Oft
plötzlich setzte die Erinnerung wieder ein.
Zu ihrer Überraschung dachte sie dabei jedoch gar nicht so sehr an Matt, sondern daran, dass Ryan sie nach Hause und ins Bett gebracht hatte. Unwillkürlich wünschte sie sich, er wäre bei ihr geblieben und sie hätte neben ihm aufwachen können.
Aufgrund der Umstände hatten sie damals nie mehr als ein paar Stunden miteinander verbringen können, eine ganze Nacht war ihnen nie vergönnt gewesen. Als sie sich vorstellte, wie es wohl sein würde, seinen dunklen, zerstrubbelten Haarschopf und seinen warmen Körper morgens neben sich zu haben, lächelte sie wehmütig.
»Du dusselige Kuh«, schalt sie sich im gleichen Moment, »als ob du keine anderen Probleme hättest. Matt hätte dir beinahe sonst was angetan, und du kannst nur daran denken, Ryan in deinem Bett zu haben.«
Kopfschüttelnd stand sie auf, öffnete die Schlafzimmertür, und als sie das Wohnzimmer betrat, blieb sie überrascht stehen. Auf der Couch, lose zugedeckt mit einer Patchworkdecke, lag Ryan und schlief.
Vorsichtig machte sie ein paar Schritte auf ihn zu und betrachtete ihn. Er sah unglücklich aus, der Mund war fest zusammengepresst, dunkle Bartstoppeln überschatteten sein Kinn, und es kostete sie einige Mühe, nicht die Hand auszustrecken und ihm über die Wange zu streicheln.
Als hätte er gespürt, dass sie ihn anschaute, schlug er plötzlich die Augen auf und sah sie an.
»Guten Morgen«, sagte sie verlegen.
Ein knappes »Hi«, war alles, was von ihm zurückkam.
Er setzte sich auf, streckte sich kurz und erhob sich. »Ich gehe dann mal nach oben«, erklärte er, während er in Richtung Tür hinkte. »Ich nehme an, du willst heute nicht unten weiterarbeiten?«
»Nein, wohl eher nicht«, murmelte sie, enttäuscht darüber, dass er nicht mal fragte, wie es ihr ging. »Möchtest du … möchtest du mit uns frühstücken?«, bot sie zaghaft an, er schüttelte jedoch sofort den Kopf.
»Danke, aber ich bin nicht hungrig. Drück Timmy von mir, und sag ihm, ich gehe heute Nachmittag mit ihm ins Kino.«
Sein Ton war nicht kühl, doch äußerst zurückhaltend, und nachdem er gegangen war, fragte sie sich, wieso sie erwartet hatte, dass nun plötzlich alles anders sein würde. Natürlich war er nach wie vor verletzt, daran änderte weder der gemeinsame Tanz gestern etwas, noch die Tatsache, dass sie jetzt nicht mehr mit Matt zusammen war.
Seufzend bereitete sie das Frühstück zu, weckte dann Timmy, der heute schulfrei hatte und direkt danach zu seinem Freund Ben verschwand. Anschließend saß sie eine Weile untätig auf der Couch herum, doch schließlich hielt sie das Nichtstun nicht länger aus. Sie drehte das Radio auf und begann, die Wohnung aufzuräumen und zu putzen, um sich ein wenig von den turbulenten Gedanken in ihrem Kopf abzulenken.
Irgendwann klopfte es an die Wohnungstür, und als Lauren öffnete, stand Rose vor ihr.
»Ich war in der Nähe und wollte nachsehen, wie es dir geht«, erklärte sie, nachdem Lauren sie hereingebeten hatte. »Deinem Gesicht nach zu urteilen, nicht besonders gut.«
»Wundert dich das?«, sagte Lauren leise. »Nach dem, was Matt sich gestern erlaubt hat?«
Tröstend legte Rose ihr eine Hand auf den Arm. »Es tut mir so leid, wenn wir das gewusst hätten, hätten wir nicht versucht …«
Sie stockte und biss sich auf die Lippe, doch da war Lauren schon hellhörig geworden.
»Dachte ich es mir doch«, sagte sie vorwurfsvoll.
»Naja, wir waren der Meinung, es könnte vielleicht nicht schaden, bei dir und Ryan ein wenig nachzuhelfen«, gab Rose unumwunden zu. »Es sah ja zunächst auch so aus, als wäre es eine gute Idee gewesen, aber dann ist dieser Mistkerl aufgekreuzt. Zum Glück ist nichts Schlimmeres passiert.«
»Ach Rose.« Mit den Tränen kämpfend fiel Lauren der alten Dame um den Hals. »Ich hätte es wissen müssen. Es hat ihm schon die ganze Zeit nicht gepasst, dass ich nicht sofort zu ihm gezogen bin. Als zusätzlich noch Ryan hier aufgetaucht ist und sich so gut mit Timmy verstanden hat, war er ziemlich sauer. Außerdem hat es ihm nicht gefallen, dass ich seinen Annäherungsversuchen nicht nachgegeben habe. Ich möchte nicht wiederholen, was er gestern von sich gegeben hat, als ich ihm gesagt habe, dass ich die Verlobung löse. Er hat mich wüst beschimpft, und mir vorgeworfen, ich hätte ihn mit Ryan betrogen. Ich kann wohl froh sein, dass Adrian und Callan rechtzeitig erschienen sind.«
»Du hast also nicht mit Matt geschlafen?«, wollte
Weitere Kostenlose Bücher