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Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holmes Lucy Anne
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müssen hier weg. Ich habe drinnen gerade einen Kunden erspäht. Schrecklicher Mann! Wie kommst du nach Hause?«
    »Mit dem Nachtbus.« Ich lächele.
    »Ich werde dir auf meine Rechnung ein Taxi kommen lassen. Ich hätte Angst um dich, wenn du mit dem Nachtbus fährst.«
    Wir stehen wie Teenager auf der Straße, er hat die Hände in den Taschen, ich trage Lipgloss auf. Er holt ein Stück Papier heraus. Es ist der Beurteilungsbogen vom Speed-Dating.
    »Zeig mir, was du über mich geschrieben hast!«, fordere ich.
    »Nein, ich möchte, dass du deine Telefonnummer und E-Mail und Adresse hier aufschreibst.«
    »Oh. Gut«, sage ich. Ich nehme einen Stift und schreibe ihm alles über mich auf. Dann entfalte ich das Blatt und entdecke meine Nummer auf der Seite. Daneben hat er vermerkt Sagt häufig »Arsch« .
    »Oh Gott, ist mir das peinlich!«, sage ich und gehe auf ihn los. Dabei bleiben ein paar meiner Haare auf dem frisch aufgetragenen Lipgloss hängen.

    »Nicht nötig«, sagt er. Er pickt zwei Haarsträhnen von meinen klebrigen Lippen. »Ich finde dich reizend.« Dann legt er seine Hand auf meine Wange. An seinen Fingerspitzen haftet Lipgloss. Ich wünschte, ich hätte Sekundenkleber statt Gloss verwendet, dann würde er auf ewig mit mir verbunden bleiben. Er neigt seinen Kopf über mich. Ich verfolge, wie seine leicht geöffneten Lippen sich meinen immer mehr nähern. Der schönste Mann der Erde will mich küssen! Gott, ich danke dir! Ich schließe meine Augen, als der warme feuchte Mund sanft auf meinen trifft.
    »Taxi nach Camden. Sind Sie das?«
    Paul entfernt sich einen Schritt weit von mir und schiebt seine Hände in die Taschen.
    »Äh ja«, sagt er und wendet sich dem Taxifahrer zu.
    Ehe ich weiß, wie mir geschieht, sitze ich grinsend in einem sehr sauberen Taxi und lausche Magic FM. Sie spielen Foreigner. Bei Magic FM läuft immer Foreigner. Normalerweise nenne ich es den Selbstmord-Sender und schalte um. Jetzt kapiere ich, was es damit auf sich hat. »I Want To Know What Love Is«. Wow.

7
    Ich bin ein faules, schlaffes, übel riechendes Stück weiblicher Abfall. Ich verlasse das Haus nicht mehr. Ich ziehe mich nicht mehr an. Ich trage schon seit drei Tagen denselben rosa Pyjama. (Meine Unterhose habe ich gestern gewechselt.) Ich bin übersät von Teeflecken und Toastkrümeln, und mich juckt es. Dafür gibt es drei Gründe:
    1. Die Löwen des Tierkreises sind genauso faul wie die echten. Diese verbringen offenbar dreiundzwanzig Stunden des Tages schlafend, den Rest der Zeit sind sie auf der Suche nach Nahrung und Sex.
    2. Ich bin abhängig und ein Sklave des Internets. Mein Computer ist immer heiß. Heute Morgen hat er gestöhnt, als ich ihn anschaltete. Er hat Angst, missbraucht zu werden, aber da es keine gesetzlichen Richtlinien für Arbeitsbedingungen und Pausen für Laptops gibt, muss er für seine stinkende Herrin weiterarbeiten.
    3. Ich ergehe mich in stundenlangen Tagträumen von Paul. Ständig stelle ich ihn mir nackt vor. Ich stehe womöglich kurz vor meinem sexuellen Höhepunkt. Gestern holte ich den Vibrator, den meine Schwester mir zu meinem letzten Geburtstag geschenkt hat, aus der Schachtel. Ich hatte an all die unaussprechlichen Dinge denken müssen, die ich mit seinem Körper anstellen
wollte, nachdem ich ihn überall geküsst hatte, und daraufhin beschlossen, den gewaltigen fuchsiafarbenen batteriebetriebenen Plastikpenis herauszuholen. Ich schaltete ihn ein. Er klang wie ein Rasenmäher. Simon war zu Hause. Rasch legte ich ihn zurück in die Schachtel.
    Das momentane Durcheinander in meinem Zimmer macht Simon Angst. Er begreift nicht, dass ich Ordnung im Chaos gefunden habe. Alles, was ich besitze, liegt im Raum verteilt, sodass ich es sehen kann und genau weiß, wo es ist. Simon kam vor Kurzem zu mir ins Zimmer, um mir meine Post zu bringen und einen Blick in den Spiegel zu werfen, hatte jedoch keinerlei Kenntnis davon, dass sich unter meinem Lieblings-T-Shirt eine offene Dose Kichererbsenmus befand. Er trat auf das T-Shirt, und das Aufeinandertreffen von Kichererbsen und Plastik und Acrylschuhsohle veranlasste ihn zu dem Aufschrei, ich sei eine »dreckige Ziege«.
    An meiner Schlafzimmertür wird männlich angeklopft. Ich antworte nicht. Ich zähle bis eins, da tritt Simon ein, mein frisch gewaschenes Lieblings-T-Shirt in der Hand. Er räumt einen schmutzigen Teller vom Bett, setzt sich und meint vorsichtig: »Bist du depressiv?«
    »Nicht im klinischen Sinn«, lasse ich ihn wissen.

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