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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Se­kun­den, bis er mei­ne Wor­te ver­stan­den hat­te. Dann sprang er auf, öff­ne­te den Me­di­ka­men­ten­kas­ten und griff nach ei­ner Au­to­matsprit­ze, die ich ihm mit schwa­cher Stim­me be­zeich­ne­te. Es han­del­te sich um ein Vit­amin­prä­pa­rat, das ich ei­gent­lich für Fe­dor Imor­gin mit­ge­nom­men hat­te.
    Lu­di­now inji­zier­te das Auf­bau­prä­pa­rat in mei­nen Ober­arm. Das Zi­schen der Sprit­ze ge­nüg­te, um ihm zu­zu­flüs­tern:
    »So­fort ab­fah­ren.«
    In sei­nem Ge­sicht zuck­te kein Mus­kel. Sta­na hat­te sich er­ho­ben. Er stand mit­ten im Raum und lausch­te in sich hin­ein. Sei­ne Hän­de hin­gen schlaff her­ab.
    Lu­di­now er­griff die In­itia­ti­ve.
    »Vä­ter­chen, wir müs­sen dich ent­täu­schen. Ich kann es nicht ver­ant­wor­ten, Dr. Gun­nar­son län­ger hier­zu­las­sen. Er muß so­fort in ärzt­li­che Be­hand­lung. Ich hat­te nicht ge­dacht, daß sein Zu­stand noch so la­bil ist. Wir fah­ren los.«
    Fe­dor blick­te mich prü­fend an. Dann schritt er wort­los zu un­se­rem Ge­päck hin­über.
    »Sie wol­len fort?« er­kun­dig­te sich Sta­na teil­nahms­los.
    »Wir kön­nen Sie mit­neh­men«, bot ihm Lu­di­now an. »Wenn das Funk­ge­rät noch in Ord­nung wä­re, hät­te ich einen Schrau­ber an­ge­for­dert. Wir fah­ren bis zum Flug­platz von Ulachan. Dort wer­de ich ei­ne Ma­schi­ne be­kom­men.«
    Nun wag­te ich es doch, Sta­nas Im­pulss­trö­me auf­zu­neh­men. Der Zwerg war ver­schwun­den, aber der Kran­ke un­ter­lag noch ei­nem nach­klin­gen­den Ein­fluß.
    Un­ru­he brei­te­te sich in mir aus. Was hat­te das zu be­deu­ten?
    Drau­ßen schnei­te es kaum noch. In ei­ner Stun­de muß­te es dun­kel wer­den.
    Ich ging zum Waf­fen­stän­der hin­über und zog mei­ne Au­to­ma­tik aus der Hal­te­rung. Sta­na be­ob­ach­te­te mich mit rät­sel­haf­ten Bli­cken. Sei­nem ge­stör­ten Ge­hirn war nichts zu ent­neh­men. Doch – da war ein Im­puls der Scha­den­freu­de und Er­war­tung.
    »Es wird Zeit, Ni­ko­lai«, dräng­te ich. »Vä­ter­chen, ich dan­ke für die Gast­freund­schaft. Ni­ko­lai hat recht, ich muß in die Kli­nik zu­rück. Die Ärz­te hat­ten mich ge­warnt, die Be­hand­lung so früh ab­zu­bre­chen. Ich hat­te aber nicht hö­ren wol­len. Über­mor­gen bin ich wie­der in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Ich wer­de Sie spä­ter ein­mal be­su­chen.«
    Er sag­te wie­der nichts. In ge­beug­ter Hal­tung trug er un­ser Ge­päck zum Schlepp­schlit­ten zu­rück. Wir folg­ten dem Al­ten ins Freie. Die Kon­ser­ven und Ge­trän­ke woll­ten wir ihm als Ge­schenk las­sen.
    Als wir den Trak­tor er­reich­ten, er­kun­dig­te sich Ni­ko­lai has­tig:
    »Was ist ei­gent­lich los? Ich ver­ste­he nichts mehr!«
    »Das ist auch nicht nö­tig. Viel­leicht ist das nur für einen Mann mit mei­ner Aus­bil­dung zu er­fas­sen. Ich wit­te­re Ge­fahr, aber ich weiß nicht, wo­her sie kommt. Schnell, wir ver­ab­schie­den uns.«
    »Was soll aus Sta­na wer­den?«
    »Ich ha­be einen Mi­kro-Kör­per­sen­der bei mir. Er sitzt in mei­nem rech­ten Ober­schen­kel.«
    »Eh …?«
    »Auch das wirst du noch be­grei­fen. Die Po­li­zei wird den Kran­ken be­stimmt schnell fin­den. Er ist nicht ver­ant­wort­lich für sei­ne Ta­ten. Ich ge­be ei­ne Nach­richt durch, daß man ihn nun fest­neh­men kann. Los schon, be­ei­le dich!«
    Ich sah in den wol­ken­ver­han­ge­nen Him­mel hin­auf, dann wan­der­te mein Blick zum Wald­rand hin­über. Ein Wolf heul­te.
    Lu­di­now fuhr zu­sam­men. Un­will­kür­lich zog er sei­nen Ka­ra­bi­ner an die Hüf­te.
    Sta­na stand un­ter dem Vor­dach der Hüt­te. Er sprach kein Wort mehr. Fe­dor er­schi­en mit dem zer­trüm­mer­ten Funk­ge­rät. Ich warf es acht­los in den Ge­päck­raum des Schlepp­schlit­tens.
    »Le­ben Sie wohl, Sta­na Imor­gin«, rief ich zum Block­haus hin­über. »Ich freue mich, Ih­re Be­kannt­schaft ge­macht zu ha­ben.«
    Er wink­te zu­rück. Fe­dor drück­te mei­ne Hand.
    »Kom­men Sie bald wie­der«, sag­te er ge­preßt. »Ich weiß schon, warum Sie so schnell ge­hen. Er fragt zu­viel. Ich brin­ge ihn zu­rück ins Kran­ken­haus. Ich will ehr­lich sein, Herr: er ist nicht am Blind­darm ope­riert wor­den. Ich glau­be,

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