Offensive Minotaurus
Volkes?«
»Jeder Einheimische wird merken, daß ich nicht hier geboren bin.«
»Stimmt, man hört es. Das macht aber nichts. Die Hauptsache ist, daß Sie sich unterhalten können. Haben Sie zufällig einen Familiennamen? HC-9 klingt zu sehr nach seelenloser Mathematik.«
»Ich habe zwar einen, aber den darf ich nicht verraten.«
»Aha, das Übliche. Ich soll Sie zu Ihrem Oberbären bringen.«
»Zu wem?« fragte ich irritiert.
Der Major lachte.
»Das ist unsere Bezeichnung für General Reling. Er hüllte sich nach der Ankunft in dicke Pelze und schimpfte auf unseren Winter. Die paar Grad unter Null sind ihm unangenehm.«
»Wie kalt ist es denn?«
»Oh, noch harmlos. Knapp minus fünfunddreißig. Der Schnee brachte die Wärme mit.«
»Gemütsmensch. Gehen wir?«
Er musterte mich nochmals. Ludinow gab sich leger, aber sein Blick verriet mir alles. Dieser Mann gehörte zu dem harten Typ des astronautisch geschulten Soldaten.
Wir durchschritten die Halle und bestiegen ein geschlossenes Fahrzeug. Als wir hinausfuhren, tobte der Sturm immer noch.
Ich betrachtete Ludinows untersetzte Gestalt, die klar geformte Nase und die kräftigen Hände. Weshalb hatte er sich nach meinen Sprachkenntnissen erkundigt? Er mußte wissen, daß jeder GWA-Agent das Russische beherrschte. Viel nervöser machte mich der Gedanke an den Chef. Was hatte der Alte hier zu suchen?
Ich verzichtete auf Fragen, bis vor uns die Konturen eines Gebäudes sichtbar wurden.
»Sie haben Nerven«, stellte Ludinow fest.
»Wieso?«
»Ich an Ihrer Stelle hätte nicht so lange schweigen können. Kommen Sie. Das Fest soll mit Ihrer Ankunft beginnen.«
Ich vermißte alles, was zu einem großen Einsatz gehörte. Die wenigen Männer in dem Arbeitszimmer waren mir bis auf General Reling und den Chef des russischen Geheimdienstes unbekannt.
Das geheimnisvolle, nervenzermürbende Fluidum des GWA-Hauptquartiers fehlte.
Reling trug die blauschwarze Uniform der GWA. Gregor Iwanowitsch Gorsskij war anscheinend ohne seinen Mitarbeiterstab gekommen. Ich war enttäuscht. Weshalb hatte man mich nach Sibirien befohlen?
»Freut mich, Sie zu sehen«, meinte Gorsskij mit wissendem Lächeln. »Nehmen Sie bitte Platz, Herr Oberst. Ich vermute, daß wir uns schon einmal begegnet sind.«
Er schaute mich prüfend an. Ich öffnete für einen Augenblick mein Separatgehirn, um zu versuchen, Gorsskijs Gedankeninhalt telepathisch zu lesen.
Meine Ausbildung war weit fortgeschritten, nachdem ich nochmals drei Monate auf der Südseeinsel Henderwon geschult worden war. Mein durch die Operation verändertes Großhirn hatte sehr gut auf die parapsychische Aktivierung angesprochen.
»Unterlassen Sie das«, fuhr mich Reling an.
Ich sah ihn erstaunt an. Seit wann war der Chef so unvorsichtig, meine neue Fähigkeit anzudeuten?
Der Alte lachte humorlos auf.
»Geben Sie sich keine Mühe. Die Herren sind informiert. Das überrascht Sie wohl, wie?«
»Das – das kann man sagen, Sir«, stotterte ich.
Plötzlich sah ich die Angelegenheit in einem anderen Licht. Das einfache Arbeitszimmer, das fehlende Fluidum und die wenigen Offiziere gewannen an Bedeutung.
»Es war erforderlich, HC-9«, warf Gorsskij ein. »Wir haben Sie nach Sibirien gebeten, weil wir keinen Agenten mit Ihren Fähigkeiten zur Verfügung haben. Wir sehen in Ihnen den gefährlichsten Mann der Weltgeschichte.«
»Aber, Sir, das entspricht nicht den Tatsachen. Ich bitte dringend darum, mich nicht zu überschätzen. Ich …«
»Doch, HC-9, Sie sind gefährlich, allerdings in positivem Sinne. Ein Mann, der in der Lage ist, die Gedanken anderer Menschen zu lesen sowie alle Gefühlsregungen und
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