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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Ni­ko­lai dem zwei­fel­los Ge­schwäch­ten ei ne Wod­kafla­sche zu­warf. Imor­gin trank ge­nuß­voll. Als er ab­setz­te, fehl­ten we­nigs­tens zwei­hun­dert Ku­bik­zen­ti­me­ter.
    An­schlie­ßend streck­te sich Imor­gin be­quem aus und be­gann zu schnar­chen. Als ich mich auf sei­nen Be­wußt­seins­in­halt ein­stell­te, er­hasch­te ich einen Ge­dan­ken, der sich mit mir be­schäf­tig­te. Imor­gin über­leg­te sich kurz vor dem Ein­schla­fen, was für ein Dok­tor ich wohl sei. Dann dach­te er noch dar­an, mir aus sei­nen schöns­ten Zo­bel­bäl­gen einen war­men Man­tel zu fer­ti­gen.
    Ehe er end­gül­tig ins Reich der Träu­me sank, rüt­tel­te ich ihn wach.
    »He, Opa, Sie müs­sen mun­ter blei­ben. Wo woh­nen Sie ei­gent­lich? Sie ha­ben doch be­stimmt ei­ne Hüt­te, oder?«
    Er schüt­tel­te die Mü­dig­keit rasch von sich ab. Ich trau­te mei­nen Au­gen nicht. Fe­dor rich­te­te sich auf, fuhr sich mit dem Handrücken über den Bart und dann mit den Fin­gern durch das fil­zi­ge Haar.
    »Es wird bald bla­sen. Wie schnell läuft Ih­re Kar­re?«
    »Kar­re?« lach­te Lu­di­now. »Al­ter, das ist ein mo­der­ner Atomtre­cker, der mei­nen Freund täg­lich zwei­hun­dert Ru­bel Mie­te kos­tet. Eh – da fällt mir et­was ein! Wo hast du ei­gent­lich dein Funk­ge­rät?«
    Imor­gin ent­blö­ßte sein Hand­ge­lenk.
    »Phan­tas­tisch«, staun­te Lu­di­now. »Seit wann be­schäf­ti­gen sich si­bi­ri­sche Jä­ger mit sol­chen Sa­chen? Wo­her hast du es?«
    Imorg­ins as­ke­ti­sches Ge­sicht mit den grau­en Au­gen ver­schloß sich. Sei­ne Ha­ken­na­se stach da­durch noch spit­zer aus dem Voll­bart her­vor.
    »Von mei­nem Bru­der, To­wa­rischtsch Ma­jor. Er ist ein be­rühm­ter Tech­ni­ker.«
    »Na und? Was dach­te er sich da­bei, als er dir das Ge­rät gab?«
    »Er woll­te sich hier er­ho­len, aber da­bei woll­te er al­lein sein. Er sag­te, ich soll den Ap­pa­rat im­mer auf Emp­fang ste­hen las­sen.«
    Ich gab Lu­di­now einen Wink. Der Be­wußt­seins­in­halt des Al­ten wur­de in­ter­essant. Er dach­te an den Ir­ren. Die Bil­der, die in Fe­dors Geist ab­lie­fen, emp­fing ich deut­lich.
    Sta­na war mit ei­nem Mo­tor­schlit­ten an­ge­kom­men. Sein Be­such hat­te Fe­dor über­rascht. Sta­na war ner­vös ge­we­sen. Warum, das wuß­te der Trap­per nicht.
    Drei Ta­ge spä­ter hat­te er einen Not­ruf emp­fan­gen. Er war hin­ge­eilt und hat­te sei­nen Bru­der im Wald ge­fun­den. Sta­na hat­te ge­tobt. Fe­dor war ge­zwun­gen ge­we­sen, ihn mit ei­nem Schlag ge­gen das Kinn zu be­täu­ben. An­schlie­ßend hat­te er ihn mit dem Mo­tor­schlit­ten nach Olek­minssk ge­bracht. Wäh­rend der Fahrt muß­te er den Ir­ren fes­seln.
    Für mich wa­ren die In­for­ma­tio­nen wich­tig. Am wert­volls­ten war die Er­kennt­nis, daß der Astro­sta­ti­ker an­schei­nend in Furcht ge­lebt hat­te. Fast sah es so aus, als wä­re er auf der Flucht ge­we­sen. Sei­ne un­an­ge­mel­de­te An­kunft und die Tat­sa­che, daß er sei­nem Bru­der ein Sprech­funk­ge­rät ge­ge­ben hat­te, lie­ßen Schluß­fol­ge­run­gen zu.
    Lu­di­now lenk­te den Trak­tor­zug in hals­bre­che­ri­scher Fahrt in die Ebe­ne hin­un­ter. Imorg­ins Hüt­te lag et­wa vier­zehn Ki­lo­me­ter ent­fernt. Wir folg­ten wie­der ei­nem zu­ge­fro­re­nen Fluß­lauf. Un­ter­wegs kam der zwei­und­sieb­zig­jäh­ri­ge Trap­per auf die Idee, sei­ne hier auf­ge­stell­ten Mar­der­fal­len kon­trol­lie­ren zu wol­len. Wäh­rend der halb­stün­di­gen Fahrt aß er noch den In­halt von drei Fleisch­kon­ser­ven. Wei­te­re In­jek­tio­nen lehn­te er ab.
    Kurz vor Aus­bruch des Stur­mes er­reich­ten wir Imorg­ins Be­hau­sung. Sie stand am Steilufer ei­nes klei­nen Flus­ses. Hin­ter der Lich­tung be­gann der si­bi­ri­sche Ur­wald. Das Ge­län­de war hü­ge­lig und un­über­sicht­lich. Wei­ter nörd­lich zeich­ne­ten sich ver­schnei­te Hö­hen­zü­ge ab.
    Wir stell­ten den Trak­tor ne­ben der ge­räu­mi­gen Block­hüt­te ab. Sie war aus sau­ber be­haue­nen Stäm­men ge­fer­tigt und be­saß einen be­ton­ge­fug­ten Ka­min aus Na­tur­stei­nen. Im Som­mer muß­te es hier herr­lich sein. Ich mach­te ei­ne Be­mer­kung dar­über,

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