauptkommissar seine Rendsburger Kollegin gewähren. Heike und Reinhard Sonntag sprangen in den Kleintransporter, während die beiden Polizisten zusammen mit Simon und Juliane in den Passat stiegen.
»Was ist denn passiert, Esther?«, keuchte Simon, kaum dass Frank den Wagen mit quietschenden Reifen vom Parkplatz steuerte.

KAPITEL 16
    Robert Harmsen hatte die Stelle im Zaun des Freibades von Miriam gezeigt bekommen. Er wusste daher, wie er unbemerkt ins noch geschlossene Freibad gelangen konnte. Hier hatten sie viele Geschäfte abgewickelt, da man unbeobachtet war. Also genau die Umgebung, die Robert für sein Vorhaben benötigte.
»Es muss sein«, redete er sich selbst gut zu.
Der Sportlehrer lehnte neben dem Kassenhäuschen an der Wand, konnte von seiner Position aus das gesamte Bad überblicken. Robert hatte bereits einen Rundgang absolviert, wollte nichts mehr dem Zufall überlassen. Nicht, dass andere, ungebetene Besucher sich im Freibad aufhielten und so zu Zeugen für seine Tat werden konnten. Doch an diesem sonnigen Apriltag hatte Robert das Freibad für sich. Jetzt spähte er regelmäßig um die Ecke und hielt nach Miriam auf ihrem dunkelblauen Motorroller Ausschau. Sie würde das Zweirad sicherlich wie üblich auf der Parkfläche an der Straße An der Untereider abstellen, sodass Robert sie rechtzeitig sehen würde. Alles hing nun vom richtigen Zeitpunkt ab. Er musste das Mädchen überrumpeln, durfte keine Schreie oder heftigen Widerstand riskieren.
»Niemand wird auf einzelne Schreie achten. Könnten auch nur miteinander streitende Teenager sein«, murmelte Robert.
Er wusste, wie gefährlich ein Mord am helllichten Tag war. Auf der anderen Seite würde es eher als Unfall durchgehen, wenn man die tote Miriam am Tag entdeckte. Robert hatte sich durchgerungen und nun fieberte er dem Erscheinen seines Opfers entgegen. Endlich sauste das Mädchen auf ihrem Roller die Straße entlang und stoppte das Gefährt fast genau an der Stelle, wo Robert es vorausgesehen hatte.
»Na, also. Läuft doch perfekt.«
Robert sah sich schon wieder mit Elke und Dana vereint ein glückliches Leben führen. Nie wieder wollte er sich auf krumme Geschäfte einlassen und überhaupt, der Sturz von Wiese war nie als tödlicher Angriff geplant gewesen. Auch Miriam könnte weiterleben, wenn sie nicht so ein enormes Risiko für seine Zukunft darstellen würde. Er durfte es nicht riskieren, sie am Leben zu lassen. Robert beschwichtigte sein aufkeimendes, schlechtes Gewissen mit der Erklärung, dass es schließlich Miriam gewesen war, die ihn erst in diese ganze Geschichte hineingezogen hatte.
»Da muss man dann auch mit den Konsequenzen leben können«, brummte er entschieden und stieß sich von der Wand ab.
Miriam hatte den Roller abgestellt, legte gerade den Schutzhelm auf der Sitzbank ab und setzte sich in Bewegung. In gut einer Minute müsste das Mädchen sich auf dem Gelände befinden und dann würde Robert zuschlagen. Es konnte eigentlich kaum noch etwas schief gehen. Er hatte nicht nur das Überraschungsmoment auf seiner Seite, sondern war auch erheblich kräftiger als Miriam. Leise schob der drahtige Mann sich in Position und erwartete das ahnungslose Mädchen.
     
    *
     
    Esther hatte das Blaulicht eingeschaltet und mit dem Magnetfuß auf dem Dach des Passats befestigt.
»Was ist los?«
Juliane hatte Mühe, der schnellen Entwicklung zu folgen. Simon kapierte ausnahmsweise erheblich schneller und diskutierte mit dem Hauptkommissar die neue Lage.
»Wenn Harmsen es für erforderlich ansieht, mit Miriam eine gefährliche Mitwisserin zu ermorden, dann muss er doch der Mörder von Ralph sein.«
Simon zog einfach nur die nötigen Rückschlüsse und daher war er von dem Ergebnis überzeugt. Wilde Freude erfasste eine Sekunde lang sein Herz, doch dann dachte er an die Tochter der Sonntags und verbot sich jede Form von Freude. Erst musste der Mord an dem Teenager verhindert werden und dann war Zeit, sich für Ariane zu freuen.
»Davon gehen wir auch aus, Herr Vester.«
Frank

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