Offensive Minotaurus
Quelle dieser Laute war zweifellos das Organ, das ich bisher als Auge bezeichnet hatte. Ob es sich dabei um eine Kombination von verschiedenartigen Sinnen handelte?
Der zuerst aufgetauchte Fremde antwortete. Seine vier Arme bewegten sich auffordernd. Zwei Sekunden später war der Braunbär tot. Fassungslos sah ich zu dem Kadaver hinüber. In der Brust des Tieres klaffte eine faustgroße Schußöffnung. Eine Hitzewelle breitete sich aus.
Nikolai drängte sich gegen mich. In dieser Haltung sahen wir zu den monströsen Geschöpfen hinüber. Wahrscheinlich waren wir für ihre Begriffe ebenfalls Ungeheuer, nur schienen sie an den Anblick fremdartiger Lebewesen besser gewöhnt zu sein als wir.
Ich war in Speziallehrgängen der GWA auf die Begegnung mit Andersartigen vorbereitet worden. Unsere Forscher hatten ausdrücklich erwähnt, daß die äußere Gestalt eines intelligenten Wesens durchaus nicht der des Menschen zu gleichen brauchte. Dennoch war ich jetzt schockiert.
Weshalb hatten sie das Tier getötet, nachdem sie es vorher eingefangen hatten? War es ihnen zu gefährlich geworden?
Wenn meine Überlegungen stimmten, dann waren sie äußerst vorsichtig und gingen kein Risiko ein.
Darauf deutete auch ihr Vorgehen auf der Erde hin. Sie waren nicht offen aufgetreten, obwohl sie zweifellos die Waffen besaßen, um Terra zu beherrschen. Dagegen hatten sie unschuldige Menschen so beeinflußt, daß sie zu Spionen und Saboteuren wurden. Meine Lage war kritisch! Ich fühlte mich in dem Augenblick gefährdeter als jemals zuvor.
Gerade noch rechtzeitig öffnete ich meinen Willensblock. Ich mußte grundsätzlich über den sinngemäßen Wortlaut der Suggestivbefehle informiert bleiben.
»Hinlegen …!« empfing ich eine Anweisung. Das Auge schien, zu glühen. Ich glaubte, ein kreisendes Feuerrad zu erblicken.
Stöhnend ließ ich mich zu Boden fallen.
Ein Impuls der Zufriedenheit erreichte mich. Von da an wagte ich es in meiner Verzweiflung, den Bewußtseinsinhalt der Fremden zu belauschen. Wenn ich mich richtig verhalten wollte, mußte ich wissen, was sie mit ihren Experimenten bezweckten. Wahrscheinlich wollten sie den Grad meiner Unempfindlichkeit testen.
»Aufspringen, schreien, hüpfen …!«
Nikolai wich fluchtartig zurück, als ich mich wie ein Tollwütiger zu benehmen begann.
Ich erhob mich, benutzte die elastische Unterlage als Sprungbrett, schrie und schlug mit den Armen um mich. Wahrscheinlich bot ich keinen sehr menschenwürdigen Anblick.
Ein Bewußtseinsimpuls, der eindeutig Gelächter vermittelte, brachte mich an den Rand meiner Beherrschung.
Ich sprang so lange in dem Käfig herum, bis ich den Suggestivbefehl erhielt, den Bären zu verspeisen!
Mir blieb keine andere Wahl, als nach Möglichkeit auf die unsinnige Forderung einzugehen. Ich konnte die Ungeheuer jetzt einwandfrei belauschen. Ihr Gedankengut war klar, zeugte von hoher Intelligenz und Bösartigkeit. Ja – sie waren gekommen, um mich zu untersuchen. Von dem Ergebnis hing mein Leben ab.
Ich überlegte flüchtig. Gleichzeitig hüpfte ich nochmals hoch und ließ mich flach auf den Boden fallen. Wieder wurde mir befohlen, den Bären zu verzehren. Über die Aufnahmefähigkeit eines menschlichen Magens schien man sich keine Gedanken zu machen. Außerdem war ich eingesperrt. Sie wollten feststellen, ob ich wirklich unter ihrer Gewalt stand. Natürlich wußten sie, daß ich das Gitter nicht durchbrechen konnte.
Eine Zusatzanweisung zwang mich, wie ein ausgehungerter Wolf zu sein!
Ich begann zu heulen und ging auf das Gitter los. Zerrend und fauchend versuchte ich, das
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