Offensive Minotaurus
Stanas Bruder bezogen.
»… wir ihn herauszogen, hatte er für wenigstens fünfzig Pfund Fallen und sonstigen Kram im Rucksack«, erklärte er.
Stana bedankte sich für die Rettung seines Bruders, den er zu lieben schien. Anschließend versäumte er es nicht, uns zu erklären, er hätte sich den Blinddarm entfernen lassen. Über seine berufliche Tätigkeit sagte er die Wahrheit. Anscheinend hielt er es für ungefährlich. Sein Blick auf die Uhr war auffallend genug, um mich einwerfen zu lassen:
»Okay, auf gute Urlaubsfreundschaft, Mr. Imorgin. Da wir wahrscheinlich Ihre Schlafkammer belegt haben, werden wir draußen unser Thermalzelt aufschlagen. Wir sind gut ausgerüstet, da wir nicht damit rechnen konnten, in dieser Einöde einen gastfreundlichen Trapper zu entdecken. Wir …!«
»Danke, nicht nötig«, unterbrach er mich. »Ich muß leider sofort zu meiner Dienststelle zurück. Die Nachricht erreichte mich in der Klinik. Ich bin nur gekommen, um mich von Fedor zu verabschieden. Können wir gleich auftanken? Ich bin knapp mit Turbotreibstoff.«
Er blickte den Alten zwingend an. Fedor schwieg.
»Oh, das tut mir leid«, warf Ludinow ein. »Ich dachte schon, wir könnten etwas fachsimpeln. Ich kann Sie mit dem Ato-Traktor zum nächsten Flugplatz bringen. Oder noch besser – fordern wir doch über Funk einen Hubschrauber an. Ich habe da allerlei Möglichkeiten, wissen Sie. Wozu ist man Chef eines spezialisierten Raumjagdverbandes?«
»Nein, bitte nicht«, lehnte Stana so heftig ab, daß selbst ein Unbeteiligter erstaunt gewesen wäre.
»Ich möchte die Schlittenfahrt genießen, verstehen Sie bitte«, fügte er ruhiger hinzu. »Der Dienst wird mich wieder voll beanspruchen, und die Wälder kann man nicht mitnehmen. Eh – entschuldigen Sie mich jetzt bitte. Ich muß auftanken. Die Zeit drängt.«
Er winkte uns zu, drehte sich um und schritt auf die Tür zu. Ich öffnete meine Parasinne, um sofort zurückzuschrecken.
Ein Impulsstrom, so hart wie eine Explosionsdruckwelle, traf mein Separatgehirn. Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich den grünen Zwerg. Dann hatte ich Kinys Rat befolgt und den Empfangsteil meiner Parasinne wieder blockiert.
Stana war in starrer Haltung stehengeblieben. Sein Gesicht wurde zur ausdruckslosen Maske mit Augen, die wie verglühende Kohlen brannten. Fedors Reaktion war bezeichnend. Er zog seinen Karabiner hoch und legte ihn in die Armbeuge. Seinem Gedankengut entnahm ich, daß er zwischen der Liebe zu seinem wesentlich jüngeren Bruder und seinen Pflichten als Gastgeber schwankte.
Stanas Unterhaltung mit dem Gnom verfolgte ich nicht. Bereits der geringste Tastversuch löste in mir etwas aus, was ich nicht mehr kontrollieren konnte.
Ludinows Hand steckte in der Hosentasche, wo er seine kleine Privatwaffe verborgen hatte. Ich hatte meine Einsatzpistole auf dem Bord über dem gemauerten Kamin liegen.
Stana führte eine russische Armeeautomatik, Kaliber neun Millimeter. Sie steckte in einem geschlossenen Halfter, das an seinem Gürtel befestigt war.
Für mich bedeutete es notfalls kein Problem, den Kranken blitzschnell zu überwältigen. Ich stand sprungbereit, als er sich starr umdrehte.
Sein Lächeln war ebenso marionettenhaft wie seine Haltung. Zum erstenmal sah ich, wie er von seinem »Zwerg« gesteuert und willensmäßig beeinflußt wurde.
Der Astrostatiker erhielt Befehle. Er war zur Puppe ohne eigenen Willen geworden.
Mit einer Hypnose war dieser Zustand nicht zu vergleichen. Ich suchte nach einer Erklärung; nach einem Wort oder einem Begriff, der Stanas plötzliche Verwandlung treffend bezeichnete.
»Blocksuggestive
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