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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Be­wußt­seins­über­lap­pung« stell­te ich nüch­tern fest. Ich wuß­te aus mei­ner Schu­lungs­zeit, wie sol­che Ef­fek­te er­zielt wer­den konn­ten, nur hat­te ich sie nie­mals in sol­cher Vollen­dung er­lebt.
    Sta­na un­ter­lag Ein­flüs­sen, die ich noch nicht iden­ti­fi­zie­ren konn­te. Es reiz­te mich, der Sa­che auf den Grund zu ge­hen. Sei­ne Er­klä­rung ver­blüff­te mich nicht. Er sprach mo­no­ton, ob­wohl es den An­schein er­weck­te, als wür­de er sich um ei­ne un­ver­fäng­lich klin­gen­de Aus­drucks­wei­se be­mü­hen.
    »Ich ha­be es mir über­legt. Ich wer­de mei­ne Dienst­stel­le an­ru­fen. Wenn Sie so freund­lich sein woll­ten, dem In­sti­tuts­lei­ter zu be­stä­ti­gen, ich sei durch mei­ne ge­ra­de über­stan­de­ne Blind­dar­m­ope­ra­ti­on noch ge­schwächt, kann ich viel­leicht acht Ta­ge lang hier­blei­ben.«
    »Aber selbst­ver­ständ­lich, Sta­na Ser­ge­je­witsch«, sag­te Lu­di­now hei­ser.
    »Darf ich Ihr Funk­ge­rät be­nut­zen, Dr. Gun­nar­son?«
    Ich deu­te­te zum Tisch hin­über. »Bit­te, be­die­nen Sie sich. Sie ken­nen die Fre­quenz Ih­rer Dienst­stel­le?«
    Er nick­te und schritt ro­bo­ter­haft durch den Raum.
    Sta­na be­nahm sich un­ge­schick­ter als ein Kind. Er stieß ge­gen das Ge­rät, daß es klir­rend am Bo­den zer­barst.
    »Oh – es tut mir leid!« sag­te er lei­se.
    Ich klapp­te die Ver­klei­dungs­ble­che auf und un­ter­such­te die Schal­tun­gen. Der Bild­schirm war eben­falls zer­bro­chen.
    »Ich wer­de na­tür­lich für den Scha­den auf­kom­men«, er­klär­te der Astro­sta­ti­ker. »Be­sit­zen Sie noch ein Er­satz­ge­rät? Viel­leicht in dem Trak­tor?«
    »Nein. Da Sie nun doch nicht an­ru­fen kön­nen – wol­len Sie nicht vor­sichts­hal­ber los­fah­ren? Vor­ge­setz­te se­hen es meis­tens nicht gern, wenn man un­ent­schul­digt fern­bleibt«, warf Lu­di­now ein.
    »Ich ris­kie­re es, auch oh­ne be­son­de­re Er­laub­nis hier­zu­blei­ben, Ni­ko­lai Alex­an­dro­witsch«, lehn­te Sta­na den Vor­schlag ab. »Au­ßer­dem in­ter­es­siert es mich, mit Ih­nen zu fach­sim­peln.«
    Fe­dor stell­te den Ka­ra­bi­ner zur Sei­te und be­müh­te sich, sein see­li­sches Gleich­ge­wicht wie­der­zu­fin­den. Ich er­fuhr, daß er sei­nen Bru­der nicht de­mü­ti­gen woll­te, je­doch war der al­te Mann auch nicht be­reit, sei­ne Le­bens­ret­ter ei­ner Ge­fahr aus­zu­set­zen.
    Sta­na leg­te end­lich sei­ne Über­pel­ze ab. Ich ver­such­te, ein Ge­spräch an­zu­knüp­fen. Gleich­zei­tig be­lausch­te ich kurz sein Ge­dan­ken­gut, was die Über­nah­me sei­ner emo­tio­nel­len Ein­drücke mit sich brach­te.
    Auf sei­nen Schul­tern hock­te der Zwerg. Er er­teil­te die An­wei­sun­gen, und Sta­na han­del­te. Ich brauch­te nur we­ni­ge Se­kun­den, um sei­nen Zu­stand zu er­fas­sen.
    Un­be­kann­te, die der Geis­tes­kran­ke an­schei­nend in der Form ei­nes gnom­haf­ten Zerr­bil­des sah, hat­ten den Wil­len ih­res Op­fers über­nom­men.
    »Man« hat­te längst er­kannt, daß bei Sta­nas blocks­ug­ge­s­ti­ver Über­lap­pung ein Feh­ler un­ter­lau­fen war. Er hat­te nicht so rea­giert wie die At­ten­tä­ter, die wir über­all ken­nen­ge­lernt hat­ten.
    Das be­deu­te­te, daß Imorg­ins psy­chi­sche Wi­der­stands­kraft we­sent­lich stär­ker ge­we­sen war als die an­de­rer Per­so­nen. Da aber sein Geist die Be­las­tung in vol­ler Kon­se­quenz doch nicht er­tra­gen konn­te, hat­te sich Sta­na in ei­ne bis­her un­be­kann­te Form von Ir­re­sein ge­flüch­tet. Das war sein per­sön­li­cher Schutz ge­gen die Herr­scher aus dem Dun­kel.
    Sein Geist ver­wirr­te sich nur dann, wenn ihn das Un­be­kann­te über­fiel. In der Zwi­schen­zeit war er pa­ra­sta­bil; al­so re­la­tiv nor­mal, da sein geis­ti­ger Ab­wehr­sek­tor nicht an­zu­spre­chen brauch­te.
    Es wa­ren kom­pli­zier­te Vor­gän­ge, die ich oh­ne mei­ne Psi-Schu­lung nie­mals in vol­ler Trag­wei­te er­faßt hät­te.
    Von dem Au­gen­blick an war Sta­na Ser­ge­je­witsch Imor­gin für mich kein Geg­ner mehr. Ich hat­te ihn er­kannt und wuß­te auch, wo sein Feind zu su­chen war.
    Sta­na setz­te sich in den selbst­ge­fer­tig­ten

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