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Offensive Minotaurus

Offensive Minotaurus

Titel: Offensive Minotaurus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Kran­ken­rau­mes lag auf der Süd­sei­te. Wenn ich den Kopf wand­te, konn­te ich das Ge­bir­ge aus Stahl er­ken­nen; ein Ge­bir­ge, zu dem Han­ni­bal schlicht »For­schungs­kreu­zer« sag­te.
    »Und das sol­len wir zer­stö­ren, nicht wahr?« sag­te der Klei­ne de­pri­miert. »Ich stel­le fest, daß du selt­sam ru­hig ge­wor­den bist. Hast du ei­ne Idee?«
    Ich hat­te mich ge­gen sei­ne Tast­ver­su­che ab­ge­schirmt.
    »Bist du si­cher, daß dei­ne An­ga­ben nicht nur Ver­mu­tun­gen sind? Mit Wunsch­träu­men kön­nen wir nichts an­fan­gen.«
    »Ich sag­te dir, daß ich seit Ta­gen den Be­wußt­seins­in­halt der lei­ten­den Per­so­nen be­lauscht ha­be. Man freut sich auf die Heim­kehr und ist glück­lich, ei­ne le­bens­freund­li­che Sau­er­stoff­welt im so­ge­nann­ten ›Rand­sek­tor‹ ge­fun­den zu ha­ben. Wir, die auf die­ser Welt le­ben­den Men­schen, wer­den als stö­rend emp­fun­den, je­doch glaubt man uns leicht un­ter­wer­fen zu kön­nen. Man will nach der mil­den Be­sied­lungs­pla­nung vor­ge­hen.«
    »Was ver­steht man un­ter ›mild‹?«
    »Ent­tech­ni­fi­zie­rung, Ver­bot der Waf­fen­fa­bri­ka­ti­on, Mi­li­tär­re­gie­rung, Auf­glie­de­rung der Erd­ober­flä­che in In­ter­es­sen­ge­bie­te, Aus­rich­tung der vor­han­de­nen In­dus­trie­an­la­gen nach den Er­for­der­nis­sen der Raum­flot­te, Um­schal­tung sämt­li­cher Fa­bri­ken nach ei­nem Werft- und Aus­rüs­tungs­plan, Ein­satz nach geis­ti­gen Fä­hig­kei­ten. Ver­schmel­zung der Stadt­ge­bie­te zu Wohn­zo­nen und Ver­bo­te über Ver­bo­te. Ich könn­te noch ei­ne Stun­de dar­über re­den. Das sind die Punk­te ei­ner mil­den Ein­stu­fung.«
    Ich ball­te die Hän­de. Der Haß ge­wann wie­der die Ober­hand, er droh­te mei­ne lo­gi­schen Denk­vor­gän­ge ein­zuen­gen. Ich riß mich zu­sam­men.
    »Mild? Wie wir­ken sich dann har­te Maß­nah­men aus?«
    »To­ta­le Ver­nich­tung des ein­ge­bo­re­nen Le­bens. Das ist schon oft ge­sche­hen. Die Men­schen sind als ge­eig­ne­te Hilfs­kräf­te be­ur­teilt wor­den, was ich von dem Kom­man­dan­ten im­mer­hin zu­vor­kom­mend fin­de.«
    Das Un­heil, das über die Mensch­heit her­ein­bre­chen soll­te, mach­te mir zu schaf­fen. Das konn­te doch nicht mög­lich sein!
    »Es ist aber so«, er­klär­te Han­ni­bal.
    Mir fie­len die Be­feh­le ein, die ich kurz vor der Ent­füh­rung er­hal­ten hat­te. »Of­fen­si­ve Mi­no­tau­rus« war der Fall vom Chef der Wis­sen­schaft­li­chen-Ab­wehr ge­nannt wor­den. Zwar hat­ten wir es nicht mit We­sen halb Mensch und halb Stier zu tun, aber ei­ne Of­fen­si­ve stand be­vor. Für mei­ne Be­grif­fe war sie schon viel zu weit fort­ge­schrit­ten.
    Mei­ne Pla­nung nahm fes­te For­men an. Seit­dem ich wuß­te, daß die Zer­stö­rung des Rie­sen­raum­schif­fes einen Nut­zen brin­gen konn­te, hat­te ich mich ent­schlos­sen, kei­ne Mi­nu­te mehr zu ver­säu­men.
    Han­ni­bal schi­en es jetzt bes­ser­zu­ge­hen. Er be­weg­te pro­be­hal­ber den Arm.
    »Das Bio­plas­ma wirkt rasch«, sag­te er. »Ka­nopz­ki soll­te die Wun­de neu ein­sprü­hen und die Re­ge­ne­rie­rungs­ak­ti­vi­tät er­hö­hen. Er ar­bei­te­te bis­her mit ei­nem ge­rin­gen Fak­tor. Mor­gen muß ich auf den Bei­nen sein. Ich schleu­se dich auf die Hirn­fre­quenz der wich­tigs­ten Hyp­nos ein; dann kannst du sie leich­ter aus der Mas­se her­aus­fin­den. Wenn mich nicht al­les täuscht, be­rei­ten sie den Start vor. Was in die­sem Fal­le mit den Ge­fan­ge­nen ge­schieht, ist noch kein ein­zi­ges Mal wört­lich er­wähnt oder ge­dacht wor­den. Das macht mich arg­wöh­nisch. Es sieht so aus, als wä­re das so selbst­ver­ständ­lich, daß man kei­nen Au­gen­blick dar­über dis­ku­tiert.«
    Grau­en­haf­te Bil­der zuck­ten durch mein Vor­stel­lungs­ver­mö­gen. Ich sah ein ab­flie­gen­des Rie­sen­schiff, sprü­hen­de Atom­feu­er und zer­bers­ten­de Druck­kup­peln.
    Han­ni­bals Hän­de beb­ten. Hei­ser sag­te er:
    »Be­eil dich, es wird Zeit. Hei­no Barts und Dr. La­bel fin­den sich in der Un­ter­grund­stadt am bes­ten zu­recht. Barts kennt ein klei­nes Ver­sor­gungs­de­pot in Top­thar. Es ist von den

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