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Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holmes Lucy Anne
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ich, wenn ich dort hinkomme, er mir Champagner anbietet und sagt, dass meine Mum ganz toll sei, mir dann mit den Worten »auf uns« zuprostet und davon ausgeht, dass es dann zur Sache geht?
    Einer meiner Nippel kapituliert, der andere möchte unbedingt Eindruck schinden. Wann wurden Nippel zum Fluch meines Lebens? Ich kann nicht ewig hier draußen stehen bleiben. Ich betätige den bronzenen Türklopfer. Ich höre ihn, wie er die Treppe heruntergedonnert kommt, die letzten paar Stufen überspringt und plötzlich vor mir steht, Lockenkopf und freches Grinsen und diese Stimme, die sagt: »Hey hey, hallo Schönheit.«
    Es kommt zu einem verlegenen Was-sollen-wir-tun?-Moment
(Küssen? Umarmen?). Dann packt er mich, schlingt seine Arme um mich, und diese Hand liegt wieder in meinem Kreuz und führt mich über ein paar Stufen hoch in eine warme Küche. Über der Arbeitsfläche sind die Wände rot gefliest, auf dem Holztisch liegt ausgebreitet eine Sonntagszeitung, das große Schiebefenster ist vom Dampf beschlagen.
    »Champagner?«, fragt er und öffnet einen riesigen Kühlschrank voller Wein, Bier, Blaubeeren und anderen Leckereien. Ich erstarre.
    »Hm, ja, danke, sehr nett«, sage ich zögernd.
    »Nur wenn du willst. Vielleicht möchtest du lieber einen Gin Tonic?«
    »Nein, Champagner ist schon toll. Danke«, murmele ich steif.
    »Oder hättest du lieber was Nichtalkoholisches? Ich möchte dich nicht dazu überreden, tagsüber was zu trinken, wenn du das nicht gewohnt bist.«
    »Mein Gott, nein!«, erwidere ich verächtlich. »Tagsüber zu trinken, ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.« Ich lächele und beschließe, ihn seinen Zweifeln zu überlassen.
    Ich inspiziere seinen Kühlschrank. Ich liebe die Kühlschränke anderer Leute. Wenn ich ins Haus meiner Eltern komme, verbringe ich viel Zeit damit, den Inhalt ihres Kühlschranks zu erkunden und meine Imbisse zu planen. Es gibt nämlich nichts Schlimmeres, als beim Abschied ein paar unglaubliche Käse- und Schinkensorten zu entdecken, die man tagelang hätte genießen können. Sein Kühlschrank ist paradiesisch: Alles darin ist bio und von Marks & Spencer oder aus dem Feinkostladen. Er hat sogar meine geliebte belgische Schokomilch von M&S. Ich halte sie ihm hin und stöhne. Dann fällt mir ein, dass das Inspizieren
eines fremden Kühlschranks in Benimmbüchern vermutlich nicht gerade empfohlen wird.
    »Tut mir leid. Ich schaue immer in die Kühlschränke anderer Leute. Wahrscheinlich in erster Linie, weil ich Essen liebe. War das jetzt unverschämt?«
    »Nein, überhaupt nicht, komm, lass uns vor dem Champagner einen Schluck Schokomilch nehmen, was meinst du? Ich bin abhängig von diesem Zeug.« Wir trinken sie direkt aus dem Karton. Als wir damit fertig sind, wischt er mit seinen Knoblauchfingern meinen Milchbart ab. Bei seiner Berührung versteift sich mein Körper.
    »Ah, du hast da einen Joghurt, dessen Haltbarkeitsdatum überschritten ist«, sage ich und entferne mich ein wenig von ihm. Er sagt nichts darauf, und meine grotesken Worte über einen abgelaufenen Joghurt hängen in der Luft wie Zwiebeldunst nach einer Kebabnacht.
    »Ach ja«, sagt er zögernd. »Dann wirf ihn am besten gleich weg.«
    Wir lauschen dem dumpfen Plumps, mit dem er im Mülleimer landet. In der Küche ist es so still wie in einem Verhörraum. Ich gebe vor, aus dem Fenster zu schauen.
    »Dann läuft deine Mum also Marathon? Sie scheint ja eine tolle Frau zu sein.«
    »Hm«, sage ich traurig, ohne ihn anzusehen. Alle hatten recht. Er hat seine Rolle gelernt. Jetzt geht es nur noch um Sex und nicht darum, einander kennenzulernen und sich Zeit zu nehmen, bevor man sich dem Liebesspiel zuwendet.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Sarah?«, erkundigt er sich vorsichtig.
    »Mir geht’s gut, danke, und dir?«
    »Du wirkst ein wenig nervös.«
    »Nein, nein, alles bestens.«

    »Bist du dir sicher? Oder hat es dich verunsichert, dass ich dir Champagner angeboten habe?«
    »Nein, nein«, sage ich überschwänglich. Er schaut mich an. »Ich meine, ja doch, schon ein wenig.«
    »Ich möchte nicht, dass du denkst, ich sei, äh, du weißt schon, nach dem … Also, ich möchte nicht, dass du denkst, wegen dem, äh, was du geschrieben hast, würde ich jetzt so was erwarten oder so. Ich, äh, habe den Champagner gestern bei einem Projektabschluss geschenkt bekommen und fand es einfach eine nette Idee. Ich, äh, mein Gott, du weißt doch, ich würde nie, ich fand Champagner nur eine nette Überraschung.

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