Oh Happy Dates
habe gewissermaßen die Liebe an den Nagel gehängt«, stottere ich. Hätte ich doch bloß nicht das Wort »Liebe« in den Mund genommen! Hoffentlich habe ich ihn damit nicht verschreckt.
»Hmmm.« Er nickt. »Ich weiß, was du meinst. Man sieht nicht gerade viele glückliche Beziehungen um sich herum, oder?«
»Genau! Meine Eltern sind das einzige glückliche Paar, das ich kenne.«
»Bei mir auch, aber es ist eine Seltenheit. Die meisten Leute in meinem Bekanntenkreis sind unglücklich in ihren Beziehungen.«
»Ich war schon so weit, dass ich lautlos die Worte ›Es wird in Tränen enden‹ geformt habe, wenn ich glückliche Paare beim Küssen sah.«
»Tatsächlich? Dann würde ich dich nicht mit auf eine Hochzeit nehmen wollen!«, frotzelt er.
»Auf Hochzeiten bin ich einsame Spitze, da singe ich
›Highway to Hell‹, wenn das Paar den Gang entlangschreitet, danach trinke ich dann viel und rede über Scheidungsstatistik, bevor ich gotterbärmlich tanze und mich dann übergebe.«
Er lacht und schaut mich dann an: »Ich hatte vor einiger Zeit eine schlimme Trennung und fürchte, dass diese Erfahrung mir Beziehungen bis ans Lebensende verleidet.«
»Nein, nicht doch, was ist passiert?«
»Ich war mit diesem Mädchen schon seit Jahren zusammen. Ich hielt sie für die Eine, wir wohnten zusammen, und dann kam sie eines Tages nach Hause, erklärte mir, sie liebe mich nicht mehr, und zog aus.«
»Autsch.«
»Ja.«
Ich schaue in Pauls schönes trauriges Gesicht. Ich würde ihn gern umarmen und ihn von seinem Schmerz befreien. Stattdessen gehe ich dazu über, seine ehemalige Freundin, die ich überhaupt nicht kenne, völlig unangemessen zu beschimpfen.
»Miststück.«
»Hm.« Er nickt. Bei der Erinnerung an die umwerfend schöne Frau, die ihm brutal das Herz brach, wird sein Blick glasig.
»Diese Ausgeburt des Bösen, Tochter von Satan und, und … George Bush«, platzt es aus mir heraus.
Paul sieht mich entsetzt an.
»Entschuldigung. Mir geht jede Menge unpassender Quatsch durch den Kopf, und manchmal kommt der mir dann über die Lippen. Ich hätte das nicht sagen sollen. Ich bin mir sicher, dass sie sehr nett ist.«
Paul lächelt mich an und legt eine Hand auf mein Knie.
»Ich denke, dass du sie damit auf ganz wunderbare
Weise auf einen Nenner gebracht hast, und ich bin ein großer Fan von unpassendem Quatsch.«
Ich sehe ihn mit hochgezogener Braue an.
»Es ist doch gut, dass wir beide viel Quatsch reden, oder?«, meint er.
Ich nicke und lächele wie einer dieser Hunde mit Wackelkopf, die man oft in der Heckscheibe sieht.
»Was hat dich dazu gebracht, jemanden kennenlernen zu wollen?«, fragt er mich.
»Ausgerechnet eine ganz verrückte, um Haaresbreite verpasste Chance, in eine Realityshow zu kommen.« Seufzend erzähle ich ihm von der Reihe von Ereignissen, die mich motiviert haben, zum Speed-Dating zu gehen. Am Ende angelangt, springe ich auf und sage: »Aber jetzt muss ich wirklich zur Toilette gehen!«, und versuche, mich aus dem tiefen Sofa hochzuhieven.
Ich sitze auf einer sehr sauberen Toilette und denke nach. Es ist ganz entscheidend, dass ich mich nicht in allzu große Begeisterung hineinsteigere. Wenn ich mich zu sehr hineinsteigere, bringt das nur Unglück. Er flirtet schließlich nicht schamlos mit mir. Wir sind uns einfach nach langer Zeit wieder über den Weg gelaufen und bringen uns auf den aktuellen Stand. Ich frische mein Make-up vor dem riesigen Spiegel auf und gehe dann zurück ins Foyer. Paul steht mit meinem Mantel im Arm vor mir.
»Du siehst übrigens wirklich hervorragend aus«, sagt er.
»Du auch.« Ich lächele. Er errötet. Ich finde einen errötenden Mann fast so sexy wie einen, der staubsaugt.
»Ich kann es einfach nicht fassen, dass du Single bist«, sagt er.
»Und was ist mit dir? Du siehst umwerfend aus, bist lustig und erfolgreich. Was ist nur los mit den Frauen in dieser Stadt?«
»Ich bin wohl ziemlich wählerisch, und, ach, ich weiß nicht, es kommt nicht oft vor, dass man einen Draht zueinander findet.« Dann sehen wir uns eine Ewigkeit lang an. Meine inneren Dämonen reden mir ein: »Sei nicht doof, Sarah, du bist ein Nichts, ein Mann wie dieser wird sich nie für dich interessieren, du hast den dicksten Hintern der Welt, und dein Leben ist ein wackelnder Haufen Nichts.« Aber gleichzeitig denke ich: »Bitte küss mich, wirf meine eigenen Regeln über den Haufen, bitte nimm mein Gesicht in deine perfekten Hände und küss mich für immer.«
»Wir
Weitere Kostenlose Bücher