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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Sein Ge­sichts­aus­druck zeug­te von sei­nem Ent­set­zen.
    Zu­erst be­merk­ten wir das fluo­res­zie­ren­de Au­ge. Ich kann­te es be­reits, denn auch Sta­nas Zwerg hat­te es be­ses­sen. Da es je­doch nur ei­ne Re­pro­duk­ti­on von Sta­nas kran­kem Ge­hirn ge­we­sen war, hat­te ich die wirk­li­chen Um­ris­se nicht se­hen kön­nen.
    Das, was nun den Zel­len­raum be­trat, war kein ver­wach­se­ner Zwerg. Sei­ne Haut­far­be war auch nicht grün.
    Sta­na Ser­ge­je­witsch Imor­gin konn­te die Schre­ckens­ge­stalt, die ihn durch ei­ne sug­ge­s­ti­ve Be­ein­flus­sung zur Schi­zo­phre­nie ge­trie­ben hat­te, nur schat­ten­haft in der Er­in­ne­rung ge­habt ha­ben.
    Mei­ne Hän­de ver­krampf­ten sich. Ni­ko­lai stieß einen Schrei aus. Ich war auf vie­le Din­ge vor­be­rei­tet ge­we­sen, dar­auf je­doch nicht!
    Der Frem­de war hoch­ge­wach­sen und breit ge­baut. Sein Kör­per glich un­ge­fähr dem ei­nes Men­schen – aber nur un­ge­fähr!
    Die Un­ter­schie­de fie­len schon bei den ho­hen, mus­ku­lö­sen Bei­nen auf. Sie be­sa­ßen zwei Knie­ge­len­ke. Vier Ar­me, paar­wei­se in je ei­nem Schul­ter­ge­lenk ge­la­gert, un­ter­stri­chen das Nicht­mensch­li­che noch deut­li­cher. Die Ar­me wirk­ten im Ver­hält­nis zu den Bei­nen schwach und ver­küm­mert.
    An­stel­le ei­nes Ge­sich­tes mit Na­se, Mund, Au­gen und Kinn er­blick­te ich le­dig­lich die­ses rie­sen­haf­te Or­gan, das wahr­schein­lich nicht nur ein Au­ge war. Ei­ne Mun­d­öff­nung konn­te ich nicht ent­de­cken.
    »Ich träu­me!« sag­te Ni­ko­lai auf­stöh­nend. »Wir al­le träu­men.«
    Der Mon­go­le be­gann zu schrei­en. Der Bär rann­te ge­gen das Ma­schen­git­ter an.
    Er­staun­li­cher­wei­se war ich we­ni­ger ent­setzt, als ich selbst an­ge­nom­men hat­te. Nach­dem ich die Er­kennt­nis ge­won­nen hat­te, be­müh­te ich mich so­fort, Er­schre­cken zu heu­cheln.
    Ich zog mich noch wei­ter in die Ecke zu­rück und schlug die Hän­de vor die Au­gen.
    Der Kopf fas­zi­nier­te mich. Die Na­tur hat­te da­mit ein Phä­no­men er­schaf­fen. Wo­mit spra­chen, sa­hen und hör­ten die­se Mons­tren? Wie aßen sie? Es muß­te doch ei­ne Kör­per­öff­nung zur Auf­nah­me der Nah­rung exis­tie­ren. Sta­nas Zwerg hat­te einen run­den Mund un­ter dem Rie­sen­au­ge be­ses­sen. Ich konn­te nichts der­glei­chen er­ken­nen.
    In ei­nem selt­sam wie­gen­den Gang kam der Frem­de nä­her. Ni­ko­lai starr­te in das schil­lern­de Au­ge. An­schei­nend emp­fand er den sug­ge­s­ti­ven Strom, ob­wohl sich der Un­be­kann­te kei­ne Mü­he gab, ei­ne Wil­lens­be­ein­flus­sung her­bei­zu­füh­ren.
    Ich er­kann­te es klar durch das vor­sich­ti­ge Öff­nen mei­ner Pa­ra­sin­ne. Trotz­dem strahl­te er ban­nen­de Im­pul­se aus. Von da an glaub­te ich, daß die pa­ra­men­ta­len Fä­hig­kei­ten des Geg­ners zu sei­nem Na­tu­rell ge­hör­ten. Sie wa­ren ihm schon in fer­nen Ur­zei­ten mit­ge­ge­ben wor­den.
    Das Ge­schöpf blieb vor dem Git­ter ste­hen und rich­te­te sein Ge­sichts­or­gan auf den Braun­bä­ren. Jetzt konn­te ich den Kopf von der Sei­te be­trach­ten.
    Das Leuch­t­or­gan wölb­te sich stark her­vor. Es er­setz­te das mensch­li­che Ge­sicht. Der Kopf selbst war rund und völ­lig haar­los. Auch jetzt konn­te ich kei­ne Oh­ren ent­de­cken. Die bläu­li­che Haut war schlaff und le­der­ar­tig.
    Ich rich­te­te mei­ne Auf­merk­sam­keit auf die Klei­dung. Gern hät­te ich das We­sen in sei­ner na­tür­li­chen Ge­stalt ge­se­hen. Es trug je­doch ei­ne farb­lo­se Kom­bi­na­ti­on, die wohl einen Raum­an­zug dar­stell­te. Bei den Sym­bo­len auf dem Brust­stück der Klei­dung han­del­te es sich an­schei­nend um Rang­ab­zei­chen.
    Es wa­ren al­les nur Ver­mu­tun­gen, die mir nicht wei­ter­hal­fen. Mei­ne Be­kannt­schaft mit den In­va­so­ren war zu kurz, um sie ge­nau­er ein­stu­fen zu kön­nen.
    Ein zwei­ter Be­sat­zungs­an­ge­hö­ri­ger trat ein. Auch er be­weg­te sich in dem schau­keln­den Gang, der wohl auf die bei­den Mit­tel­ge­len­ke zu­rück­zu­füh­ren war. Ei­ne Rei­he von Tö­nen ließ mich zu­sam­men­fah­ren. Sie klan­gen hohl und un­mo­du­liert. Die

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