Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
Vom Netzwerk:
konzentrierte sich auf den Verkehr, er setzte mehrfach Hupe und Lichthupe ein. Viele Verkehrsteilnehmer beachteten das zuckende Blaulicht kaum und mussten daher extra zum Platzmachen aufgefordert werden. Er baute darauf, dass Kommissar Pietschmann mit dem Streifenwagen schneller am Freibad sein würde. Für den Bruchteil einer Sekunde sprang das Bild seiner fast gleichaltrigen Tochter vor sein inneres Auge. Frank musste alles daran setzen, um diesen feigen Mord zu verhindern.
»Aber, wer ist denn für den Anschlag auf Landau verantwortlich?«, hatte Juliane jetzt auch den Anschluss gefunden.
Sie tauschte einen fragenden Blick mit Esther über den Rückspiegel aus. Wenn Harmsen den Kollegen von Esther ermordet hatte, dann musste Ariane als unschuldig angesehen werden. Wieso hätte sie dann den Unternehmensberater aus dem Weg schaffen sollen?
»Sehr gute Frage, Juliane. Bestätigt sich unser Verdacht gegen Harmsen, fällt Ariane als Verdächtige weg. Ich sehe aber leider auch kein Motiv für Harmsen, warum er Landau hätte töten sollen. Ihr etwa?«
Juliane und Simon schüttelten nach kurzer Überlegung den Kopf, konnten diese Frage auch nicht beantworten. Zu weiteren Diskussionen blieb keine Zeit, da Reuter in diesem Augenblick in einem waghalsigen Fahrmanöver den Thormannplatz überquerte. Mit hoher Geschwindigkeit, ständiger Betätigung der Lichthupe und zuckendem Blaulicht jagte er den Passat diagonal über die Fahrspuren an hastig ausweichenden Fahrzeugen vorbei und lenkte ihn mit protestierend quietschenden Reifen in die Straße An der Bleiche. Esther und die beiden Freunde wurden hin- und hergeschleudert, klammerten sich haltsuchend an den Türgriffen fest. Nur für eine kurze Strecke fuhr der Passat geradeaus, dann schlug Frank bereits das Lenkrad wieder scharf nach rechts ein. Mit hoher Geschwindigkeit raste der Wagen in die Straße An der Untereider. Esther presste in Erwartung des bevorstehenden Bremsmanövers ihre Fußsohlen hart gegen den Fußraum. Wenige Meter vor dem Passat war soeben der Streifenwagen zum Stehen gekommen. Gerd Pietschmann und zwei Kollegen sprangen bereits aus dem Wagen.
     
    *
     
    Frank spürte einen stechenden Schmerz in der Brust, als er am zur Seite gedrückten Maschendrahtzaun ankam. Kommissar Pietschmann und dessen Kollegen waren auf das Gelände des Freibades eingedrungen und standen in der Nähe des größeren Beckens. Ihnen gegenüber konnte Frank den Sportlehrer erkennen, der seinen rechten Unterarm um den Hals von Miriam Sonntag gelegt hatte. Das Mädchen weinte lautlos, hing ansonsten reglos wie eine Gliederpuppe im Würgegriff von Robert Harmsen. Für wenige Sekundenbruchteile war die Szenerie eingefroren, keiner der Beteiligten sagte etwas oder bewegte sich.
»Weg! Verschwindet oder das Mädchen ist tot!«, stieß Robert keuchend hervor.
Wie hatte sein Plan dermaßen scheitern können? Woher wusste die Polizei, dass sie hier im Freibad waren? Seine Gedanken wirbelten wie die Lose in einer Trommel durcheinander, ließen Robert kaum Zeit sich zu beruhigen. Zwischen wildem Triumph und totalem Desaster hatten nur wenige Sekunden gelegen. Er hatte Miriam wie geplant völlig überrascht und so zu packen bekommen, dass er sie eigentlich nur noch ins Wasser stoßen musste. Mit der extra bereitgelegten Stange wollte Robert das Mädchen anschließend so lange unter Wasser drücken, bis sie ertrunken wäre. Doch das urplötzliche Eintreffen der uniformierten Beamten hatte ihn total überrascht und nun löste sich sein sorgfältig überlegter Plan in Luft auf.
»Ganz ruhig, Herr Harmsen. Wir kommen nicht näher, aber lassen Sie doch Miriam frei«, redete Gerd Pietschmann besänftigend auf den Sportlehrer ein.
Vorsichtig schoben Frank und Esther sich durch die Lücke im Zaun, vorher machten sie Simon und Juliane eindeutige Zeichen, draußen zu warten. Die Situation war sehr verfahren, wie Esther mit einem Blick erfasste. Wenn Harmsen die Nerven verlor und den Griff fester zog oder mit einem kurzen Ruck das Genick des wehrlosen Mädchens brach, käme jede Hilfe für Miriam zu spät.
»Verschwindet! Alle!«, brüllte Robert.
Ständig tauchten jetzt weitere Polizisten auf. Auch die beiden Kommissare waren durch den Zaun aufs Gelände gekommen. Die vielen Menschen wuchsen in Roberts Kopf zu einer riesigen Bedrohung an und er wollte, dass sie einfach verschwanden. Er benötigte nur einige Minuten Ruhe, um einen Ausweg zu finden. Doch solange die vielen Polizisten da waren, konnte er

Weitere Kostenlose Bücher