Oh Happy Dates
der ersten Verabredung küssen.
2. Mich bei der zweiten Verabredung nackt ausziehen.
3. Zeit vergeuden, indem ich jemanden zum Narren halte, obwohl kein Funken überspringt.
4. Weitermachen, wenn es sich um arbeitslose aufstrebende Musiker handelt, egal, wie ich ihre Musik finde.
Ich werde auch ein paar Veränderungen vornehmen bei dem, was ich anziehe und sage. Ich werde aufhören, mich wie ein männlicher Demonstrant zu kleiden, und mir die Haare bürsten. Ich werde aufhören, Männern doofe Fragen zu stellen, wie etwa »Hast du schon mal einen Geist gesehen?« oder »Wenn du ein Keks wärst, welche Sorte wärst du dann?«, die nur ich allein unterhaltsam finde.
Aber es ist so verlockend. Da draußen muss sich doch noch irgendwo ein weiterer Spinner finden lassen.
5
Ich sitze wie versteinert im Bus. Am liebsten ginge ich zurück ins Bett, um mir Casualty anzuschauen. Ich will nicht zum Speed-Dating. Die Vorstellung ist abstoßend. In Italien gibt es sicherlich kein Speed-Dating. Die zwei Dinge, bei denen man nichts überstürzen sollte, sind Essen und Liebe. Ich zittere und schwitze. Ich fühle mich, als hätte ich mir jede Menge Kokain in den Hintern geschoben und müsste durch den mexikanischen Zoll, wo mich ein Spürhund anbellt und ein Hispanoamerikaner auf mich zugerannt kommt, während er sich Gummihandschuhe überstreift.
Doch zwei Dinge halten mich davon ab, wieder nach Hause zu gehen. Zum einen werde ich Julia dort treffen. Außerdem habe ich in meinem Blog angekündigt, Abenteuer Nummer eins werde Speed-Dating sein. Ich habe sogar einen Plan entworfen, den ich in meinem Blog beschrieben habe. Zu diesem Plan gehört:
1. Mit allen Männern so sprechen, als wären sie hässlich, denn ich finde es immer leichter, sich mit hässlichen Menschen zu unterhalten.
2. Alle Männer fragen, ob sie gute Witze kennen, dann lerne ich wenigstens was dabei.
Und deshalb kann ich nicht in mein Onlinetagebuch
schreiben, dass ich es vor lauter Angst gar nicht erst nach Soho geschafft habe.
Während ich meine Hand hebe, um den roten Stoppknopf zu drücken, fällt mir auf, dass aufgrund meines heftigen Schwitzens die Schweißflecke unter meinen Achseln fast bis zur Taille meiner Bluse reichen. Während ich langsamen Schrittes zum Veranstaltungsort des Speed-Datings gehe, wedele ich mit meinen Armen, damit der Stoff trocknet. Als ich ankomme, ist er nicht mehr klitschnass, sondern nur noch nass. Ich hole tief Luft und steige dann widerwillig eine sehr steile Treppe hinunter.
Ich betrete einen seelenlosen Raum in einem düsteren Souterrain. Kein sehr erotisches Ambiente. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, der Raum vermittelt das Gegenteil von Erotik. Ich schaue mich verstohlen nach Julia um und sehe dabei viele Männer in der unvermeidlichen Freizeituniform – Jeans mit gebügelten, über die Hose fallenden Hemden. Dabei hatte ich mich der Fantasie hingegeben, einen adretten Anwalt oder jemanden aus dem Marketing kennenzulernen. So wie es aussieht, kann ich von Glück sprechen, einen Dachdecker mit Alkoholproblem zu finden.
Ein Mann der gehobenen Mittelschicht in Kakihose fragt mich nach meinem Namen und gibt mir einen Sticker mit der Nummer zwölf darauf. Ich hefte ihn mir an meine Lieblingsbluse. Aus allen Teilen des Raums dringen Fetzen ner vöser Konversation zu mir. Dieses Ambiente macht mich aggressiv. Am liebsten würde ich laut das Wort »Fotze« aussprechen. Mehrmals. Ich bete, dass ich es nicht tue. Die einzige Alternative, die mir dazu einfällt, ist etwas zu trinken. Ich schlendere an die Bar. Ich entdecke das stärkste Bier, das der europäische Markt zu bieten hat, und kaufe eine Flasche davon. Die trinke ich dann nervös und
suche den Raum nach jemandem ab, mit dem ich ins Gespräch kommen könnte. Eine Gruppe von drei Mädchen steht im Gespräch zusammen; eine von ihnen hat eine sehr hübsche Handtasche, eine andere riesige Schweißflecke. Ich nähere mich ihnen.
»Hallo, ich mache mir ins Hemd ich bin nämlich allein meine Freundin kommt immer zu spät macht es euch was aus wenn ich mich zu euch geselle übrigens mir gefällt deine Handtasche.« Ich wünschte, ich würde nicht immer Unsinn reden, und dann auch noch viel zu schnell, wenn ich Angst habe.
»Danke, ist von H&M, für nur einen Fünfer.«
Wir bewundern gegenseitig Kleidung und Schuhe und verraten dann, wo wir sie gekauft haben und wie viel sie kosten. Ich bin gerne Frau.
»Hast du das schon mal gemacht?«, fragt mich die
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