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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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er­klom­men den Ab­hang.
    Lu­di­now ar­bei­te­te schwei­gend und ver­bis­sen. Ich öff­ne­te im­mer wie­der mein Se­pa­rat­ge­hirn, um auf Imorg­ins Ge­dan­ken zu lau­schen. Er dach­te an nichts Be­stimm­tes. Sein auf­ge­peitsch­ter Selbs­t­er­hal­tungs­trieb be­herrsch­te völ­lig sei­nen Be­wußt­seins­in­halt.
    Nach ei­ner hal­b­en Stun­de hat­ten wir den Spalt von Schnee und Eis ge­säu­bert. Ich beug­te mich nach vorn und leuch­te­te mit der Lam­pe nach un­ten. So­fort ent­deck­te ich ei­ne ver­mumm­te Ge­stalt.
    Imor­gin knie­te auf dem Bo­den und starr­te nach oben. Sein Ge­sicht wur­de von ei­nem wei­ßen Bart ver­hüllt. Als ich ihn an­rief, sank er zu­sam­men.
    Wir frag­ten nicht mehr viel und lie­ßen das Kunst­fa­ser­seil nach un­ten. Es dau­er­te lan­ge, bis der al­te Mann die Schlin­ge un­ter sei­nen Ar­men be­fes­tigt hat­te.
    Imor­gin war schwe­rer, als wir an­ge­nom­men hat­ten. Wir fan­den an der stei­len Wand kaum einen Halt. Als ich den Trap­per aus dem Loch zerr­te, stell­ten wir fest, daß er einen Teil sei­ner Aus­rüs­tung mit­ge­bracht hat­te.
    Sein al­ter Ar­mee­ka­ra­bi­ner wog schon fünf Ki­lo­gramm. Da­zu ka­men noch ei­ne er­staun­li­che Men­ge Mu­ni­ti­on, ei­ne zwei­schnei­di­ge Axt und et­li­che Pelz­tier­fal­len, die er in sei­nem Ruck­sack un­ter­ge­bracht hat­te.
    »Der Teu­fel soll dich ho­len«, sag­te Lu­di­now wü­tend. »Hät­test du den Kram nicht un­ten las­sen kön­nen?«
    Imor­gin war völ­lig er­schöpft. Er sag­te kein Wort. Sei­nen dank­ba­ren Blick wür­de ich aber nie ver­ges­sen.
    Wir brach­ten Fe­dor nach un­ten und ho­ben ihn auf die hin­te­re Sitz­bank des Trak­tors. Hin­ter ei­ner Schnee­we­he wink­te Haupt­mann Ti­mo­to. Für ihn war der Fall er­le­digt. Der plan­mä­ßig ent­flo­he­ne Geis­tes­kran­ke wur­de von an­de­ren Män­nern des rus­si­schen Ge­heim­diens­tes be­schat­tet.
    Ich leg­te die Pel­ze ab und be­frei­te Imor­gin von sei­nen ver­schmutz­ten Klei­dungs­stücken. Lu­di­now dreh­te die Hei­zung auf.
    »Okay, Vä­ter­chen, nun wol­len wir ein­mal se­hen, was wir für Sie tun kön­nen«, sprach ich den Pro­spek­tor an. »Wie sind Sie denn in die­se Höh­le ge­kom­men? Wenn Ni­ko­lai nicht auf die Idee ver­fal­len wä­re, in die­ser Ge­gend Pelz­tie­re zu ja­gen, hät­ten wir Ih­re Funk­sprü­che nie ge­hört.«
    »Vie­len Dank, Herr Dok­tor, vie­len Dank«, flüs­ter­te Imor­gin. »Ich bin zäh. Ei­ni­ge Ta­ge hät­te ich die Ka­ta­stro­phe noch über­stan­den, aber dann wä­re das En­de ge­kom­men. Was ma­chen Sie da?«
    Er rich­te­te sich mü­he­voll auf und wand­te den Kopf.
    »Das ist ei­ne Sprit­ze, Groß­va­ter. Da­nach wer­den Sie sich gleich bes­ser füh­len.«
    »Hof­fent­lich springt er nicht wie­der in den Stol­len, um sei­ne Schnee­schu­he zu ho­len, die­ser Narr«, schimpf­te Lu­di­now.
    Ich inji­zier­te das kreis­lauf­sta­bi­li­sie­ren­de Mit­tel und drück­te an­schlie­ßend auf den Feu­er­kon­takt ei­ner Au­to­mat­kon­ser­ve. Die Hüh­ner­brü­he wur­de in zwan­zig Se­kun­den er­wärmt.
    »So, Imor­gin, das es­sen wir jetzt. In ei­ner Stun­de gibt es die nächs­te Mahl­zeit. Ihr Or­ga­nis­mus muß sich erst lang­sam wie­der an die Nah­rungs­auf­nah­me ge­wöh­nen, ver­ste­hen Sie?«
    »Blöd­sinn«, sag­te der Al­te.
    Lu­di­now grins­te. Er schi­en sich über mein er­staun­tes Ge­sicht zu amü­sie­ren.
    »Ein si­bi­ri­scher Ein­sied­ler hat Lun­gen aus Juch­ten­le­der, Seh­nen wie ein Wolf und Ein­ge­wei­de aus Kunst­stoff. Gib ihm ein Pfund Räu­cher­speck, einen Kan­ten Schwarz­brot und da­zu zwei Li­ter Grau­pen­sup­pe. Über eu­re ame­ri­ka­ni­sche Zim­per­lich­keit kann ein Mann wie ich nur den Kopf schüt­teln.«
    Imor­gin lach­te mich an. Die hei­ße Hüh­ner­brü­he trank er mit vier großen Schlu­cken aus. Ich hät­te mir da­bei die Keh­le ver­brannt.
    »Hö­ren Sie – in der Sup­pe war ein Vier­tel­pfund Fleisch«, stam­mel­te ich.
    Lu­di­now amü­sier­te sich köst­lich. Da gab ich es auf, den »Ge­ret­te­ten« nach den Re­geln me­di­zi­ni­scher Er­kennt­nis­se be­han­deln zu wol­len.
    Ich war ent­setzt, als

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