Oh, diese Verwandschaft!
etwas selbst kocht?«
Sofort wandte sich Christine um und sagte zuckersüß: »Vielen Dank, liebste Laura! Morgen backe ich ein paar Kuchen und bringe dir eine Bananentorte. Es ist schlimm genug, daß du immer jemanden da hast, der dir die Haare vom Kopf frißt.«
Mit diesen Worten stieg sie in ihren Wagen, winkte triumphierend, und fort war sie.
Als sie allein waren, begann Eva: »Versuche doch bitte, mich in dieser Sache zu verstehen, Laura!« Aber von neuem Mut erfüllt, erwiderte ihre Kusine schnell: »Ich meine, was ich sage, Eva. Wir wollen nicht endlos darüber reden. Ich kann dir nicht helfen. Du bist genauso alt wie ich und hast wahrscheinlich viel mehr Erfahrung. Ich habe immer nur hier bei Großmutter gelebt; dann habe ich mich in Derek verliebt und ihn geheiratet, und nun lebe ich weiter hier. Du hast viel mehr von der Welt gesehen. Wie kann ich dir einen Rat geben? Wie kann das im übrigen überhaupt jemand tun? Du mußt das selbst entscheiden.«
»Aber du meinst, wir tun etwas Unrechtes?«
»Ja. Aber ich kenne diesen Mann nicht. Und seine Frau auch nicht. Ich weiß nicht, was sie empfinden.«
»Aber du weißt, was ich empfinde.«
»Was du in diesem Augenblick zu empfinden glaubst. Sei nicht böse, Eva, aber das genügt nicht. Es handelt sich um drei Menschen, sogar um fünf, wenn du die Kinder mitzählst. Ich müßte viel genauer Bescheid wissen, ehe ich wirklich etwas sagen könnte.«
»Aber du kannst mir helfen, trotzdem, wenn du nur willst!«
In Evas Stimme schwang ein Unterton mit, der Laura zur Zurückhaltung mahnte. Sie wollte sich nicht einfach in diese Sache hineinziehen lassen.
»Wir wollen das alles in Ruhe überdenken«, meinte sie deshalb. »Das ist besser für uns beide. Und noch etwas: da ich Derek nichts erzählen soll, ist es gescheiter, so wenig wie möglich darüber zu reden. Ich war überrascht, daß du Chris davon erzählt hast. Ich glaubte, du wolltest die Geschichte geheimhalten.«
»Ich habe ihr nichts erzählt. Sie hat mich gefragt. Sie hat etwas läuten hören.«
Laura seufzte. Man redete also schon darüber. Und was dachte die Frau, der Mensch, den es am meisten anging, über das alles? Sie mochte nicht fragen und sagte nur: »Also, Derek soll nichts davon erfahren; das wollen wir beide nicht. Wenigstens du nicht, und ich bin auch nicht scharf darauf, ihn mit deinen Problemen zu behelligen. Aber wenn wir uns weiter wie bisher benehmen, wenn wir sofort verstummen, sobald er das Haus betritt, wird er todsicher etwas merken. Wir wollen deshalb jetzt die ganze Angelegenheit ruhen lassen. Trotzdem, zum wiederholten Male: die Entscheidung liegt ausschließlich bei dir.«
Sie ging aus dem Zimmer und ließ ihre enttäuschte Kusine mit ihren Gedanken allein.
Aber die Atmosphäre im Hause war bedrückend. Beim Lunch war nichts mehr von der fröhlichen Stimmung des Vormittags zu spüren. Derek merkte, daß sich wieder einmal eine ernste Krise anbahnte. Und diesmal konnte Laura ihm nichts anvertrauen. Das war kein angenehmer Gedanke. Die Mahlzeit verlief in völligem Schweigen; nur Onkel Joseph klagte über seine Schwierigkeiten bei der Arbeit und über die Mühsal des Tippens. Eva raffte sich zu einer Frage auf. »Und wie geht’s mit deinem Roman, Onkel?«
Er wich aus. »Langsam, langsam. Man braucht eben Hilfe. Man braucht jemanden, der Anteil nimmt. Es ist schlimm für einen alten Mann, so allein zu sein.«
Da er regelmäßig zu zwei Mahlzeiten im Hause war und auch sonst zu jeder beliebigen Tageszeit aufkreuzte, mußten diese Worte Laura verletzen; aber sie sagte nichts. Sie hatte nicht die Absicht, ihm bei seinem Roman zu helfen. Natürlich vermißte er Marie, die ihm zuhörte und auch für ihn tippte. Brummend zog er von dannen.
Derek sagte gereizt: »Weshalb hast du soviel Geduld mit dem alten Ekel? Ich hätte gute Lust, ihm die Meinung zu sagen.«
»Ach, das lohnt sich nicht. Ich höre gar nicht hin. Ich habe mir angewöhnt, ja oder nein zu sagen, ohne ihm zuzuhören. Das ist die beste Methode, besonders, da es nicht mehr lange dauert...«
Dann berichtete sie Eva, daß Joseph bei Marie wohnen sollte, wenn Brookside nicht mehr existierte. Aber Eva interessierte sich nicht dafür. Sie dachte nur an ihre eigene Affäre. Laura hatte das unangenehme Gefühl, Eva warte nur auf eine Möglichkeit, sie um die geheimnisvolle Hilfe zu bitten. Sie hatte aber nicht die geringste Absicht, ihr unter die Arme zu greifen.
Inzwischen schien sie dauernd auf das Telefon zu
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