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Oh Happy Dates

Oh Happy Dates

Titel: Oh Happy Dates Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holmes Lucy Anne
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hoffen sie auf Anregungen für ihr sexuelles Repertoire.
    »Das Gegenteil von bewusstlosem Sex, wie ich ihn erlebe, wenn es gegen vier Uhr morgens dazu kommt, nachdem ich einen Liter Wodka intus habe«, erklärt sie.
    »Oh«, sagen Nikki und Bertrand enttäuscht.
    Ich enthalte mich eines Kommentars, weil der Glatzenmann in der Nähe ist. Er ist hinter dem Tresen hervorgekommen, um Aschenbecher zu leeren, und hat einen ganzen Eimer Kippen in der Hand.
    »Oh, hi Sarah«, sagt Glatzenmann, als hätte er mich eben erst bemerkt.
    »Oh, hi«, erwidere ich gleichermaßen überrascht.
    »Wie, hm, wie geht es dir?«, erkundigt er sich nervös und stupst dabei mit seinem Zeh das Tischbein an.
    »Mir geht es, hm, gut, danke.« Ich genieße es, ihn so nervös zu sehen. Vermutlich möchte er mich als Kundin zurückgewinnen, da seine Einnahmen nach meiner Demütigung und dem darauf folgenden Boykott seines Pubs sicherlich drastisch gefallen sind.
    »Ich, äh, ich habe dich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Nein, ich hatte auch ziemlich viel zu tun.«
    »Toll.« Er nickt, und dabei wackelt sein Kinn. Er steht da und lächelt mich an. Mir wäre es lieber, er ginge, denn der kalte Zigarettenrauch ist grausig, und ich möchte mein Gespräch über Pauls Motive fortführen. Ich wende mich gerade wieder Nikki und Julia zu, da räuspert er sich und sagt: »Wir sollten irgendwann mal zusammen was trinken gehen.«
    Ich überlege, ob ich ihn darauf hinweisen soll, dass er mir, als ich genau diesen Vorschlag machte, erklärte, er
wolle lieber einen Kinderfilm über einen Schrank ohne Rückwand anschauen. Er klingt, als könne er es kaum erwarten. Er wirkt fahrig. Ich weiß noch sehr genau, wie ich mich fühlte, als ich meinen ganzen Mut zusammennahm, um ihn um ein Rendezvous zu bitten. Und ich weiß auch noch, was für ein fürchterliches Gefühl es war, zurückgewiesen zu werden. Wäre ich eine starke Frau in einer amerikanischen Fernsehserie, würde ich jetzt mein Gesicht zusammenziehen wie ein Mops mit Schmerzen und auf wunderbar herablassende Weise »Tut mir leid« sagen. Aber da ich es bin, ein Angsthase und außerdem eine Klosterschülerin, murmele ich nur: »Oh, äh, ja, sollten wir.«

16
    Mortlake ist das genaue Gegenteil von Camden:
    1. Es ist unheimlich still.
    2. Keiner hat mir Gras angeboten. In Camden bietet man mir schätzungsweise elfmal am Tag Gras an.
    3. Es ist keine Spucke auf der Straße zu sehen. Ich habe auch nach genauestem Hinsehen keine Spur von Pflasterspeichel entdecken können.
    Es muss sich hier um eine sehr wohlhabende Gegend handeln, wo die Leute hinziehen, um ein Nest zu bauen. Mortlake. Trotzdem kein sehr hübscher Name für ein Viertel. Klingt eher danach, als würden hier neugeborene Kätzchen in mit Ziegelsteinen beschwerten Abfalltüten herzlos ertränkt, oder, noch schlimmer, nach einem riesigen Einkaufszentrum. Um hierher zu kommen, musste ich die U-Bahn und einen richtigen Zug nehmen und dafür alles Geld ausgeben, was ich bei mir hatte. Es liegt ewig weit draußen. Vermutlich hätte ich mir ein paar Impfungen besorgen und Geld wechseln müssen. Das hier gehört mit Sicherheit nicht mehr zu London. Es klebt nur noch dran, wie Kaugummi am Turnschuh.
    Sein Haus habe ich gefunden. Es ist tatsächlich ein Haus. Es gibt nur eine Klingel. Die Leute sagen immer: »Besuch mich doch mal zu Hause«, meinen aber in Wirklichkeit:
»Besuch mich doch mal in meiner winzige Wohnung, für die ich eine astronomische Summe hinblättere, weshalb ich sie mir auch mit sechs anderen Leuten teile und wir in meinem Zimmer essen sollten, die Teller auf dem Schoß.« Ich kann mich nicht erinnern, wann ich in London zum letzten Mal zu einem Haus gekommen bin, das jemandem unter fünfzig gehört hat. In seinem Vorgarten steht eine majestätische Silberbirke. Mein lieber Schwan, die haben hier sogar Bäume.
    Langsam schreite ich die Steinstufen zu seiner roten Tür hinauf. Ich werfe einen Blick an mir hinunter, um mich zu vergewissern, dass meine Nippel nicht vorstehen. Sie tun es aber. Mist. Der kalte dreiminütige Fußweg vom Bahnhof hat dafür gesorgt, dass sie hart geworden sind. Lieber Gott, mach, dass sie weich werden. Ich kann doch nicht mit erigierten Brustwarzen vor Paul treten. Ich wünschte, ich wäre nicht so aufgeregt. Wenn nun alle recht hatten mit ihrer Einschätzung von Paul? Paul hat meinen Blog gelesen und weiß nun alles über mich, kennt also auch meine Sexfantasie mit ihm als zweiter Hauptperson. Was mache

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