Oh Happy Dates
gelesen und sich die Zeit genommen, mir zu schreiben. Und das Beste, sie sagt, ich habe sie inspiriert.
»Si, ich bin, ja, eine Inspiration für Frauen«, staune ich.
Simon sieht mich an in meinem schmutzigen Pyjama, von einem Blogkommentar fast zu Tränen gerührt. Er schüttelt den Kopf und wiederholt drei Mal das Wort »verrückt«. Er lässt mich allein, und ich schließe fest die Augen und flüstere rasch: »Bitte, lieber Gott, lass mich mehr Kommentare kriegen. Bitte.«
8
Ich stehe am Soho Square, die Hände in die Hüften gestemmt. Wieder versuche ich, zwei riesige Schweißringe unter meinen Armen zu trocknen. Diese sind die Folge meiner Angst vor Abenteuer Nummer zwei: Anbaggern bei einem Fußballmatch vor einer Großbildleinwand. Ich dachte mir, dass die Übertragung eines Fußballspiels auf Großbildleinwand jede Menge vorwiegend heterosexuelle Männer an einem Ort versammeln würde. Meinem Blog vertraute ich meine sorgfältig geplante Drei-Phasen-Strategie an:
1. Gründliches Erforschen der Örtlichkeit – ich habe mich für ein Kellerlokal im West End entschieden. Simon kommt manchmal hierher. Wenn er das tut, stellt er sich ins Zwischengeschoss und schaut hinab auf all die Mädchen in ihren tief ausgeschnittenen Tops. Er nennt es das Busen-Paradies. Ich glaube, dass mir das Busen-Paradies den perfekten Standpunkt bietet, um alles überblicken zu können.
2. Wähle ein Objekt aus und nähere dich ihm – ich werde so tun, als würde ich nach einer Freundin Ausschau halten. Ich werde herumlaufen und meine Blicke auf der Suche nach meiner »Freundin« durch den Raum schweifen lassen und mich somit meinem Zielobjekt nähern. Dann werde ich mich neben ihn stellen und weder einen verzweifelten noch alarmierten, sondern
einfach nur einen leicht besorgten Eindruck wegen des Verbleibs meiner Freundin machen.
3. Anschließend mit einer guten Einstiegszeile ein Gespräch beginnen – mein Dad behauptet, man solle einen Brief oder ein schwieriges Gespräch immer mit etwas beginnen, was die andere Person gern hören möchte. Also scheinen »Du siehst von allen hier am besten aus, darf ich so lange mit dir plaudern, bis meine Freundin kommt?« oder »Spielst du in einer Band?« vielversprechend.
Als ich im Bett lag und die Strategie in meinen Blog postete, kam ich mir vor wie eine unbezwingbare Vorkämpferin für die Frauen. Jetzt fühle ich mich wie eine verängstigte Fünfjährige, die sich an ihrem ersten Schultag gerade in die Hose gemacht hat. An all dem ist nur Paul schuld. Es ist jetzt eine Woche her, seit ich ihn getroffen habe. Kein Anruf, keine E-Mail, kein Strauß Blumen, kein Heiratsantrag. Wieder abgewiesen.
Ich höre mein Telefon klingeln. Während ich noch meine Achselhöhlen belüfte, versuche ich, es aus meiner Tasche zu angeln. »Bitte, bitte, lass es Paul sein«, flüstere ich beschwörend. Es ist nicht Paul. Es ist mein Agent.
»Hallo, mein reizender Agent. Hat Kiefer Sutherland angefragt, ob ich in der nächsten Staffel von 24 seine Sexsklavin spielen möchte?«
»Heute nicht, Sarah, aber du hast morgen ein Casting für Casualty .«
»Oh mein Gott! Ich LIEBE Casualty ! Welche Rolle? Bitte sag, dass es eine Hebamme ist, bitte«, flehe ich und drücke dabei beide Daumen.
»Nein, du bist eine Frau, deren Sohn krank ist. Es sind nur drei Zeilen. Ich werde dir die Einzelheiten mailen.«
»Großartig! Ich werde mir jetzt gleich ein Fußballspiel anschauen«, sage ich und komme mir dabei vor wie einer der Jungs.
»Ich wusste gar nicht, dass du Fußballfan bist. Wer spielt denn?«
Es ist nicht zu fassen, aber diese Information habe ich leider versäumt einzuholen. Die Antwort »Wen interessiert das schon! Ich gehe da nur hin, um jemanden kennenzulernen« verwerfe ich. Stattdessen sage ich, was ich oft sage, wenn mir jemand eine unangenehme Frage am Mobiltelefon stellt: »Oh, ich verliere dich, Geoff. Geoff! Geoff?«, und lege auf.
Ich betrete die Kneipe. Vor mir ein Meer von Männern und Bier. Ich spüre, wie mein Knie zu zittern anfangen.
»Ich habe eine anonyme Leserin meines Blogs, die von mir inspiriert wird, ich muss es für sie tun«, rede ich mir ein.
»Verzeihung, pardon«, sage ich wiederholt, während ich mir einen Weg zur Bar bahne. Männer treten beiseite und lächeln mich an; sie sagen »Entschuldige, meine Liebe« und »Hallo, Schöne«. Plötzlich fühle ich mich wie eine Dame.
Ich bestelle mir ein elegantes belgisches Bier. Was sich nicht als beste Wahl erweist,
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