Oh Happy Dates
noch mal das alte Keane-Album. Unglaublich. Der nächste Mann ist sehr klein. Er setzt sich.
»Also was mich bei dir erwartet, habe ich schon gehört! Da ist ein Körper … warte. Nein! … Letztes Mal hat mich jemand gefragt, dass … Warte! Nein! Nein! Warte … Der Körper der letzten Person, die mich das gefragt hat, die ist jetzt in meinem Kühlschrank.«
»Äh, das bin nicht ich. Ich frage, ob du irgendwelche guten Witze kennst. Julia am nächsten Tisch wird dich nach deinem Kühlschrank fragen«, sage ich. Wir schielen zu Julia hinüber. Sie hat jetzt den Mann vor sich, den sie vor den Kopf gestoßen hatte, und sie sitzt auf seinem Schoß. Er starrt ihr in den Ausschnitt. Ich bin beeindruckt. Mein kleiner Mann beugt sich zu mir herüber. Hoffentlich glaubt er nicht, ich würde mich auf seinen kleinen Schoß setzen. Er hat was Psychotisches. Ich rutsche nach hinten und schlage mir den Kopf am Mast an.
»Verdammter Mast!«, schimpfe ich.
»Ja, dieser ungezogene Mast.« Er lacht lüstern, wie ein Mann, der sich in seinem Regenmantel in den Nebengassen einer Schule herumtreibt.
»Igitt, das ist ja eine Stripteasestange!« Mit diesem Aufschrei fällt endlich der Groschen. »Hoffentlich haben sie die ordentlich sauber gemacht!«, kreische ich und versuche, mich so weit davon zu entfernen, dass keinerlei Kontakt mehr besteht. Mich beschäftigt nur noch der Gedanke, dass ich mich womöglich mit dem Intimschweiß von einem Dutzend Frauen bedeckt habe. Ich versuche, so wenig wie möglich mit dem Psychognom zu sprechen, was ihn wiederum zu der Annahme verleitet, ich sei unglaublich aufregend und geheimnisvoll. Als die Pfeife
ertönt, flüstert er mir ins Ohr: »Zwischen uns waren großartige Schwingungen, und du weißt das.« Ich schaudere.
Plötzlich steht der lockige zukünftige Vater meiner Kinder mit Grübchenkinn und rosa Hemd vor mir, im Arm einen Eimer voll Eis.
»Weißwein?«, fragt er. Er hat eine tolle Stimme. Satt und körnig wie dunkle Schokolade mit Ingwerstücken drin.
»Ja, bitte. Ich könnte einen ganzen Trog vertragen.«
»Ach du liebe Zeit. Macht’s keinen Spaß?«
»Ich bin gerade auf einen psychotischen Gnom gestoßen, habe Ian Beale in den Selbstmord getrieben und klebe an einer ekeligen Stripteasestange.«
Er lacht und füllt mein Glas. Ich schaue ihn an. Er sieht fast zu umwerfend aus. Und ich werde schlagartig rot. Bitte nicht, Sarah. Bitte. Oh mein Gott, stell dir vor, er sei hässlich. Schnell. Aber es geht nicht. Vielleicht ist es das Grübchen, vielleicht sind es die Haare oder die Stimme oder alles zusammen. Aber dieser Mann ist hinreißend auf Penthouseniveau. Lieber Gott, ich arbeite ehrenamtlich, wenn du mich nur für drei Minuten davon abhältst, mich wie eine Idiotin zu benehmen.
»Hat deine Freundin ein bisschen zu viel getrunken?«, fragt er mit Blick auf Julia, die sich mit einem Auge auf den Psychognom zu konzentrieren versucht, während sie das andere zudrückt.
»Ja, sie ist gearscht.« Die Worte landen wie Vogelkacke auf einer neuen Frisur. Julia und ich verwenden den Begriff »gearscht« für betrunken. Doch als ich dieses Wort jetzt vor diesem gut aussehenden Mann ausspreche, klingt es krass und fürchterlich. Ich zucke zusammen und nehme mir vor, es nicht mehr zu benutzen. »Sie hat sich mit deinem
Freund aber sehr gut verstanden«, schiebe ich rasch nach.
»Ach ja, Dan. Eigentlich bin ich dem erst heute Abend hier begegnet. Aber ich schätze ihn als Spieler ein, wenn du verstehst, was ich meine. Ich glaube, er geht zu solchen Veranstaltungen, um zu sehen, was er kriegen kann. Das solltest du deiner Freundin vielleicht sagen.«
»Oh. Okay. Ich werde sie warnen«, sage ich und bin für Julia enttäuscht.
»Die meisten Frauen hier sind ziemlich dröge, wie ich zugeben muss. Ich habe gerade ein dreiminütiges Gespräch über Kinderbetreuung hinter mir.«
»Nun, es ist wichtig, sich von Anfang an über solche Themen Klarheit zu verschaffen«, sage ich ganz ernst.
Er lacht und sagt dann: »Weißt du eigentlich, dass wir uns schon mal begegnet sind?«
Oh Gott, bitte, bitte, sag jetzt bloß nicht, dass ich versucht habe, ihn in einem Nachtklub anzubaggern, oder dass er mit Julia geschlafen hat oder ich ihn versehentlich einmal mit Bier überschüttet habe, ohne mich daran erinnern zu können.
»Tatsächlich?«, erwidere ich und fürchte, was als Nächstes kommen wird.
»Ja, aber du wirst dich vermutlich nicht mehr daran erinnern. Du hast vor ein paar Jahren
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