Oh Happy Dates
Tut mir leid, glaub bitte nicht, ich möchte, du weißt schon, wie das …«
»Mann, und ich dachte immer, ich sei die beste Stammlerin der Welt«, unterbreche ich ihn, gerührt von so viel zusammenhanglosem Gestotter.
»Weißt du denn, was ich dir sagen wollte?«
»Ja, und es tut mir leid, dass ich so komisch war. Ich bin ein verrücktes Huhn.«
»Und ich mag verrückte Hühner … und schräge Vögel, wahnsinnig gern sogar.«
Ich lache. Er lacht. Er hält sein Glas hoch. Ich stoße mit ihm an.
»Auf … uns«, sagt er mit einem koketten Grinsen.
»Mistkerl!«, protestiere ich.
»Lass mich ausreden«, sagt er mit hochgezogenen Augenbrauen. »Auf uns, die wir keinen Sex haben werden.«
Ich verschlucke mich an dem Champagner, den ich wie eine Dame zu trinken versuchte.
»Ich bin noch nicht fertig«, sagte er wieder spielerisch. »Auf uns, die wir heute keinen Sex haben werden, sondern uns besser kennenlernen und ein schönes Essen genießen.«
»Genau«, sage ich, und wir lassen die Gläser klingen. Er wendet sich von mir ab und geht in die Hocke, um den Ofen zu öffnen. Er sieht wirklich sehr gut aus. Einen so gut aussehenden Freund hatte ich noch nie. Wenn meine Schwester mich jetzt nur sehen könnte. Ich kann mich gar nicht an ihm sattsehen. Obwohl mich im Moment das Blech mit den fantastischen Röstkartoffeln ablenkt, das er aus dem Ofen zieht.
»Wow, die sehen ja unglaublich gut aus«, frohlocke ich und beuge mich neben ihm darüber.
»Das liegt alles nur am Gänsefett«, erklärt er mir.
»Wie der geneigte Fernsehkoch zu sagen pflegt«, kichere ich.
Er sieht mich an, als ich neben ihm in der Ofenhitze hocke, und meint: »Es gefällt mir, wenn Mädchen sich fürs Essen begeistern. Frauen, die immer nur Salat essen, können mir gestohlen bleiben. Ich könnte nächsten Sonntag wieder für dich kochen. Ich habe Schweinefleisch im Gefrierschrank.«
»Hm, köstlich. Ich liebe Schweinefleisch. Ach nein, da kann ich ja gar nicht, da läuft meine Mum den Marathon.«
Er macht ein enttäuschtes Gesicht, lächelt aber und meint achselzuckend: »Kein Problem. Dann eben ein andermal.«
»Du solltest mitkommen. Wenn du es ertragen kannst, meine verrückte Familie kennenzulernen. Ist das jetzt eine dumme Idee? Tut mir leid. Fühl dich nicht verpflichtet.«
»Ich käme gern mit. Ich hatte schon immer vor, mit Laufen anzufangen. Es wird mich inspirieren.«
»Großartig! Obwohl, mit dem Laufen mach mal halblang. Alle in meinem näheren Umfeld fangen damit an. Ich scheine eine Art Lauf-Katalysator zu sein.«
Wir lächeln einander an. Dann nehmen wir uns beide eine kleine knusprige Kartoffel direkt vom Backblech.
Wir schauen uns in die Augen. Dann fällt mir ein, dass er Frauen gerne essen sieht, also knurre ich wie ein Höhlenmensch und schiebe sehr sexy die ganze fetttriefende Kartoffel in meinen Mund. Ich beiße herzhaft zu. Schnell wird mir klar, dass ein glühendes Stück Kohle kühler gewesen wäre als diese Kartoffel.
»Ah, ah, ah«, keuche ich mit weit geöffnetem vollem Mund. Meine Augen tränen, und das flüssige Fett läuft mir übers Kinn. Er sieht mich mit hochgezogenen Brauen und einem amüsierten Lächeln an. Dann holt er ein Stück Küchenpapier und hält es mir vor den Mund, damit ich diese niederträchtige Kartoffel ausspucken kann, die meinen Geschmacksknospen restlos den Garaus gemacht hat. Nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, dass ein Mann, der mir einen Fetzen Küchenpapier unters Kinn hält, damit ich halb zerkautes Essen ausspucken kann, sexy sein könnte oder sollte. Aber er ist es. Er ist es wirklich. Nachdem ich mit dem Ausspucken fertig bin, sehe ich ihn verlegen an. Aber er lacht. Er lacht richtig laut. Ich mache mir bereits ernsthafte Sorgen um die Wirkung, die dies Lachen auf die tektonischen Platten rund um den Erdball haben könnte. Und ich stimme in sein Lachen ein, was gut tut, denn auf diese Weise kommt viel Luft in meinen verbrannten Mund. Dann merke ich, dass er aufgehört hat zu lachen und sich sehr dicht an mich lehnt. Und glücklicherweise gelingt es mir noch rechtzeitig, den Mund zuzumachen, um den weichen Kuss entgegenzunehmen, den er sanft auf meine Lippen tupft.
17
Ich sitze auf dem Bahnsteig von Mortlake und wartete auf den 21:17-Uhr-Zug nach Waterloo. Es ist 21:32 Uhr. Ich bin allein. Paul wollte mich zum Bahnhof begleiten. Wirklich lächerlich, denn der Bahnhof liegt so nah, dass man geradezu hinspucken könnte. Was man natürlich nicht täte. In
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